AUFMERKSAM

ABSICHTSLOS  

AKZEPTIEREN

 

 

Diese Analyse ist für Menschen geschrieben, die den Lebenssinn relevant im Alltag anwenden wollen. Die sich ihrem schwachen/ schlechtem Gewissen bewusst sind. Die bereit sind, einen Weg zu gehen, anstatt am Wegrand zu sitzen, sich die Zeit mit Jonglieren unverbindlicher Floskeln des Alltags zu vertreiben. Für die, deren Ziel es ist, Erkenntnis in ihrem Leben einzubringen. Die bereit sind neues Wissen zu suchen, um bisheriges Denken zu erneuern, zu verändern. Geniale Aspekte unseres menschlichen Daseins werden in den Vordergrund gerückt. Aus diesem Blickwinkel werden verschiedene Ausdrucksformen unseres Denkens und Fühlens dargestellt. Es ist wünschenswert, dass dieses Werk zu vielen Menschen gelangt, die es als Hilfsmittel auf ihrem Lebensweg nutzen wollen.

 

Millionen von Menschen besitzen gute Umgangsformen. Millionen andere betrachten diese jedoch mit Geringschätzung. Zu wissen, wie man hilfsbereit und zuvorkommend, freundlich und höflich sein kann, trägt viel dazu bei, aus dem inneren Beobachter, unserem Gewissen, einen Ort des Wohlbefindens zu machen. Man kann viel dazu beisteuern, Reibereien im Umgang mit anderen auszuschalten, wenn man sich die üblichen Ausdrucksformen der Höflichkeit und Rücksichtnahme aneignet, zum Beispiel Danke schön! , Bitte! , Entschuldigung! oder Es tut mir leid! Diese kleinen Wörter sind von großer Bedeutung. Jeder kann sie sagen, wenn es angebracht ist; es kostet nichts, doch man gewinnt dadurch Freunde. Pflegen wir täglich gute Manieren, dann werden sie uns nicht fehlen, wenn wir mit anderen Menschen außerhalb unseres Familienkreises Umgang pflegen. Wie herausragend es wäre, wenn diese Umgangsart heute praktiziert würde! Überall würden sich die Menschen tadellos zu benehmen wissen.

 

Die Familie ist der Ausgangspunkt für gute Manieren. Hier werden diese gelehrt und erlernt. Eine Familie gleicht einer empfindlichen Maschine, deren Teile in enger Verbindung zueinander stehen. Nur wenn die Maschine fachmännisch geölt wird, läuft sie reibungslos. Gutes Benehmen schließt auch ein, andere zu respektieren, auf ihre Gefühle Rücksicht zu nehmen und sie so zu behandeln, wie wir selbst gern von ihnen behandelt werden möchten. Vielen ist jedoch aufgefallen, dass die guten Umgangsformen im Schwinden begriffen sind. Eine Autorin sagte: Es fehlt uns an Höflichkeit, weil der Individualismus die Oberhand gewonnen hat. Und der Philosoph Arthur Schopenhauer schrieb, der Egoismus sei so garstig, dass man ihm die Höflichkeit als Feigenblatt vorstecke. Heutzutage meinen viele, ein höflicher Mensch zeige in Wirklichkeit Schwäche und wer anderen den Vorrang gebe, sei ein Versager. Haben wir es nicht dem Jahrzehnt des Egoismus, der Aufklärung, den 70er Jahren zu verdanken, dass nun eine das Ich verherrlichende Lebensweise vorherrscht? Dieses Problem hat solch ein Ausmaß angenommen, dass übliche Anstandsregeln heute unüblich geworden sind. Schon siebenjährige Kinder werden immer aggressiver, sie missachten das Eigentum anderer Kinder, haben kaum Respekt vor Erwachsenen und sprechen eine unanständige Sprache.

      

Als Lehrer dazu befragt wurden, gaben die meisten an, ihrer Ansicht nach würden die Eltern ihre Kinder verziehen und deshalb würden sich diese immer unsozialer verhalten. Gemäß einer anderen Umfrage waren 86 Prozent der befragten Lehrer der Meinung, der Grund sei, dass die Eltern keine klaren Maßstäbe festsetzen und ihren Kindern nicht sagen, was sie von ihnen erwarten. 82 Prozent der Lehrer gaben dem fehlenden elterlichen Beispiel die Schuld. Zerrüttete Familien, Scheidungen, Ehen ohne Trauschein, fehlende Verhaltensregeln sowie übermassiger Fernsehkonsum — all das läuft letzten Endes auf den Zerfall der Familie hinaus. Einen Grossteil am Verfall der Umgangsformen tragen zunächst die Eltern. Sie bringen den Kindern bei, wie man sich kleidet, wie man spricht, wie man miteinander umgeht. Wenn wir und unsere Kinder unseren Sinn ständig mit fiktiven und oberflächlichen Fernsehinhalten füttern, werden sich schließlich in unseren Umgangsformen die unverschämten, respektlosen und verletzenden Verhaltensweisen der Fernsehfiguren widerspiegeln. Im Fernsehen werden Eltern häufig als die Dummen abgestempelt, die Kinder dagegen sind die Klugen.

Es verschafft den Menschen innere Genugtuung, lauthals große Töne zu spucken, andere zu unterbrechen, sie zu provozieren, rüpelhaft und herablassend zu sein, und sie sind stolz darauf, wenn sie jemanden tyrannisieren. Früher wurde ein unverschämtes Verhalten im Allgemeinen von der Öffentlichkeit missbilligt, und der Täter wurde geächtet. In der heutigen Gesellschaft kann sich jemand eine Unverschämtheit erlauben, ohne dass sein Ruf leidet. Und sollte irgendjemand etwas einzuwenden haben, muss er damit rechnen, verbal oder tätlich angegriffen zu werden. Jugendliche, die in Gruppen lärmend umherziehen, verbreiten eine schmutzige Sprache, fallen durch obszöne Gesten auf und beleidigen andere durch ihr freches Verhalten; all das tun sie bewusst in dem Bemühen, die Aufmerksamkeit ihrer Umgebung auf ihre Aufsässigkeit zu lenken und die Erwachsenen durch ihr unverhohlen rüdes Benehmen zu schockieren. Jemand hat jedoch einmal gesagt: Durch Grobheit täuscht ein schwacher Mensch Kraft vor. All die vielen Gesetze, die erlassen wurden, um das menschliche Verhalten zu regeln, könnten ganze Bibliotheken füllen, doch sie haben der Menschheit nicht die nötige Einsicht gegeben. Brauchen wir noch mehr Gesetze? Oder vielleicht weniger? Es heißt, je besser eine Gesellschaft funktioniere, desto weniger Gesetze brauche sie. Wie wäre es mit nur einem Gesetz? Zum Beispiel mit diesem: Alles daher, was ihr wollt, dass euch die Menschen tun, sollt auch ihr ihnen ebenso tun. Ferner halten die Menschen eine allgemein verbindliche Übereinkunft, was wahre Werte angeht, für überflüssig, Werte, die seit jeher als unentbehrlich anerkannt wurden, um Einsicht zu erlangen.

       Diese neue Moral gleicht einer breiten Strasse, die für jeden erdenklichen Lebensstil Platz bietet, den der einzelne wählen mag, und auf dieser Strasse befinden sich viele Menschen; auf einer Strasse, die in die Vernichtung führt. Selten richtet sich das Denken, Empfinden und Handeln eines Menschen nach der Wirklichkeit der Dinge, sondern nach dem geistigen Vorstellungsbild, das er von den Dingen hat. Jeder hat bestimmte Vorstellungen von sich selbst und seiner Umwelt und den Menschen in ihr. Er verhält sich so, als seien seine Vorstellungen die eigentliche Wirklichkeit. Besteht Grund zu der Annahme, es könne in irgendeiner Beziehung das Gegenteil der Fall sein, dann wehrt sich der Mensch in seinem tiefsten Innern, daran zu glauben. Die Menschen wollen sich mit ihren Empfindungen weiterhin nach ihren Vorstellungsbildern richten. Ohne Rücksicht darauf, ob diese mit der realen Wirklichkeit übereinstimmen.

       Die Zeit jedoch zeigt uns die Tendenz, in der Eigenverantwortung oft zwar widerwillig, doch letztlich mit wahrer Freude, dass alte Vorstellungsbilder mit Erfolg verändert werden können. Ein Merkmal für die Schwierigkeit die hierbei auffällt, ist eine gewisse Zwanghaftigkeit. Sobald ein Mensch von Angst getrieben wird, muss dies notwendigerweise zum Verlust von Spontaneität führen. Angst führt nicht zur Quelle von vermehrter konstruktiver Kraft. Bei den meisten Menschen dauert es bis zu sechs Wochen, bis sich eine geistige Vorstellung so weit verändert, dass sie einer neuen Wirklichkeit entspricht. Für diesen Veränderungsverlauf muss der Mensch selbst bereit sein, mit seiner Fähigkeit des richtigen Denkens.

       Nur zu oft will er den Rat anderer Menschen gar nicht hören. Das ist auch ein Grund, dass Menschen sich bei einer Debatte so aufregen und sich anschreien. Je zwingender die logischen Gründe der Gegenpartei sind, desto mehr ist der einzelne um die Sicherheit seiner geliebten Vorstellungsbilder besorgt, und um so lauter schreit er sie heraus, um sie zu verteidigen. Erhöht sich dieser realistische Druck, so wütender wird die Debatte. Wir Menschen haben eine zwar verständliche, doch ganz unvernünftige Neigung, diejenigen ablehnend zu finden, die uns in unseren persönlichen Vorstellungsbildern überlegen sind, statt mit vereinten Kräften zur gegenseitigen Erbauung beizutragen. Im Kern sind es unsere Emotionen, wie Wut und Zorn, die beide im Bereich der Aggressionsäußerungen angesiedelt sind. Dennoch lassen sich bei genauerer Betrachtung ganz deutliche Unterschiede feststellen. Allein im Sprachgebrauch machen sich Bedeutungsunterschiede sichtbar. So z.B. blinde Wut, tierische Wut, Tollwut, Zerstörungswut, von Wut besessen. Während der Begriff Zorn mit den Zusätzen, gerechter oder sogar heiliger Zorn bekannt ist. Bei der Wut handelt es sich eher um einen tragischen Gefühlszustand, der mit enormer Einengung des menschlichen Wertehorizonts blind vor Wut einhergeht. Wohingegen der Zorn eine eher bewusste Gefühlsäußerung ist, die sich gegen die Verletzung eines höheren Wertes richtet und Ausdruck eines entwickelten, vorhandenen Werteempfindens ist. Dennoch sollte der menschliche Zorn als Laster beurteilt werden. Zorn und Wut sind keinesfalls zufällige Phänomene. Sie sind immer Ausdruck einer sehr angespannten Situation.

       Sie wird nur auf dem Hintergrund der Lebensstimmung und der Charakterstruktur eines Menschen verständlich. Ähnlich wie ein Mensch zum Hass neigt, ist ein wütender Mensch in ständiger Alarmbereitschaft. Verstimmtheit bis zur Feindseeligkeit verdüstert sein Gesicht. Stets neue Nahrung für seinen untergründigen Ärger bekommt er, weil er seine Erfahrungen in der Widerständigkeit erlebt. Alles was sich gegen seine Vorstellungsbilder zeigt, sind widerständige Schranken. Diesen Hindernissen kann er sich nicht stellen, und somit auch keine Verantwortung dafür übernehmen. Die von außen auf ihn einwirkenden zu lösenden Aufgaben, entziehen sich seinem Einfluss. Daraus ergibt sich das geistige Vorstellungsbild, die Chance für ein friedliches Leben verspielt zu haben. Das daraus resultierende enge Freiheitsbedürfnis für seine Entscheidungen, bewirkt echte Hemmnis. Er kreist um sich selbst. Er kann die Realität zur konstruktiven Bearbeitung nicht mehr leidenschaftlich in beide Hände nehmen. Sein dennoch energiereicher Einsatz, vereitelt Zuversicht und Hoffnung. Soll der Mensch Vertrauen in Werte haben, dann muss er selbst die Fähigkeit zum Guten und zur Produktivität erkennen und anwenden. Die Bewertung für die Gültigkeit dieser Erfahrensgrundlage findet nur dann statt, wenn es sich um etwas Bedeutsames handelt, also eine Störung abgestellt, ein Bedürfnis befriedigt, ein Mangel behoben, eine Entbehrung beseitigt oder ein bestimmter Konflikt zwischen Neigungen mittels einer Veränderung der bestehenden Bedingungen gelöst werden muss. In dieser Konsequenz ist zum besseren Verständnis, die Erörterung einer Situation, die Erörterung des Charakters voranzustellen.

       Das Bewusstsein unser selbst, wie Vernunftbegabung oder Vorstellungsvermögen haben die eigene Harmonie zerrissen. Ihr Auftreten hat den Menschen zu einer Abnormität gemacht, zu einer Laune. Ist ein Teil des Universums, ist den physikalischen Gesetzen unterworfen, kann diese nicht ändern. Der Mensch kann sich nicht von seiner Geistigkeit befreien, sein Körper veranlasst ihn, leben zu wollen. Unablässig ist er deshalb mit den zu lösenden Aufgaben beschäftigt. Betrachten wir einmal die globale Preisentwicklungen in der Welt. Wer regelmassig einkaufen muss, weiß, dass die Preise ständig höher klettern. Fast in jedem Land der Welt ist das so. Natürlich sind die Preise zeitweise gleich geblieben oder sind sogar etwas gesunken, dann sind sie wieder in die Höhe geschnellt. Das ist vom Ende des Zweiten Weltkrieges an jahrelang der Trend gewesen. Für viele Familien mit durchschnittlichem Einkommen ist dieser ständige Preisauftrieb entmutigend. Es bedrückt sie, dass Waren und Dienstleistungen ständig teurer und alle möglichen Steuern höher werden. Im Jahre 2002 sind die Preise in vielen Ländern mehr angestiegen als in irgendeinem anderen Jahr des vergangenen Jahrtausends. Das Wort, das am häufigsten gebraucht wird, um diesen Vorgang zu beschreiben, lautet INFLATION. In einem Wörterbuch wird dieses Wort als eine erhebliche Erhöhung der Preise definiert. Inflation bedeutet, dass man für alles mehr zahlen muss. Sie bedeutet gewöhnlich auch, dass die Löhne steigen. das Einkommen vieler Leute steigt nicht genügend, um mit der Inflation Schritt zu halten, und dadurch entsteht ein großes Problem. Der Lebensstandard dieser Personen sinkt, da sie nicht mehr soviel kaufen können wie zuvor. Besonders betroffen werden Personen, die von festen Beträgen leben, von Einkommen und Renten, die unverändert bleiben oder nur gering erhöht werden. Betroffen werden auch viele Arbeitnehmer mit mittlerem Einkommen, die nicht in der Lage sind, ihren Lohn der Preisentwicklung anzupassen. Gewöhnlich werden die ungelernten Arbeiter und die Armen am stärksten betroffen. Sie können nicht fortwährend höhere Löhne fordern, die den steigenden Preisen entsprächen. Natürlich gibt es auch Personen, denen die Inflation Vorteile bringt. Das sind diejenigen, deren Löhne oder Sachwerte schneller steigen als die Preise. Diese Personen können ihren Lebensstandard heben. Häufig sind das Personen, die schon vorher finanziell besser gestellt waren. Während die Inflation also einigen nützt, schadet sie anderen zunehmend, deren Einkommen nicht entsprechend aufgebessert wird: den vielen Alten, den unteren Einkommensklassen und den Armen. Für diese Menschen ist die Inflation ein Dieb. Sie ist ein Dieb, der die Ärmsten bestiehlt. Trotz des Wirtschaftsbooms kann sich ein großer Teil der Bevölkerung immer weniger leisten, so dass es den meisten schließlich schlechter geht. In den Vereinigten Staaten, der reichsten Nation der Erde, leben nach den statistischen Angaben der Regierung etwa 26 000 00 0 Menschen in Armut. Jeder vierte ältere Mensch lebt in ärmlichen Verhältnissen. Die Hälfte aller Witwen im Alter von über 65 Jahren hat ein kärgliches Auskommen oder ist arm. Ferner verdienen Millionen Amerikaner so wenig, dass man sie beinahe auch zu den Armen zählen muss. Da solche Verhältnisse im reichsten Land der Erde in guten Zeiten bestehen, fragen sich viele: Wie wird es erst in schlechten Zeiten sein?

      Seit dem Zweiten Weltkrieg leidet fast jedes Land unter einer Inflation. die politischen und die wirtschaftlichen Führer der westlichen Welt sind besonders beunruhigt wegen eines Landes: wegen der Vereinigten Staaten. Die Vereinigten Staaten sind mehr als fünfundzwanzig Jahre lang der Hauptpfeiler, das Fundament, der Wirtschaft der westlichen Welt gewesen. Weil die Vereinigten Staaten mehr Güter erzeugen und verkaufen und im Ausland mehr Geld ausgeben als jedes andere Land, wirkt sich das, was in den Vereinigten Staaten geschieht, entscheidend auf alle übrigen westlichen Länder aus. Jemand sagte einmal: Wenn die Vereinigten Staaten niesen, erkälten sich die anderen Länder der westlichen Welt. Die wirtschaftliche Lage in den Vereinigten Staaten bereitet schon seit mehreren Jahren große Sorgen. Die Preise klettern ständig höher. Nichts, was die Regierung bisher unternommen hat, ist imstande gewesen, die Inflation aufzuhalten. die Preise der Waren auswirken würde, die daraus hergestellt werden. Der Mensch befindet sich in einem Zustand ständiger und unvermeidlicher Unausgeglichenheit. Sein Leben kann nicht gelebt werden, indem die Verhaltensmuster seiner Gattung einfach nur wiederholt werden. Jeder Einzelne muss sich selbst erleben. Als einziges Lebewesen ist der Mensch unzufrieden und langweilt sich oft. Seine Existenz ist ihm zu einem Problem geworden, dem er nicht entfliehen kann. Er braucht seine oft fehlende Vernunft, um sich selbst zu erkennen. Das Aufkommen der Vernunftbegabung hat eine Verzweigung im Menschen geschaffen, unablässig nach neuen Lösungen zu suchen. Jede Stufe die er erreicht, lasst ihn unbefriedigt. Es ist der Widerspruch seiner eigenen Existenz, der den Menschen auf der begonnenen Bahn fortschreiten lasst. Durch den Verlust seiner Einheit mit der Natur, wurde er zum ewigen Wanderer. Er ist gezwungen vorwärts zu gehen und mit andauernder Anstrengung das ihm Unbekannte zu erkennen suchen, indem er seine Erkenntnislücken, mit Wissen ausfüllt. Über den Sinn seines Lebens muss er sich Rechenschaft geben. Damit er diesen inneren Zwiespalt überwinden kann, drängt es ihn, getrieben von einem Willen nach Perfektion – eine andere Art von Harmonie zu finden, welche die Strafe von ihm nimmt, durch die er von der Natur, den Mitmenschen und sich selbst getrennt wurde. Diese Spaltung ist eine Existentielle, weil sie in der Existenz des Menschen selbst wurzelt.

       Diese Widersprüche kann der Mensch von sich aus nicht aufheben. Er reagiert jedoch verschieden auf sie, entsprechend seines Denkens. Existenzielle Widersprüche unterscheiden sich grundsätzlich von den vielen historischen Widersprüchen im Leben des Menschen. Historische Verzweigungen gehören nicht notwendig zur menschlichen Existenz. Der Mensch hat sie geschaffen. Er kann sie sogleich oder zu einem späteren Zeitpunkt der Menschheitsgeschichte lösen. In diesem Sinn ist auch der gegenwärtige Widerspruch zwischen dem Überfluss technischer Möglichkeiten zur Befriedigung materieller Bedürfnisse und der Unfähigkeit, diese Möglichkeiten ausschließlich für friedliche Zwecke der Menschheit zu nutzen, lösbar. Es ist kein notwendiger Widerspruch, denn er ist auf einen Mangel an Einsicht und Mut zurückzuführen.

       Die Unterscheidung zwischen existentiellen und historischen Widersprüchen ist recht bedeutsam, weil ihre Verwechselung entscheidende Folgen hat. Die Menschen, welche am Fortbestehen historischer Widersprüche interessiert sind, suchen nach Beweisen, dass es sich um existentielle und demzufolge um unabänderliche Widersprüche handle. Sie wollen überzeugen, dass das, was nicht sein darf, auch nicht sein kann. Damit soll sich der Mensch abfinden. Trotz der Vermischung dieser Arten von Widersprüchen, sucht der Mensch für beide eine Lösung. Der Mensch kann sich im Geiste nicht passiv verhalten, sobald er einem Widerspruch gegenübersteht. Diese Tatsache entspringt seiner gesamten Entwicklung. Soll der Mensch gehindert werden, handelnd auf das Wahrnehmen von Widersprüchen zu reagieren, muss das Vorhandensein von Widersprüchen selbst bestritten werden. Widersprüche zu harmonisieren und auf diese Weise zu leugnen, ist die Funktion von Rationalisierungen im Leben des Einzelnen und von Ideologien. Wenn jedoch unsere Geisteskraft nur durch rationale Antworten allein befriedigt werden könnte, wären Ideologien wirkungslos. Es gehört zu den Eigentümlichkeiten, das als Wahrheit hinzunehmen, was von der Mehrheit gedacht oder von Autoritäten gefordert wird. Die wissenschaftliche Wahrheit beispielsweise hat die Menschen von vielen falschen Vorstellungen befreit, wie zum Beispiel, dass die Erde flach und das Zentrum des Universums sei, dass Wärme ein Stoff namens Phlogiston sei, dass schlechte Luft Epidemien verursachen würde, und dass das Atom das kleinste Teilchen der Materie sei. Die praktische Nutzung wissenschaftlicher Erkenntnisse in der Industrie wie auch auf dem Gebiet der Kommunikation und der Logistik hat die Menschen von unnötiger Plagerei und in einem gewissen Maß von den durch Zeit und Entfernung gesetzten Grenzen, frei gemacht.

       Wissenschaftliche Wahrheiten, die in die Gesundheitsvorsorge und in Heilbehandlungen eingeflossen sind, haben viele Menschen vor einem vorzeitigen Tod bewahrt oder von einer pathologischen Krankheitsfurcht befreit. Der World Book Encyclopedia zufolge deckt die Wissenschaft das weite Feld des menschlichen Wissens ab, das sich mit Tatsachen befasst, die durch Gesetze zusammengehalten werden. Verständlicherweise gibt es verschiedene Arten von Wissenschaft. In dem Buch >Der Wissenschaftler< wird gesagt: Theoretisch kann aus jeder Art Wissen eine Wissenschaft gemacht werden, da nach der Definition ein Wissenszweig zur Wissenschaft wird, wenn er im Geist der wissenschaftlichen Methodik behandelt wird. Dadurch wird es schwierig, genau zu definieren, wo die eine Wissenschaft aufhört und die andere anfängt. Ja, gemäss der World Book Encyclopedia überlappen sich in einigen Fällen Wissenschaften in so starkem masse, dass interdisziplinäre Felder entstanden sind, die Teilgebiete von zwei oder mehr Wissenschaften kombinieren. Dennoch sprechen die meisten Nachschlagewerke von vier Hauptgebieten: die exakten Naturwissenschaften, die biologischen Naturwissenschaften, die Sozialwissenschaften und die Wissenschaft der Mathematik und Logik. Mathematik eine Wissenschaft?

Ja, ohne einheitliche Messmethoden, ohne die Möglichkeit, zu bestimmen, wie groß, wie klein, wie zahlreich, wie selten, wie weit, wie nah, wie heiß und wie kalt etwas ist, wäre eine produktive wissenschaftliche Untersuchung unmöglich. Nicht ohne Grund ist die Mathematik die Königin und Dienerin der Wissenschaften genannt worden. Zu den exakten Naturwissenschaften gehören Chemie, Physik und Astronomie. Die wichtigsten biologischen Naturwissenschaften sind Botanik und Zoologie, und die Sozialwissenschaften schliessen Anthropologie, Soziologie, Wirtschaftswissenschaften, Politologie und Psychologie ein. Man muss zwischen reiner Wissenschaft und angewandter Wissenschaft unterscheiden. Die erstere beschäftigt sich allein mit den wissenschaftlichen Tatsachen und Gesetzen selbst; die letztere mit deren praktischer Anwendung. Heute spricht man in Verbindung mit angewandter Wissenschaft auch oft von Technologie. Religion und Wissenschaft sind beides Beispiele für den Wunsch des Menschen, die Wahrheit zu kennen. Die Suche nach religiöser Wahrheit unterscheidet sich jedoch grundlegend von der Suche nach wissenschaftlicher Wahrheit. Wer nach religiöser Wahrheit sucht, wird sich wahrscheinlich der Bibel, dem Koran, dem Talmud zuwenden, je nachdem, ob er nun Christ, Muslim, Jude, Hindu oder Buddhist ist. Dort findet er das, was von seiner Religion als Offenbarung der religiösen Wahrheit und möglicherweise aus göttlicher Quelle kommend und damit als letzte Autorität betrachtet wird. Wer hingegen nach wissenschaftlicher Wahrheit sucht, kann sich an keine solche letzte Autorität wenden, weder an ein Buch noch an einen Menschen. Wissenschaftliche Wahrheit wird nicht offenbart; sie wird entdeckt. Das erfordert ein System des Ausprobierens, bei dem der Suchende oftmals feststellen muss, dass seine Anstrengungen fruchtlos waren. Durch die systematische Einhaltung von festgelegten Schritten kann sich die Suche allerdings fruchtbar gestalten. Dennoch werden wissenschaftliche Siege auf den Trümmern wissenschaftlicher Niederlagen gefeiert, und ehemals anerkannte Ansichten werden verworfen, um Platz zu machen für neue, die der Wahrheit näher zu kommen scheinen. Trotz dieser Zufallsmethode haben die Wissenschaftler über die Jahrhunderte hinweg eine erstaunliche Fülle an wissenschaftlicher Erkenntnis gesammelt. Auch wenn sie oft falsch lagen, so konnten sie doch viele verkehrte Schlussfolgerungen korrigieren, bevor größerer Schaden entstand. Solange fehlerhaftes Wissen sich auf die reine Wissenschaft beschränkt, hält sich die Gefahr, dass dadurch größeres Unheil angerichtet wird, in Grenzen. Doch versucht man, stark fehlerhafte reine Wissenschaft in angewandte Wissenschaft zu transformieren, dann können die Folgen verheerend sein. Ein Beispiel hierfür sind die wissenschaftlichen Erkenntnisse, welche die Entwicklung von Insektiziden ermöglicht haben. Diese Stoffe wurden hoch geachtet, bis die wissenschaftliche Forschung ergab, dass einige davon Rückstände hinterlassen, die für die menschliche Gesundheit schädlich sind. In einigen Gegenden in der Nähe des Aralsees an der Grenze zwischen Usbekistan und Kasachstan wurde ein Zusammenhang zwischen dem großzügigen Einsatz solcher Insektizide und der Speiseröhrenkrebsrate nachgewiesen, die dort siebenmal so hoch ist wie im nationalen Durchschnitt. Aerosolsprays sind der Bequemlichkeit wegen sehr beliebt gewesen, bis wissenschaftliche Untersuchungen erkennen ließen, dass sie mitverantwortlich sind für die Zerstörung der Ozonschicht, die noch schneller zerstört wird als bisher vermutet. So ist die Suche nach wissenschaftlicher Wahrheit ein fortdauernder Prozess. Die wissenschaftliche Wahrheit von heute ist morgen vielleicht die irrige oder sogar gefährliche Vorstellung von gestern. Wissenschaft und Technologie haben die Strukturen der heutigen Welt maßgeblich mitgestaltet. Frederick Seitz, ehemaliger Präsident der U.S. National Academy of Sciences, erklärte: Wissenschaft, die zuerst als Abenteuer des Verstandes begann, wird nunmehr eine der Hauptsäulen des täglichen Lebens. Auf diese Weise ist die wissenschaftliche Forschung zu einem Synonym für Fortschritt geworden. Jeder, der die jüngsten wissenschaftlichen Entwicklungen in Frage stellt, läuft Gefahr, als rückständig abgestempelt zu werden. Und einige halten das, was sie wissenschaftlichen Fortschritt nennen, für den grundlegenden Unterschied zwischen zivilisiert und unzivilisiert. Nur wenige bestreiten ernsthaft, dass unsere Welt eine Umgestaltung nötig hat.

Doch ist die Wissenschaft dieser Aufgabe gewachsen? Kann sie die wissenschaftlichen Wahrheiten entdecken, die notwendig wären, um den noch nie da gewesenen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu begegnen? Und können diese Wahrheiten schnell genug gefunden werden, um die Menschen von der Furcht vor einer drohenden Katastrophe zu befreien? Der zweifache Nobelpreisträger Linus Pauling sagte: Jeder, der auf der Welt lebt, muss etwas von der Natur und den Auswirkungen der Wissenschaft verstehen, oder gemäß der World Book Encyclopedia waren während der Zeit 5. bis 15. Jahrhundert die Gelehrten in Europa mehr an Theologie, dem Studium der Religion, interessiert als an dem Studium der Natur. Und diese Betonung der Rettung an Stelle der Erforschung der Natur war, so die Collier's Encyclopedia, für die Wissenschaft eher ein Hindernis denn eine Stimulans. Christi Lehren sollten ursprünglich keine solchen Hindernisse sein, doch die Verirrung der Christenheit im Labyrinth falscher religiöser Vorstellungen, einschließlich der Überbetonung einer Rettung der angeblich unsterblichen Seele, förderte jene Entwicklung. Bildung wurde fast nur unter kirchlicher Kontrolle vermittelt und hauptsächlich in Klöstern kultiviert. Diese religiöse Einstellung bremste die Suche nach wissenschaftlicher Wahrheit. Von Beginn unserer Zeitrechnung an wurden wissenschaftliche Fragestellungen von der Theologie in den Hintergrund gedrängt. Praktisch der einzige erwähnenswerte wissenschaftliche Fortschritt fand auf dem Gebiet der Medizin statt. Beispielsweise schrieb der römische Medizinschriftsteller Aulus Celsus, der im ersten Jahrhundert u. Z. lebte und Hippokrates der Römer genannt wurde, ein Werk, das heute als Medizinklassiker gilt. Der griechische Heilmittelkundige Pedanios Dioskurides, ein Wundarzt in den römischen Armeen Neros, schloss ein herausragendes Werk über die Heilmittel ab, von dem über Jahrhunderte hinweg viel Gebrauch gemacht wurde. Galen, ein Grieche des zweiten Jahrhunderts, beeinflusste durch die Begründung der experimentellen Physiologie die medizinische Theorie und Praxis seiner Zeit sowie des gesamten Mittelalters. Die Stagnation der Wissenschaft hielt selbst noch nach dem 15. Jahrhundert an. Die europäischen Wissenschaftler machten in jener Zeit zwar Entdeckungen, doch waren diese größtenteils nicht wirklich neu. In der Zeitschrift Time hieß es: Die Chinesen waren die ersten Meister der Wissenschaft auf der Welt. Lange vor den Europäern wussten sie, wie man einen Kompass benutzt, wie man Papier und Schiesspulver herstellt und wie man mit beweglichen Lettern druckt. So übernahmen wegen des generellen Vakuums, das im wissenschaftlichen Gedankengut im christlichen Europa herrschte nichtchristliche Kulturen die Führung. Im neunten Jahrhundert erlangten arabische Wissenschaftler innerhalb kurzer Zeit die Führung auf wissenschaftlichem Gebiet. Während die Christenheit auf der Stelle trat, erlebten sie insbesondere im 10. und 11. Jahrhundert ein goldenes Zeitalter der Bildung. Sie lieferten bedeutende Beiträge zur Medizin, Chemie, Botanik, Physik, Astronomie und vor allem zur Mathematik.

In der Brockhaus-Enzyklopädie wird gesagt: Manche Wissenszweige, z. B. Soziologie, Chronologie, Experimentalphysik, Trigonometrie und Algebra, sind von islamischen Gelehrten geschaffen worden oder fanden durch sie ihre erste gültige Ausprägung. Viele wissenschaftliche Erkenntnisse stammen tatsächlich von ihnen. Doch einiges stützte sich auf die allgemeinen Grundlagen griechischer Philosophie und erreichte sie, so merkwürdig es erscheinen mag, unter Beteiligung der Religion. Vergleichsweise früh nach ihrer Entstehung breitete sich die Christenheit nach Persien und anschließend nach Arabien und Indien aus. Im fünften Jahrhundert wurde Nestorius, Patriarch von Konstantinopel, in eine Kontroverse verwickelt, die ein Schisma innerhalb der Ostkirche nach sich zog. In der Folge formierte sich eine Splittergruppe, die Nestorianer. Im siebten Jahrhundert, als die neue Religion des Islam die Weltbühne stürmte und ihren Expansionsfeldzug begann, zögerten die Nestorianer nicht lange, ihr Wissen an die arabischen Eroberer weiterzugeben. Gemäß der Encyclopedia of Religion waren die Nestorianer die ersten, die die griechische Wissenschaft und Philosophie förderten, indem sie griechische Texte ins Syrische und dann ins Arabische übersetzten. Sie waren auch die ersten, die griechische Medizin in Bagdad einführten. Auf diesem von den Nestorianern übermittelten Wissen begannen dann die arabischen Wissenschaftler aufzubauen. Im arabischen Reich wurde Syrisch als Wissenschaftssprache von Arabisch abgelöst, das sich als eine für wissenschaftliche Aufzeichnungen hervorragend geeignete Sprache erwies. Doch die Ar nahmen nicht nur, sie gaben auch. Als die Mauren über Spanien nach Europa kamen, wo sie dann über 700 Jahre blieben, brachten sie im Gepäck ihre aufgeklärte muslimische Kultur mit. Und auf den acht so genannten christlichen Kreuzzügen zwischen 1096 und 1272 waren die abendländischen Kreuzfahrer von der fortschrittlichen islamischen Kultur, der sie begegneten, sehr beeindruckt. Sie kehrten, wie ein Publizist es ausdrückte, mit einer Unmenge neuer Eindrücke zurück. Ein bedeutendes Geschenk der Ar an Europa war die Einführung der arabischen Ziffern, mit denen die von den Römern verwandten Buchstaben ersetzt wurden. Eigentlich ist die Bezeichnung arabische Ziffern nicht ganz akkurat. Richtiger wären wohl hindu-arabische Ziffern. Es stimmt zwar, dass der im neunten Jahrhundert lebende arabische Mathematiker und Astronom Al- Charismi über dieses Zahlensystem schrieb, er hatte es wiederum von hinduistischen Mathematikern aus Indien übernommen, die es über tausend Jahre zuvor, nämlich im dritten Jahrhundert v. u. Z., erarbeitet hatten. In Europa war das System kaum bekannt, bis der hervorragende Mathematiker Leonardo Fibonacci - auch als Leonardo von Pisa bekannt - es 1202 in seinem Buch Liber abaci das Buch vom Abakus einführte. In seinen Ausführungen über die Vorteile des Systems erklärte er: Die neun indischen Ziffern sind: 9 8 7 6 5 4 3 2 1. Mit diesen neun Ziffern und mit dem Zeichen 0, kann jede Zahl geschrieben werden. Anfangs reagierten die Europäer eher langsam. Doch zum Ausklang des Mittelalters hatten sie das neue Zahlensystem übernommen, dessen Einfachheit den wissenschaftlichen Fortschritt sehr förderte. Wer bezweifelt, dass hindu-arabische Ziffern eine Vereinfachung gegenüber den zuvor benutzten Zeichen der Römer sind, sollte einmal versuchen, LXXIX von MCMXCIII abzuziehen. Etwas schwierig? Vielleicht wäre 1 993 minus 79 doch einfacher.

Ab dem 12. Jahrhundert erlosch langsam die Flamme des Wissens, die in der muslimischen Welt so hell gebrannt hatte. In Europa wurde sie allerdings wieder entfacht, als Gelehrte die Vorläufer der heutigen Universitäten ins Leben riefen. Mitte des 12. Jahrhunderts entstanden die Universitäten von Paris und Oxford. Die Universität von Cambridge folgte Anfang des 13. und die von Prag und Heidelberg im 14. Jahrhundert. Bis zum 19. Jahrhundert waren die Universitäten zu wichtigen Zentren wissenschaftlicher Forschung geworden. Ursprünglich standen sie unter starkem religiösen Einfluss: Die meisten Studien waren theologisch ausgerichtet oder zumindest gefärbt. Gleichzeitig übernahmen die Schulen die griechische Philosophie, insbesondere die Schriften des Aristoteles. Der bereits erwähnten Religionsenzyklopädie zufolge war die scholastische Methode das Mittelalter hindurch in der Textkommentierung und der Problemlösung gemäß der aristotelischen Logik der Definition, der Gliederung und der Argumentation strukturiert. Ein Gelehrter des 13. Jahrhunderts, der die Absicht hatte, die aristotelischen Lehren mit christlicher Theologie in Einklang zu bringen, war Thomas von Aquino, der später auch der christliche Aristoteles genannt wurde. In einigen Punkten distanzierte er sich jedoch von Aristoteles. Zum Beispiel verwarf Thomas die Theorie von einer Welt ohne Anfang und war in Übereinstimmung mit der Bibel von ihrer Erschaffung überzeugt. Indem er fest für den Glauben eintrat, dass unser Universum ein geordnetes sei und durch das Licht der Vernunft erfasst werden könne, leistete er, so The Book of Popular Science, einen wertvollen Beitrag zu der Entwicklung der modernen Wissenschaft. Doch im Großen und Ganzen galten die Lehren von Aristoteles, Ptolemäus und Galen als absolute Wahrheiten, selbst innerhalb der Kirche. Das oben erwähnte Werk erklärt: Im Mittelalter, als das Interesse am wissenschaftlichen Experiment und an direkten Beobachtungen einen Tiefpunkt erreicht hatte, war das Wort des Aristoteles Gesetz. Ipse dixit -er selbst hat’s gesagt- war das Argument, welches die Scholastiker des Mittelalters gebrauchten, um die Wahrheit so mancher wissenschaftlichen Beobachtung zu beweisen. Unter diesen Umständen behinderten die Irrtümer des Aristoteles, besonders in der Physik und der Astronomie, den wissenschaftlichen Fortschritt über Jahrhunderte hinweg. Einer, der den Kampf gegen diese blinde Hörigkeit gegenüber alten Vorstellungen aufnahm, war der im Oxford des 13. Jahrhunderts lebende Ordensbruder Roger Bacon. Man hat ihn die größte Persönlichkeit in der mittelalterlichen Wissenschaft genannt, und dennoch stand er mit seinem Eintreten für das Experiment als Mittel zur Findung wissenschaftlicher Wahrheit fast allein da. Er soll schon 1269 — und damit eindeutig seiner Zeit um Jahrhunderte voraus — Automobile, Flugzeuge und motorisierte Schiffe vorhergesagt haben. trotz seiner Voraussicht und seines brillanten Geistes waren seiner Erkenntnis der Tatsachen doch Grenzen gesetzt. So war er felsenfest von Astrologie, Magie und Alchimie überzeugt. Das zeigt deutlich, dass die Wissenschaft wirklich eine fortdauernde Suche nach Wahrheit ist und damit immer wieder der Überprüfung und Korrektur bedarf. Obwohl im 14. Jahrhundert die wissenschaftliche Forschung in tiefen Schlaf versunken zu sein schien, war gegen Ende des 15. Jahrhunderts die Suche des Menschen, noch lange nicht beendet.

Ja, die nächsten 500 Jahre würden alles Vorangegangene weit in den Schatten stellen. Die Welt stand an der Schwelle einer wissenschaftlichen Revolution. Wie jede Revolution sollte sie ihre Helden und ihre Feinde haben und vor allem auch ihre Opfer. Der Geist des Menschen wurde zwar durch die Jahrhunderte beschwichtigt, jedoch als Mensch selbst blieb er unzufrieden! Der Mensch kann auf historische Widersprüche reagieren, indem er sie durch sein eigenes Handeln auflöst. Existentielles dagegen ist nicht auflösbar, auch wenn der Mensch versucht, durch seinen rastlosen Aktivismus, wie z.B. Arbeit oder Vergnügungen sie zu beschwichtigen.

Es gibt nur eine Lösung, der Wahrheit ins Auge zu blicken, und zu erkennen, dass nur er selbst sein Problem lösen kann. Das bedeutet, Eigenverantwortung zu tragen, ja zu akzeptieren, und durch die Entfaltung seiner eigenen Kräfte, seinem Leben einen Sinn zu geben. Dieser Lebenssinn bedeutet dennoch eine ständige Herausforderung zur Beantwortung auftretender Fragen. Das Suchen nach einem Sinn, wird durch den Wunsch nach Gewissheit erschwert.

Denn das Leben bekommt nur den Sinn, den der Mensch dem Leben selbst gibt.

Dazu gehört auch die Herausforderung, immer neue Fragen zu stellen und anzunehmen- NEUES zu suchen. Der Mensch konstruiert sich ein Vorstellungsbild, um mit seinem innewohnenden Wunsch, ein gedankliches Gleichgewicht herzustellen. Derartige Versuche sind jedoch kaum ausreichend, weil der Mensch in seiner Ganzheit nicht körperloser Intellekt ist, wie seine Gedanken es sind. Er ist ein Organismus der Geist und Körper besitzt. Er braucht die Erfahrung von Einheit und Einssein auf allen Ebenen, in seinem Lebensvollzug. Alle Möglichkeiten für zufriedene Bedürfnisse und Hingabe für ein Ziel liegen weitgehend im Inhalt der eigenen Gedanken. Ein wesentlicher Bestandteil unseres Daseins besteht in der Intensität unserer Gedanken. Tatsächlich gibt es keine stärkere Energiequelle im Menschen. Doch ist die gleiche Umwelt für zwei Menschen nie dieselbe, weil beide diese Umwelt durch ihre Konstitution mehr oder minder verschieden erleben. Bloße Gewohnheiten des Denkens und Handelns, die eine Folge eigener Anpassung an die Umwelt sind, und nicht im Charakter wurzeln, sind änderbar. Wurzelt dagegen das Verhalten eines Menschen in seinem Charakter, ist es voller Energie, und erst im Wandel seiner Charakterstruktur veränderlich.

Wir Menschen sind Idealisten, und suchen Befriedigung, die über das Körperliche hinausgeht. Manifestationen aller Art sind demnach Ausdruck unseres Geistes. Irreführend ist die relativistische Auffassung, dass das Vorhandensein eines Ideals schon an sich wertvoll ist. Sie sind danach zu beurteilen, in welchem mass sie der Entfaltung unserer konstruktiven Kräfte dienen. Der Beweggrund unseres Handelns kann nur aus der jeweiligen Situation des Menschen verstanden werden. Was den Menschen so einzigartig macht, und charakteristisch für die menschliche Existenz ist, die Kombination seiner Bedürfnisse, wie Macht, Unabhängigkeit, Neugier, Anerkennung, Ordnung, Sparen, Ehre, Beziehungen, Familie, Status, Rache, Eros, Essen, körperliche Aktivität und Entspannung. Erst durch die Art und Weise in der wir diese Aufgaben lösen, zeigt sich die individuelle Sinnfrage sowie die unbegrenzte Verschiedenheit von Persönlichkeiten.

Persönlichkeit soll in diesem Sinn die ererbte und erworbene psychische Eigenschaft charakterisieren und das Einmalige ausmachen. Der Unterschied zwischen ererbten und erworbenen Eigenschaften entspricht dem Temperament und Begabung einerseits und dem eigentlichen Charakter anderseits. Eine klare Unterscheidung zwischen Temperament und Charakter ist notwendig, weil eine Verwechslung der beiden Begriffe eine genaue Erkenntnis verhindert. Das Temperament bezieht sich immer in Art und Weise als eine Reaktion und ist jeweils auf die körperliche Verfassung bezogen. Dagegen ist der Charakter wesentlich durch Erfahrung geprägt, besonders durch solche, die bis zu einem gewissen Grad zu neuen Einsichten führen. Hat jemand ein cholerisches Temperament, dann wird die Art und Weise seiner Reaktion stark und schnell sein. Auf was er jedoch so reagiert, hängt von der Bezogenheit, von seinem Charakter ab. Ist er ein produktiver, Gerechtigkeit liebender Mensch, dann reagiert er stark und schnell, wenn er liebt, wenn er erzürnt ist durch Ungerechtigkeit, oder wenn er von einer neuen Idee beeindruckt wird. Ist er hingegen ein destruktiver Charakter, wird er in seiner Destruktivität schnell und stark reagieren. Eine solche Verwechslung können wir auch bei der Anwendung von Begriffen, wie introvertierten und extrovertierten Temperamenten beobachten. Diejenigen, die dem Extrovertierten den Vorzug geben, beschreiben den Introvertierten als gehemmt und neurotisch. Die, welche den Introvertierten vorziehen, beschreiben den Extrovertierten als naiv, flach und unstetig. Der eigentliche Fehler dieser Betrachtung liegt darin, dass ein Vergleich zwischen gut und schlecht vorgenommen wird und keinen Schritt weiterführt. Der Wertunterschied wird dem Temperamentsunterschied zugeschrieben. Doch beide Temperamente beanspruchen ihre alleinige volle Gültigkeit. Ganz anders ist die Unterscheidung von Charakterzügen und Verhaltensweisen zu bewerten. Charakter ist ein System von Strebungen, die das konkrete Verhalten bestimmen, mit dem Charakter jedoch nicht identisch sind. Verhaltensweisen sind Handlungen, sie können von Anderen beobachtet werden. Die eigentliche Ursache für das Handeln bleibt im metaphysischen Bereich der Motivationen. Bei genauerer Betrachtung dieser Tatsachen, lasst sich feststellen, dass ein Unterschied in der Motivation, immer feine Unterschiede im Verhalten zur Folge hat. Umgangssprachlich sind Motivationen, persönliche Dispositionen, wie Antrieb, Drang, Ehrgeiz, Neigung, Sehnsucht, Streben und Wollen.

Darin zeigt sich die Art und Weise wie jemand fühlt, denkt und handelt. Das sind nicht immer vernunftbestimmte Antworten auf die Realität, sondern sie werden weitgehend durch die Eigenart des Charakters bestimmt. Die menschlichen Charakterzüge haben eine durchaus dynamische Qualität und die Charakterstruktur zeigt die besondere Richtung an, für die der Mensch seine Energie im Vollzug seines Lebens lenkt. Die Orientierungen, in denen sich der einzelne in Beziehung zu seiner Umwelt setzt, bilden den Kern seines Charakters. Dennoch darf nicht übersehen werden, dass die am tiefsten wurzelnden Gewohnheiten und Neigungen charakteristisch für einen Menschen sind. Sie erweisen sich jeder Veränderung gegenüber als langlebig. Ein auf seinem Spezialgebiet konzentrierte wissenschaftliche Fachmann, ob Mathematiker, Historiker oder Naturwissenschaftler hört gar nicht gerne, dass fundamentale Voraussetzungen seiner Denkfähigkeit metaphysischer Natur sind. Hingegen hört der Metaphysiker ungern, dass seine geistige Fähigkeit auf einer vorrationalen Urentscheidung seines Denkens basiert. Philosophen aller Zeiten keine Skeptiker hören nicht gern, dass die ernstzunehmenden Arten der Skepsis unwiderleglich sind, und die eigentlichen Skeptiker aller Schattierungen nehmen ungern zur Kenntnis, dass sie ihren Standpunkt nicht beweisen können. Der Mensch kann sich grundsätzlich positiv oder negativ zur fraglichen Wirklichkeit stellen, sie für wirklich oder unwirklich halten. Auch kann er sich gleichgültig zur fraglichen Wirklichkeit stellen. Er sollte jedoch Unterscheidungsvermögen einbringen, dass es andere Menschen gibt, die sich seiner Auffassung nach zu Unrecht, grundsätzlich positiv zur fraglichen Wirklichkeit bekennen. Diese Unterscheidung liegt zwischen der nicht- produktiven Charakterorientierung und der produktiven Charakterorientierung. Bei der rezeptiven Orientierung hat der Mensch das Empfinden, dass die Quelle außerhalb seiner selbst liegt. Er geht davon aus, dass das Erwünschte, nur von diesem außer ihm Liegenden empfangen werden kann. Liebe z.B. ist für ihn fast ausschließlich eine Frage von Geliebt werden und nicht von Lieben. Hinsichtlich ihrer Beziehungen ist eine gewisse Wahllosigkeit vorhanden. Von irgendjemand geliebt zu werden, bedeutet für diese Menschen ein so überwältigendes Erlebnis, dass sie bald jedem zufliegen, der ihnen etwas gibt, was wie Liebe aussieht. Diese Menschen sind äußerst feinfühlig, wenn die geliebte Person sich zurückzieht oder sie gar abweist. Ihr Denken zeigt genau diese Orientierung. Sind sie intelligent, dann sind sie die besten Zuhörer, weil sie selbst keine Ideen haben, sondern nur welche aufnehmen wollen. Sobald sie sich selbst überlassen sind, überkommt sie ein Gefühl der Lähmung. Tatsächlich ist es bezeichnend, dass sie lieber auf jemand warten, um eine nötige Information zu bekommen, als von sich aus die Initiative zu ergreifen. Das stetige dieser Menschen, ist ihre Suche nach einem magischen Helfer. Sie bezeugen ihre Anhänglichkeit vielen Menschen gegenüber, weil sie viele brauchen, für ein Gefühl der Sicherheit. Die häufigsten Konflikte entstehen zwischen ihren verschiedenen Treueverpflichtungen und- versprechen. Ihre Möglichkeit schwer NEIN sagen zu können, zwingt sie geradezu, zu allem und jedem JA zu sagen. Daraus resultiert fast zwangsweise eine Lähmung ihrer kritischen Fähigkeiten, die jedoch erforderlich sind, weil sie sonst in ein immer stärker werdendes Abhängigkeitsverhältnis zu anderen geraten. Das kann soweit führen, dass sie sich auf Menschen einlassen, die in irgendeiner Weise als Stütze dienen könnten.

Diese relative Ratlosigkeit ist dennoch von besonderer Bedeutung in den persönlichsten Angelegenheiten eines jeden Menschen. Dazu gehören das Treffen von Entscheidungen und die Übernahme von persönlicher Verantwortung. Angst und Niedergeschlagenheit kann nur schwer überwunden werden. Ganz allgemein sind diese Menschen freundlich und optimistisch. Sie haben Vertrauen zum Leben. Oft haben sie echte Wärme und möchten anderen helfen, wobei ihre Hilfe für andere auch den Zweck hat, sich deren Wohlwollen zu sichern. Doch ist diese rezeptive Charakterorientierung kein absoluter menschlicher Standpunkt, denn der Mensch selber färbt die Wirklichkeit ein und setzt Akzente.

So gibt es auch Menschen, die sich mit einem Schutzwall umpanzern. Sie halten so viel wie möglich fest, auch ihre Gefühle und Gedanken, geben keine Liebe, sondern versuchen, Liebe zu bekommen, durch Besitznahme der geliebten Person. Auffallend, er weiß alles, obwohl er selbst unschöpferisch und keines produktiven Gedankens fähig ist. Ihr Gesichtsausdruck und bestimmte Gesten charakterisieren ihr Bestreben, sich Menschen oder Dingen zu entziehen. Sie sind in ihrer Ganzheit so steif, als wollten sie ausdrücklich auf Grenzlinien hinweisen, die zwischen ihnen und der äußeren Welt besteht. Ein weiteres Merkmal ist die augenscheinliche Pedanterie. Gefühle, Gedanken, alle Dinge dürfen in Ordnung sein. Doch diese Ordnungsliebe ist ebenso unfruchtbar und starr wie sein Gedächtnis. Für diese Charakterorientierung droht die äußere Welt in seine Festung, seine Bastion einzubrechen. Um das zu vermeiden, d.h. die äußere Welt beherrschen zu wollen, wird ihr eine Distanz zugewiesen, damit jede Gefahr des Eindringens unter Kontrolle gebracht werden kann. Alles, was jenseits seiner eigenen Grenzen liegt, wird als gefährlich empfunden. Auch ist für diese Charakterorientierung eine zwanghafte Pünktlichkeit auffallend. Eine weitere Form, die äußere Welt zu kontrollieren. Wenn nämlich die äußere Welt als Bedrohung seiner gefestigten Bastion erlebt wird, dann ist Eigensinn eine logische Reaktion. Ein permanentes NEIN ist eine automatische Verteidigung gegen jede Einmischung. Diese Menschen neigen zu dem Glauben, sie hätten nur ein reduziertes Quantum an Kraft, Energie und geistiges Leistungsvermögen, das sich bei Gebrauch erschöpft und nie mehr ergänzt werden kann. Sie wollen nicht erkennen, dass jede Lebendigkeit sich selbständig wieder ergänzt und dass eigenes Tätigsein, also der Gebrauch eigener Kräfte die eigene Stärke mehrt.

Vernichtung und Tod ist für sie etwas Wirklicheres als Leben und Wachstum.

Sie sehen den schöpferischen Akt eher als ein Wunder an, ohne daran wirklich glauben zu wollen. Ihr Lebensspruch Jeder Mensch ist nur auf sich selbst gestellt. Er lebt in ständiger Angst zu versagen und möchte doch so gern gefallen. Es gibt nichts Neues unter der Sonne. Ein ausgeprägter Gerechtigkeitssinn läuft im Endeffekt darauf hinaus: mein ist mein und dein ist dein.

Eine Entschuldigung in diesem Lebenskampf gibt es nicht, wird. Werden diese Einstellungen durch umfassende und wirksame Erziehungsmethoden gefördert, so führen sie zwar zu einem hohen Intelligenzquotienten, jedoch nicht zur Vernunft des Menschen. Diese Oberflächlichkeit in den zwischenmenschlichen Beziehungen verleitet zu der Hoffnung, er selbst werde ein tieferes und intensiveres Gefühl in seiner individuellen Liebe finden. Doch die Liebe zu einem einzelnen Menschen ist mit der Liebe zur gesamten Schöpfung untrennbar verknüpft. Die Annahme schließlich, dass die Einsamkeit des Menschen, durch seine individuelle Liebe geheilt werden kann, ist somit eine Illusion.

Die Wahrheit enthüllt sich nur, wenn der denkende Mensch zum Wesen seiner Erscheinung vordringt.

Hiermit ist weniger die absolute Wahrheit im wissenschaftlichen Sinn gemeint, die ohne Bezug auf Erfahrenstatsachen dogmatisch verfochten wird, sondern die Wahrheit, die ein Mensch findet und die für Revisionen offen ist, indem er seine Vernunft auf seine Beobachtungen anwendet. So können Unterschiede in ihrer tatsächlichen Bedeutung gemacht werden. Passiert das nicht, wird sein Wissen selbst zur Ware, und er wird seinen eigenen Kräften weiter entfremdet. Das Erleben anderer und die Art der Einschätzung, Wertung unterscheidet sich in keiner Weise davon, wie man sich selbst erlebt und einschätzt. So wie man sich selbst als Ware sieht, so sieht man auch die anderen als Ware. Sie stellen nicht sich selbst dar, sondern ihren Teil, den sie verkaufen. Der Unterschied zwischen den Menschen besteht nur noch quantitativ, also darin, ob sie mehr oder weniger Erfolg haben und attraktiv sind. Dementsprechend wird geurteilt, ob sie mehr oder weniger wertvoll sind. Diese Einschätzung ist dieselbe, wie der Handel mit Waren des täglichen Bedarfs. Sowohl ein Kunstwerk wie eine Handtasche können nach einem Tauschwert beurteilt werden. Es ist der Preis, auf den ihr Wert reduziert wird. 1000 Handtaschen entsprechen dem Kunstwerk. In gleicher Weise wird der Mensch auf einen Nenner reduziert, der für jeden gilt, auf seinen Marktwert. Seine Individualität, sein Besonderes und Einmaliges wird wertlos, ein unnötiger Ballast. Sein Wissen und Denken werden zu Werkzeugen irgendwelcher Zwecke. Er entartet weiter zum Instrument des Marktes, der politischen Propaganda, der Reklame. Folglich kann er sich und andere noch besser manipulieren. Doch wohin führt diese Entwicklung? Der verfolgte Zweck, so viele Marktanteile wie möglich zu sammeln, die sich als brauchbar für Marktzwecke erweisen könnten. Selbst wer gewillt ist zu lernen, diesem Lernenden bleibt einfach gesagt keine Zeit und keine Kraft zum Nachdenken. Der Grund, der eine bessere und allumfassendere Erziehung fordert, ist nicht das Interesse am Lehrstoff, am Wissen oder der Erkenntnis des Einzelnen. Es ist der höhere Tauschwert, den das Wissen vermittelt. Erziehung und Wissen haben einen hohen Stellenwert und bedeuten sehr viel. Doch seine Umwelt betrachtet der Mensch nur daraufhin, was sich aus ihr herausholen lässt. Unter dem immer stärker werdenden Einfluss des Marktes hat sich das Selbstverständnis des Menschen von der Vorstellung: ich bin, was ich habe, zur Vorstellung: ich bin, wie ihr mich wünscht, gewandelt. Selbstachtung und Würde ist verlustig, sie fehlt. Derjenige der sich in einem sozialen, marktwirtschaftlichen System einbinden lässt, empfindet sich selbst als Ware. Er ist von sich abgetrennt, vergleichsweise wie ein Verkäufer von dem Produkt, das er an den Mann an die Frau bringen will. Dennoch entsteht gleichzeitig eine Missachtung und Skepsis einem Denken gegenüber, dass sich nur um die Erkenntnis der Wahrheit bemüht. Ein solches Denken wird als unpraktisch und nutzlos bezeichnet, weil es für den Markt keinen Tauschwert repräsentiert. Sie wollen nicht verstehen, dass der Mensch eine Orientierung braucht, die seine geistigen Potentiale fördert. Denn erst so kommt der Mensch aus der Manipulation seiner Selbst heraus, sonst bleibt er ein Manipulierter bis zum Grab; denn wer und was wir sind, liegt in uns selbst. Deshalb wird ein Studium der Zusammenhänge von Gesellschaftsstrukturen und Charakterorientierungen zu einer entscheidenden Triebkraft. Sie bezieht sich nämlich auf eine fundamentale Lebenseinstellung, auf die Form der Bezogenheit in allen Bereichen menschlicher Erfahrung. Produktivität ist die Fähigkeit des Menschen, seine Kräfte, Energien so zu gebrauchen, um die in ihm liegenden Möglichkeiten zu verwirklichen. Das bedeutet, dass der Mensch frei sein muss, von niemand abhängen darf, der ihn und seine Kräfte beherrscht. Er selbst muss sich als Verkörperung seiner Kräfte und als Handelnder erleben. In dieser Betrachtung darf es jedoch vom allgemeinen Sprachgebrauch her, keine Verwechslung zwischen Produktivität und Aktivität geben. Der Aktivität fehlt es nur zu oft an Spontaneität insofern, da sie ihren Ursprung nicht in der eigenen geistigen Erfahrung hat. Eine der stärksten Quellen sind irrationale Leidenschaften. Ein Mensch, getrieben von Macht, Geiz, Gier oder Neid, handelt unter Zwang. Sein Handeln steht im Widerspruch zur Vernunft und zu den Interessen, die er als menschliches Wesen eigentlich zu akzeptieren hat. Es passt zu diesen Menschen, dass sie sich hauptsächlich im Beruf engagieren. Sie identifizieren sich mit ihrer Berufsmaske. In dieser Gruppe übernehmen sei Normen und Werte unkritisch. So funktionieren sie mehr, als dass sie spontan handeln würden. Vorschriften und Anordnungen bieten diesen Menschen nicht nur Sicherheit, sondern auch die Chance, Macht in sozial akzeptierter Form auszuüben.

Dennoch darf in dieser Form, seine pessimistische Weltsicht nicht übersehen werden. Für eine individuelle Lebensführung hat er keinen Sinn, weil er an eine Entwicklung keinen Glauben hat. Seine Orientierung ist eher auf Abwehr eingestellt, einen Schutzwall zu errichten. Seine emotionale Grundstimmung ist feindselig. Die eigenen dunklen Teile seiner Persönlichkeit projiziert er auf andere. Von besonderer Art sind geradezu seine Vorurteile. Mit Härte und Verständnislosigkeit wurde der eigene Wille gebrochen, sodass er von der eigenen Bedeutungslosigkeit überzeugt wurde. Für ihn gibt es nur Starke oder Schwache. Sein Leben, vorgezeichnet in Gehorsam und Pflichterfüllung durch Eltern, Lehrer, Gesellschaft und Vorgesetzte hat folgenschwere Konsequenzen.

Es ist frappierend festzustellen, dass ein und derselbe Mensch, der im Betrieb als Referent zuunterst auf der hierarchischen Stufenleiter steht, und das willig hinzunehmen bereit zusein scheint, zu Hause die absolute Führungsrolle übernimmt. Es scheint, dass ihm im zwischenmenschlichen Umgang nur die Kategorien von Führen und Dienen zur Verfügung steht. Selbst die freudlose eigene Entwicklung hindert ihn keineswegs daran, das weiter zu geben, was er gelernt hat. Sollten dennoch Abweichungen entstehen, machen sich Schuldgefühle breit. Diese können sich bis zur qualvollen Gewissensnot steigern. In dieser Konfliktsituation fehlt es dann in der Regel an Kraft, Mut und an eigener Entscheidungskonsequenz. Die Gewissensangst kaschiert die tiefer liegende Furcht für die anzuerkennende eigene Verantwortung von gemachten Fehlern. Auch nach reiflichen Überlegungen kommen diese Menschen zu keinem Schluss. Hinter Unentschlossenheit und Zweifel, werden sie selten sicherer, ihre Entscheidungen konstruktiv einzubringen. Alle Menschen dieser Charakterorientierung haben ja früh gelernt nicht aufzufallen, weil das als peinlich und blamabel für sie empfunden wurde. Sich zu produzieren und unkonventionelle Fragen einzubringen, wurde schon frühzeitig in wünschenswerte Bahnen anderer gelenkt.

Die eigene innere Lebendigkeit ging dadurch mehr oder weniger verloren, denn dieser Mensch musste sich zusammennehmen. Das hat zur Folge, das er viel mit sich selbst beschäftigt ist und einen gewissen Abstand hält. Sobald er emotional reagiert, entsteht bei ihm Furcht. Gefühle bedeuten für ihn soviel, wie sich aufs Glatteis zu begeben. Sie sind für ihn verwirrend, weil sie mit seinen Kategorien der Vernunft und seines Willens nicht erfassbar, im Weiteren nicht dauerhaft und daher nicht verlässlich sind. Weil er auf jeden Fall sein Gesicht wahren will, seine Maske darf keinen Zentimeter verrücken, wehrt er Gefühle ab. So behält er den Kopf oben. Das zeichnet seinen Selbstschutz aus, um den er so sehr bedacht ist, denn sein Misstrauen anderen gegenüber ist grenzenlos. Das ist auch eine gewisse Furcht, sich im Mitmenschen zu verlieren, sobald man sich auf ihn einlässt. Denn seine Einstellung, Erfahrung im Umgang mit anderen Menschen hat ständig dazu geführt, den eigenen Willen verleugnen zu dürfen. Demnach gibt es für diesen Menschen nur den Weg der Distanzierung und Abgrenzung, um durch die Welt zu kommen.

Interessant in diesem Zusammenhang ist auch die Tatsache, dass unterdrückte Emotionen, oder die absolute Kontrolle über sie, eine Entfaltung der Persönlichkeit undenkbar möglich ist. Wo Zweifel oder ängstliche Vorbehalte gegen eine familiäre Bindung, ja einer dauerhaften Beziehung bestehen, gibt es keine Entfaltung. Zwar wird das Leben gelebt, und es wird getan, was ansteht, doch Einigung mit dem Partner bedeutet Gefahr, dem anderen ganz nahe zu kommen und sich hingeben zu dürfen. So vollziehen sich ständige Kompromisse. Weil sein Selbstschutz in Gefahr zu kommen scheint und er die Hingabe als Schutzlosigkeit erlebt, scheut er davor zurück. Eine stetige Entwicklung bleibt für diese Menschen problematisch, weil Wandlung und Reifung sie ängstigen. Sie bleiben permanent auf der Hut. Schaffen sie es überlegen zu sein, drängen sie den Partner in die eigenen Bahnen. Gelingt es ihnen nicht, und sie sind unterlegen, wehren sie sich und entwickeln Ressentiments, die die beste Stimmung in der Partnerschaft beeinträchtigen kann. Sie kämpfen im wahrsten Sinne des Wortes gegen ihren Beziehungspartner. Sie wollen weder die Bedürfnisse noch die Wünsche des anderen sehen und können diese somit auch in ihrem Irrsinn kaum tolerieren.

Die starre Einstellung dieser Menschen zum Leben, schlägt sich häufig auf das körperliche Wohlbefinden nieder. Ihr Körper befindet sich in einem fast permanenten Zustand der Anspannung. Emotionale Obertöne als wahre Quelle für Phantasie und Entspannung werden verdrängt, oder gar nicht erst zugelassen. Über viele zu erwatende Situationen wird zwar nachgedacht, möglicht sogar durchgespielt, um alle vorstellbaren Möglichkeiten des Scheiterns vermeiden zu können. Doch die Wurzel des Übels wird nicht erkannt. Es liegt in einem tiefsitzenden Gefühl der Unsicherheit. Dieses Gefühl haben sie so ausgeprägt, dass sie ihr ganzes Leben mit allen unendlichen Variationen, in ein paar Formeln und Lebensregeln zwängen wollen. Sie sind davon überzeugt, wenn sie es anders tun würden, bleiben sie stehen! Regeln, Tabellen und Systeme, das sind ihre Formeln, mit deren Hilfe die Lebensprobleme, wie Kooperation, Beruf ja Liebe bewältigt werden sollen. Die so dringend notwendige intime Zuwendung wird einfach aufs Spiel gesetzt. Fragt man diese Menschen nach ihrer Meinung, äußern sie sich oft nur zögerlich und sind unentschlossen. Darin zeigt sich eine gewisse Gehemmtheit die verknüpft ist mit Schuldgefühlen. Denn ihre Ordentlichkeit, Genauigkeit und Pünktlichkeit die sich in ihren prinzipiellen Regeln und Tabellen spiegelt, sind nur die oberflächlichen Aspekte ihrer Bedürfnisse, um den perfekten Grad ihrer Vortrefflichkeit in ihrer gesamten Lebensführung einzubringen. Um nicht der eigenen Verachtung durch ständige Misserfolge zu verfallen, entwerfen diese Menschen ein idealisiertes Bild von sich, das der Wirklichkeit völlig entgegensteht. Die hochgespannten Forderungen an sich, sollen dem idealisierten Selbst genügen, und werden auf ihre Mitmenschen projiziert. Das hat fürs alltägliche Leben zur Folge, ich sollte, ich müsste, du solltest und müsstest. Es entsteht eine wahre Tyrannei des Sollens und zeigt eine recht deutliche Selbstentfremdung, die aus einem perfektionistischen Streben resultiert. Eigene Wünsche, Wertschätzung oder Missachtung wird unwichtig, es kommt diesen Menschen nur darauf an, das zu denken, zu fühlen zu tun, was man, wie sie glauben, von ihnen erwartet. So gesehen dreht sich ihr ganzes Sinnen und Trachten, um ein rein äußerliches Bild, das sie anderen zur Verfügung stellen wollen. Ihr Streben nach anerkannten Normen und Werten soll so weit wie möglich vollzogen werden. Alles gerät ihnen zur Pflicht, nicht nur die Arbeit, auch die echte und wahre Liebe. Innerlich ächzen sie sich jedoch unter diesem Joch an Verpflichtungen ab. Unzweifelhaft entsteht im Ergebnis dieser Charakterorientierung auch passiver Widerstand, Teilnahmslosigkeit, Verspannung, und Kopfschmerz. Dennoch kommt es diesen Menschen nicht in dem Sinn, sich mit den anerkannten Normen und Werten ernsthaft vertraut zu machen und sich aufzulehnen, weil die Gebote des eigenen Gewissens, oftmals eine stärkere Richtschnur der eigenen Seinsweise fordert. Dadurch fehlen flexible Ich- Grenzen, welche erst eine Hinwendung zu sich selbst ermöglichen. Seine eigentümlichen Ich- Grenzen liegen in seinem Eigensinn, doch Gemeinsinn ist allemal höher zu bewerten.

Deshalb ist es für diese Menschen von enormer Wichtigkeit, einer neuen Werteperspektive die Blickrichtung zu geben, denn Gefühl und Wert gehören letztlich enger zusammen, weil erst über das Gefühl, wahre Werte zu erkennen sind.

Lebenslust ist wichtiger als Normen und Tabellen. Durch die spontane Kraft einen Geistes und gepaart mit den Gefühlen, kann sich der Mensch diese Voraussetzungen schaffen, ja diese Erfahrensweisen anzueignen.

Ein Mensch kann sich durchaus befähigen, seine Wahrnehmung von innen heraus neu zu beleben, sonst bleibt er an der sichtbaren Oberfläche. Er erkennt sonst nicht, was nicht offensichtlich ist, doch notwendig, um zum Wesentlichen vorzudringen. Schrittweise kann er das Einzelne sehen, und erkennt sich als Teil des Ganze. Dann bedeutet Realität für ihn nicht nur lediglich die Summe dessen, was sich schon vergegenständlicht hat. Einem solchen Menschen fehlt es keinesfalls an Vorstellungskraft, doch seine Einbildungskraft ist geschult, berechnend, weil sie alle bekannten und existierenden Faktoren zusammenfasst und er daraus zukünftige Auswirkungen folgert.

Erst durch wahre Liebe und seiner Vernunft begreift er sein Dasein geistig und emotional. Deshalb ist ein genaues Verständnis echter Liebe notwendig. Sinnverwandt mit Liebe des Menschen ist eine auf Grundsätzen beruhende Einstellung, wie Gerechtigkeitsliebe oder die Liebe zu Menschen, zu denen man keine Zuneigung hat. Sie zeichnet sich durch Grundsatztreue aus, ist nicht gefühllos, sonst würde sie sich nicht von erbarmungsloser Gerechtigkeit unterscheiden. Sie lasst sich jedoch nicht von Gefühlen oder Empfindungen leiten, sondern bleibt stets grundsatztreu. Einige Menschen beweisen sogar denjenigen Recht, zu denen sie sich nicht hingezogen fühlen mögen, und zwar tun sie es, weil sie am Wohl der Betreffenden interessiert sind. Wenn sie auch keine Zuneigung zu diesen Menschen verspüren, so empfinden sie doch Mitleid mit ihnen und bemühen sich aufrichtig um sie, soweit gerechte Grundsätze es zulassen und gebieten.

So kann der Mensch durch die Oberfläche dringen, und mit der Kraft seiner Liebe, die Mauer, die ihn von anderen Menschen trennt einreißen. Viele Menschen glauben, sie hätten mit ihrer Liebe kein Glück, weil ihnen der richtige Partner nie begegnet sei. Doch wahre Liebe wurzelt in der eigenen Produktivität. Fürsorge und Verantwortungsgefühl zeigen uns, dass Liebe Erkenntnis bedeutet. Sie ist keine Leidenschaft die uns Menschen überwältigt, oder ein Affekt von dem wir mitgerissen werden. Verantwortungsgefühl ist keine dem Menschen aufgezwungene Pflicht, sondern die Antwort darauf, von dem der Mensch fühlt, dass es ihn etwas angeht. Verantwortung bedeutet somit, zum Antworten bereit sein. Fürsorge und Verantwortung ist ein weiteres Element der Liebe. Doch ohne Achtung artet sie in Herrschsucht aus. Achtung ist auf Respektierung orientiert, was hinschaut bedeutet. Den Menschen so zu sehen wie er ist, sich seiner Individualität und Einzigartigkeit bewusst werden. Es ist völlig unmöglich einen Menschen zu respektieren, ohne ihn zu kennen. Für dieses praktische Ziel, braucht der Mensch ein Werkzeug.

Es geht um den Gebrauch seiner geistigen Fähigkeiten, mit dem Zweck, die Aspekte einer Angelegenheit tief greifend zu erforschen, um zu einer genauen Erkenntnis zu gelangen. Diese Eigenschaft lässt sich sehr deutlich durch die Vernunft eines Menschen nachweisen. Erst unsere Vernunft führt in die Tiefendimensionen, die uns zu besseren Verständnis und zum Wesen der Dinge hinführt. Doch dafür brauchen wir Erkenntnis und Wissen. Erkenntnis bedeutet im Wesentlichen ein vertraut sein mit Tatsachen aufgrund von persönlicher Erfahrung und Beobachtung. Die Bedeutung und Wichtigkeit von Erkenntnis und Wissen kann man noch besser erfassen, wenn man die hebräischen und griechischen Wörter untersucht, die oft mit Erkenntnis oder Wissen übersetzt wurden.

Eine Hilfe ist es ferner, zu beachten, in welchem Zusammenhang Erkenntnis und Weisheit, Verständnis, Denkvermögen und Unterscheidungsvermögen stehen. Mehrere Substantive, die in den Hebräischen Schriften mit Erkenntnis wiedergegeben werden können, sind mit dem Grundwort ja·dhá` verwandt, das erfahren durch Mitteilung, erkennen durch Wahrnehmen, kennen, wissen, verstehen durch persönliches vertraut sein oder durch Erfahrung oder erfahren- kundig sein bedeutet. Wie das Verb ja·dhá` erkennen= wissen, so bedeutet auch das am häufigsten mit Erkenntnis wiedergegebene hebräische Wort dá`ath im wesentlichen Tatsachen kennen oder informiert sein. In der Griechischen Sprache werden zwei Wörter gewöhnlich mit Erkenntnis wiedergegeben: gnosis und epígnosis. Diese beiden Wörter sind mit dem Verb ginōskō verwandt, das erkennen, verstehen, merken bedeutet. Der Gebrauch dieses Verbs zeigt jedoch, dass damit das vertraute Verhältnis gemeint sein kann, das zwischen jemandem und dem, den er kennt, besteht. Erkenntnis gnosis erscheint im Griechischen in einem sehr günstigen Licht. Doch nicht alles, was die Menschen Erkenntnis nennen mögen, ist erstrebenswert, denn es gibt Anschauungen, die als fälschlich genannte Erkenntnis bezeichnet werden. Das Wort epígnosis, eine verstärkte Form von gnosis epí bedeutet - dazu - und hat in gewissen Fällen oft die Bedeutung von genauer oder vollständiger Erkenntnis. Sie wird häufig mit anderen Attributen, z. B. mit Weisheit, Verständnis, Unterscheidungsvermögen und Denkvermögen in Verbindung gebracht. Wenn man die wesentlichen Unterschiede zwischen diesen Begriffen kennt, kann man vieles weit besser verstehen. Dazu braucht der Mensch Weisheit. Sie ist die Fähigkeit, Erkenntnis in die Tat umzusetzen oder davon Gebrauch zu machen, die vernünftige Anwendung von etwas Gelerntem. Jemand mag ziemlich gute Kenntnisse haben, nicht wissen, wie er sie anwenden kann, weil es ihm an Weisheit mangelt. Richtig angewandtes Denkvermögen, gepaart mit Weisheit und Erkenntnis, bewahrt einen Menschen davor, unmoralischen Verlockungen zum Opfer zu fallen. Sich mit dem Wesen der Dinge vertraut zu machen bedeutet nicht, sich mit etwas zu befassen, das hinter den dingen liegt, sondern vielmehr, sich mit den immanenten, universellen, allgemeinsten und alles durchdringenden Eigenschaften zu beschäftigen, losgelöst von deren oberflächlichen und zufälligen oft sogar logischen Aspekten.

Der nachsinnende Mensch wird durch sein Interesse für andere Personen oder Dinge angeregt. Er reagiert darauf, nimmt teil und antwortet. Erst durch Objektivität des Denkenden wird sein Objekt charakterisiert, es so zu sehen, wie es ist, und nicht so, wie es nach seinem Wunschbild sein sollte. Da drängt sich die Frage auf, ist der Mensch denn imstande, objektiv zu sein? Ja, wenn wir die Dinge, die wir wahrnehmen und beobachten, auch respektieren. Dieser Respekt unterscheidet sich nicht wesentlich von all den Fähigkeiten des Menschen, die zuvor im Zusammenhang beschrieben wurden, echte Verantwortung zu übernehmen.

Wenn der Mensch etwas verstehen will, muss er sich befähigen, Dinge und Geschehnisse so zu sehen, wie sie ihrer eigenen Individualität, ihrer Natur gemäss existieren. Das bedeutet wir haben als Beobachtender die Aufgabe, alle Erscheinungen in ihrer ganzen Totalität zu sehen. Wird ein Aspekt nur isoliert betrachtet, ohne den Gesamtzusammenhang wieder herzustellen, wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, nicht einmal der isolierte Aspekt richtig verstanden. Um wirklich ohne Zweifel zu verstehen, fragt und untersucht der produktiv denkende Mensch immer wieder auf´ s neue. Er konzentriert sich schließlich auf einen bestimmten Schwerpunkt innerhalb eines Bereiches, ohne diesen isolierend zu belassen. Es entwickelt sich vielmehr ein erweiterter Denkhorizont, eine gewisse Veränderung im funktionellen Sinne seiner Denkfähigkeit. Das verlangt letztlich auch, dass sich der Betrachter selbst so sieht, wie er wirklich ist. Objektivität basiert somit auf zweifache Weise.

Im Gegensatz steht die Subjektivität, bei der das Denken zu Vorurteilen, Wunschvorstellungen und Phantasien entartet. Diese Bezogenheit lasst sich wie folgt charakterisieren. Sie richtet sich zwar auch auf Nähe und Intimität, allerdings auf Kosten der Freiheit. Eine weitere Möglichkeit zeigt sich durch Distanz, ein Sich- zurückziehen, durch ein Gefühl von individueller Machtlosigkeit, was zur Folge eine Gleichgültigkeit nach sich zieht, und durch ein gewisses Überheblichkeitsgefühl begleitet wird. Diese Möglichkeiten können, dürfen jedoch nicht, bewusst wahrgenommen werden. Die aktive Form ist Destruktivität, ein Impuls um andere hinter sich zu lassen. Ihre Entstehung liegt in einer starken, fast vollständigen Blockierung der Produktivität. Sie ist die Perversion des Willens zum Leben. Sie spiegelt die Energie ungelebten Lebens.

Erst die produktive Form von Bezogenheit zu anderen und zu sich selbst, zeigt sich in Form wahrer Liebe. Weiter darf zur objektiven Betrachtung festgestellt werden, dass es keinen Menschen gibt, dessen Orientierung völlig produktiv ist, und keinen, dem jede Produktivität abzusprechen wäre. Ob jedoch die produktive oder die nicht- produktive Orientierung in der Charakterstruktur des einzelnen überwiegt, ist für beide Orientierungen in ihren Qualitäten von Bedeutung. Tatsächlich können alle bisherigen Beschreibungen als eine Entstellung von Orientierungen angesehen werden, weil sie im Alltagsleben als normal und notwendig funktionieren. Um überhaupt leben zu können, darf jeder Mensch von anderen auch etwas empfangen, etwas geben dürfen, aufbewahren, tauschen, andere anleiten, allein sein oder sich behaupten dürfen. Erst die Art des Bezugs zu den Dingen und die Beziehung zu den Mitmenschen zeigen den Grad der gesamten Charakterstruktur. Ein wesentlicher Faktor in Bezug auf die Resultate dieser Entwicklung, ist die Unzufriedenheit. Der soziale Spielraum wird zunehmend begrenzter. Gescheiterte Hoffnungen und tiefe Unsicherheit, erschüttern das eigene Vertrauen, denn der Erfolg erfüllt nur seine Funktion, als sein Reiz so stark genug war, um den Menschen vom Nachdenken abzuhalten.

Es ist zu beobachten, dass die Zahl derer, die alles tun was sie tun, als chancenlos erscheint, enorm zunimmt. Dennoch kann diese innere Desillusionierung und ihre Bereitschaft für eine Neubewertung, die fruchtbare Voraussetzung für Fortschritt sein. Durch die Konzentration von Herz und Geistarbeit, diese Arbeit brachte ja den unbestrittenen Erfolg, mit den dazugehörigen Leistungen. Heute ist ein Stadium erreicht, in dem der Mensch diese Energien erschlossen hat, die ihn von der Notwendigkeit befreien, seine ganze menschliche Energie nur für die materiellen Lebensbedingungen einzusetzen. Jetzt kann er sich der eigentlichen Aufgabe des menschlicheren Lebens zuwenden. Die Zeit ist reif, um das narkotisierende Streben, nach den wahren Interessen des Menschen wieder leben zu lassen Sobald der Mensch dieses natürliche Interesse erkennt, ist der wohl schwierigste Schritt zur Verwirklichung getan. Denn es gibt wohl kein besseres Gefühl, stolzere Bekenntnis, als sagen zu können:

ich handle so, wie mein Gewissen es von mir verlangt, so wie ich

will, dass andere mich behandeln.

Die Menschheitsgeschichte zeigt uns, dass es schon immer Menschen gegeben hat, die gegen jeden Zwang, der ihnen auferlegt wurde, damit sie ihr Wissen, ihren Glauben aufgäben, standhaft blieben. Sie verteidigten die Grundsätze der Gerechtigkeit und zogen den Tod einem Zustand vor, in dem sie durch einen Kompromiss mit der Wahrheit, ihr Gewissen verraten hätten. Doch denken wir auch an Menschen die behaupten, ihr Tun werde durch das Gebot ihres Gewissens bestimmt. Männer der Inquisition, Kriegsstifter, Terroristen. Es gibt kaum eine Grausamkeit gegen andere, die nicht als Gebot des Gewissens rationalisiert wurde. Eindeutig geht daraus hervor, wie gebieterisch das Gewissen beruhigt zu werden verlangt. In der Vielzahl seiner Manifestationen ist das Gewissen wirklich etwas Verwirrendes. Doch sind diese verschiedenen Arten von Manifestationen des Gewissens tatsächlich ein und dasselbe Gewissen, das sich lediglich dem Gehalt nach unterscheidet? Oder kann sich die Annahme, es gäbe ein Gewissen, als ein Phänomen erweisen?

Für die Beantwortung stehen einige Anhaltspunkte zur Verfügung. Das Gewissen ist:

A-     das Gewissen, das unser Verhalten in Bezug auf ethische    Werte       anklagt oder verteidigt

B-     das Gewissen der Selbsterhaltung - auf sich selbst zu achten  

C-     das Bewusstwerden der Harmonie mit sich selbst

D-     das Vernunftgesetz , im metaphysisch- kosmischen Bereich

E-     das allgemeine Wertbewusstsein mit dem der Mensch fähig wird,      etwas zu     beurteilen, das Rechte zu wollen

F-     das innere Gewahrwerden moralischer Prinzipien als gefühlsmäßige   Reaktion

 

Der Mensch sagt Ich und versteht darunter zunächst einmal eine Anzahl verschiedener Identifikationen. Ich bin ein Soldat, ein Terrorist, eine Frau, ein Ingenieur. Ich bin aktiv, dynamisch, leistungsstark, Teetrinker, Hobbykoch u.a.m. Solchen Identifikationen gingen irgendwann Entscheidungen voraus, die nur unter den beiden Möglichkeiten, Ich bin... oder Ich bin nicht... gewählt wurden, und die Identifikation mit sich selbst integriert haben. So schließt die Identifikation, Ich bin leistungsstark und aktiv gleichzeitig aus, Ich bin schwach und passiv. Meistens erwächst aus solcher Sichtweise auch schnell eine Wertung.

Man hat aktiv und stark zu sein, es ist schlecht wenn jemand passiv ist. Völlig unabhängig davon, wie weitgehend diese Meinung nachträglich mit Argumenten und Theorien abgestützt wird, bleibt die Wertung allein subjektiv überzeugend. Denn objektiv betrachtet ist dies lediglich eine Möglichkeit, die Dinge zu sehen, es ist immer eine beliebige Sichtweise denkbar. So lasst jede Identifikation, die auf eine Entscheidung beruht, eine andere Sichtweise außen vor. Das was wir nicht sein wollen, all das was wir in uns nicht vorfinden wollen, was wir nicht in unsere Identifikation hineinlassen wollen, bildet Schatten und Dunkelheit. Denn die Ablehnung der Hälfte aller Möglichkeiten bringt diese keineswegs zum Verschwinden. Sie werden lediglich aus unserer Ich- Identifikation verbannt, aus dem Bewusstsein. Ein Nein hat zwar die eine Seite aus unserem Vorstellungsbild zugedeckt, nicht seine Anwesenheit aufgehoben. Diese zugedeckte Seite lebt ab sofort in unserem Unterbewusstsein weiter. So kommt der Irrglaube des Menschen zustande, er kann sich von einer Hälfte der Wirklichkeit seines Lebens dadurch befreien, dass er sie nicht im Licht anzuschauen braucht.

 

Aus dem Nicht- Schauen brauchen, entsteht schnell der Glaube, auf ein Nicht- Vorhandensein, dass das eine ohne das andere existenzfähig sei. Die dunkle Seite ist somit die Summe aller abgelehnten Wirklichkeitsbereiche die der Mensch bei sich selbst nicht sehen will. Dadurch entsteht die große Gefahr des Menschen, dass sich all seine Absichten und Anstrengungen letztlich ins Gegenteil verkehren.

 

Alle Manifestationen seiner dunklen Seite projiziert er auf alles schlechte in dieser Welt. Er hat Angst davor, die wahre Quelle des Unheils, des Schlechten bei sich selbst zu finden. Der eigentliche Ursprung für alles, was der Mensch nicht will und mag liegt unter der dunklen Seite; denn sie ist die Summe dessen, was er nicht will. Die Weigerung, sich mit der eigenen dunklen Seite auseinander zu setzen und sie zu wollen, ja zu leben, beeinträchtigt zunächst die Hoffnung auf Erfolg.

 

Vielmehr drängen nunmehr die abgelehnten Wirklichkeitsbereiche einer besonders intensiven Beschäftigung. Meistens passiert dies auf dem Umweg der Projektion, denn hat der Mensch ein bestimmtes Prinzip in sich abgelehnt und verdrängt, so löst es immer wieder Angst und Ablehnung aus, wenn wir ihm in der so genannten realen Außenwelt begegnen.

 

Obwohl wir den Gedanken, das die Menschen mittels der Wissenschaft, auf der Suche nach Wahrheiten über die Welt nicht wegschieben dürfen, dürfen wir die psychologischen und sozialen Faktoren berücksichtigen, die dieser Suche oft zuwiderlaufen.

 

Das schrieb Tony Morton in einer Abhandlung zu dem Thema Widerstreit der Meinungen: Motive und Methoden der Wissenschaftler. Ja, es scheint, dass Ruhm, Profit und sogar politische Anschauungen bisweilen die Erkenntnisse von Wissenschaftlern beeinflusst haben. Schon 1873 äußerte sich Lord Jessel besorgt über derlei Einflüsse auf Gerichtsfälle, als er sagte:

Gutachten... werden mitunter von Personen erstellt, die davon leben; in jedem Fall werden die Betreffenden für ihr Gutachten bezahlt. Daher ist es natürlich, dass jemand in seinem Denken, so ehrlich er auch ist, zugunsten seines Auftraggebers voreingenommen ist, und dementsprechend finden wir eine solche Befangenheit tatsächlich vor.

 

Ziehen wir ein weiteres Beispiel einmal heran. Ein Berufungsgericht verwies darauf, dass Wissenschaftler, die im Dienst der Rechtspflege stehen, unter Umständen voreingenommen sein können. Die Zeitschrift Search schrieb:

Allein der Umstand, dass die Polizei ihre Unterstützung sucht, kann zwischen der Polizei und den Wissenschaftlern eine innere Verbundenheit hergestellt sein. Staatlich angestellte Wissenschaftler sehen ihre Aufgabe möglicherweise darin, der Polizei zu helfen.

 

gemäss dieser Zeitschrift sind die Gerichtsfälle, bei denen Maguire 1989 und Ward 1974 angeklagt wurden, im Auftrag der IRA Irish Republican Army in Großbritannien einen Bombenanschlag verübt zu haben, ein

vielsagendes Zeugnis für die Bereitschaft einiger höchst qualifizierter und ansonsten achtbarer Wissenschaftler, ihre wissenschaftliche Neutralität aufzugeben und ihre Verantwortung darin zu sehen, der Staatsanwaltschaft zu helfen.

 

Ein anderes markantes Beispiel ist der Fall Lindy Chamberlain in Australien 1981/82, der die Grundlage für den Film >Ein Schrei in der Dunkelheit< bildete. Die Gutachten der Rechtsmediziner beeinflussten das Urteil über Lindy Chamberlain, die des Mordes an ihrem Baby Azaria angeklagt war, offensichtlich nachteilig. Obgleich sie erklärte, ihr Kind sei von einem Dingo Wildhund getötet worden, wurde sie verurteilt und mit Gefängnis bestraft. Jahre später, als das schmutzige, blutbefleckte Jäckchen ihres Babys gefunden wurde, hielt die vorherige Beweisführung einer eingehenden Untersuchung nicht mehr stand. Die Folge war, dass Lindy aus dem Gefängnis freikam, der Schuldspruch aufgehoben wurde und ihr wegen Justizirrtum eine Entschädigung gezahlt wurde. Wenn Wissenschaftler miteinander streiten, kann es zu erbitterten Kontroversen kommen. Als Dr. William McBride vor einigen Jahrzehnten bei den Herstellern des Mittels Thalidomid Einwände erhob, ging sein Protest um die ganze Welt. Dieser Arzt äußerte die Ansicht, dass das Arzneimittel, das auf dem Markt als Mittel gegen morgendliche Übelkeit während der Schwangerschaft vertrieben wurde, schwere Missbildungen bei ungeborenen Kindern verursache. Er wurde über Nacht zum Helden. Doch Jahre später, als er an einem anderen Projekt arbeitete, beschuldigte ihn ein Arzt, der Journalist geworden war, Daten zu verfälschen. McBride wurde des wissenschaftlichen Betrugs und des standeswidrigen Verhaltens überführt. Er verlor seine Zulassung als Arzt in Australien. Aktuell ist die Kontroverse, ob elektromagnetische Felder für die Gesundheit von Mensch und Tier gefährlich sind oder nicht. Es gibt manche Anhaltspunkte dafür, dass unsere Umwelt durch Elektromagnetismus stark belastet wird, angefangen von Hochspannungsleitungen über Personalcomputer bis hin zur Mikrowelle in der Wohnung. Manche behaupten sogar, dass die Nutzung von Mobiltelefonen im Lauf der Jahre Gehirnschäden hervorrufen kann. Andere verweisen auf wissenschaftliche Studien, nach denen eine elektromagnetische Strahlung Krebs verursachen und zum Tod führen kann. Ein Beispiel dafür ist ein Bericht in der Zeitung The Australian: Eine britische Elektrizitätsgesellschaft wird gerichtlich belangt für den Tod eines Jungen, der angeblich Krebs bekam, weil er in der Nähe von Hochspannungsleitungen schlief. Dr. Bruce Hocking, ein Melbourner fachärztlicher Berater auf dem Gebiet der Arbeitsmedizin, stellte fest, dass bei Kindern, die in einem Radius von ungefähr vier Kilometern um Sydneys wichtigste Fernsehtürme herum wohnen, mindestens doppelt so häufig Leukämie auftritt wie bei Kindern außerhalb dieses Umkreises. Umweltschützer treten zwar für solche Behauptungen ein, das Großkapital und der Kommerz können durch derartige Kampagnen unnötiger Panikmache, wie sie es nennen, Milliarden Dollar verlieren. Darum starten sie Gegenangriffe und erhalten die Unterstützung anderer Bereiche der wissenschaftlichen Gemeinschaft. Dann gibt es Kontroversen um die Verschmutzung der Umwelt durch die Chemie. Manche bezeichnen Dioxin als die giftigste Chemikalie, die der Mensch je produziert hat. Diese Chemikalie, die laut Michael Fumento einfach ein unvermeidbares Nebenprodukt bei der Herstellung bestimmter Herbizide sein soll Science Under Siege, wurde von einigen als Hauptbestandteil von Agent Orange angegeben. Am meisten Aufsehen erregte es nach dem Vietnamkrieg. Zwischen Kriegsveteranen und Chemiekonzernen kam es zu schweren Rechtsstreitigkeiten, bei denen jede Gruppe mit einander widersprechenden wissenschaftlichen Gutachten aufwartete. Im Brennpunkt des Interesses der Öffentlichkeit stehen außerdem Umweltfragen wie die globale Erwärmung, der Treibhauseffekt und die Ausdünnung der Ozonschicht. Über Umweltsorgen in der Antarktis schrieb die Zeitung The Canberra Times: Forschungen von Wissenschaftlern der Palmer-Station, einer amerikanischen Forschungsstation auf Anvers Island, lassen erkennen, dass eine hohe ultraviolette Strahlung niederen Lebensformen wie Plankton und Weichtieren schadet und anfangen könnte, sich die Nahrungskette hinaufzuarbeiten. Viele andere wissenschaftliche Studien scheinen dieser Meinung jedoch zu widersprechen und Befürchtungen wegen des Ozonabbaus und der globalen Erwärmung zu zerstreuen. Wer hat also recht? Es scheint, dass jede Behauptung oder jedes Argument von wissenschaftlichen Experten sowohl bewiesen als auch widerlegt werden kann. In dem Buch Verlust der Wahrheit heisst es, dass wissenschaftliche Wahrheit mindestens eben sosehr vom sozialen Klima der Zeit bestimmt wird wie von den Geboten der Logik und Vernunft. Immer mehr junge Menschen begehen Gewaltverbrechen. In einem kürzlich vom Gesellschaftsforschungsinstitut der chinesischen Universität in Hongkong veröffentlichten Bericht wird auf einen der ausschlaggebenden Gründe aufmerksam gemacht. gemäss dem Bericht gehörten 77,5 Prozent der 1 000 jugendlichen Gesetzesbrecher, deren Fall das Institut untersuchte, zu Kung-fu- Organisationen. Über die Hälfte dieser Jugendlichen sehen Kung-fu- Filme und lesen Kung-fu- Zeitschriften mit großer Begeisterung. Kung - fu, ein chinesisches Kampfspiel, hat sogar nachteilige Auswirkungen auf Kinder, die noch in den Kindergarten gehen. Vor kurzem appellierte Winifred Frost, die Leiterin der Parklands Infants’ School in London England, an die Eltern, ihren Kindern nicht zu gestatten, Fernsehsendungen zu sehen, in denen solche Spiele gezeigt werden. Sie erklärte: Wir haben zwei oder drei Kinder gehabt, die sich verletzten Diese Kinder verprügelten sich gegenseitig auf dem Spielplatz. Die in Anderson Südkarolina, USA erscheinende Zeitung Independent/Daily Mail kündigte am 28. September 1975 an, dass die in dieser Stadt veröffentlichten Zeitungen Werbeanzeigen für Filme, die die Bewertung X erhalten haben, nicht mehr bringen. Zu solchen Filmen, bei denen es um regelrechten Sex oder außerordentliche Gewalttätigkeit gehen mag, sind Kinder nicht zugelassen. In dem Leitartikel hieß es unter anderem, dass man das Recht des Lesers berücksichtigen wolle, Zeitungen zu abonnieren, die keine Werbeanzeigen bringen, in denen regelrechter Sex und lebhaft dargestellte Gewalttat dominieren. Weiter war darin zu lesen: Wir machen uns besonders Gedanken, wenn es sich bei dem Leser um ein Kind handelt, das gefühlsmassig nicht darauf vorbereitet ist, mit solchen, auf Sinnenkitzel gerichteten Gedanken fertig zu werden. Viele Eltern wünschen, dass ihre Kinder mit zunehmendem Alter das Leben — einschließlich Sex und Gewalttat — auf realistische Weise kennen lernen, nicht durch eine groteske Verzerrung. Michael Fumento fasst die Problematik mit den Worten zusammen: Je nachdem, wem wir zuhören, sind wir alle entweder potentielle Opfer einer Vergiftung oder einer groben Desinformation. Einige weithin bekannte wissenschaftliche Katastrophen lassen sich jedoch nicht wegerklären. Für diese muss die Wissenschaft Rechenschaft ablegen. Eine Tragödie von überwältigender Bitternis. In seiner Botschaft an die Intelligenz, die am 29. August 1948 für die Presse freigegeben wurde, brachte Albert Einstein seine Gedanken über die weniger glorreichen Aspekte der Wissenschaft mit folgenden Worten zum Ausdruck: Durch schmerzliche Erfahrung haben wir gelernt, dass die Probleme unseres sozialen Lebens sich nicht durch rationales Denken lösen. Eingehende Forschung und intensive wissenschaftliche Arbeit haben für die Menschheit oft tragische Folgen gehabt; sie schufen die Mittel zu seiner des Menschen eigenen Massenvernichtung. Dies ist in der Tat eine Tragödie von überwältigender Bitternis! In einer Pressemeldung der Associate Press hieß es unlängst: Großbritannien gibt Versuche mit Strahlungen an Menschen zu. Das britische Verteidigungsministerium bestätigte, dass die Regierung nahezu 40 Jahre lang an Menschen Versuche mit Strahlungen durchgeführt hatte. Eines dieser Experimente hatte mit dem Atombombenversuch im Testgebiet Maralinga Südaustralien Mitte der 50er Jahre zu tun. Der Name Maralinga leitet sich von einem einheimischen Wort ab, der Donner bedeutet; diese abgelegene Gegend war für Großbritannien der ideale Ort, um wissenschaftliche Experimente durchzuführen. Nach der ersten Explosion verbreitete sich ob des Erfolgs eine euphorische Stimmung. In dem Bericht einer Melbourner Zeitung konnte man lesen: Als sich die radioaktive Wolke verzog, kamen die britischen, kanadischen, australischen und neuseeländischen Militärangehörigen, die die Explosion aus nur acht Kilometer Entfernung in Unterständen miterlebt hatten, Kolonnen weise mit Lastwagen und Geländewagen an. Auf allen Gesichtern war ein Lächeln zu sehen, als ob sie von einem Picknick zurückkämen. Chapman Pincher, ein Wissenschaftsjournalist der britischen Zeitung Daily Express, komponierte sogar ein Lied mit dem Titel Sehnsucht nach dem Atompilz. Hinzu kam noch, dass ein Minister versicherte, der Test sei völlig nach Plan verlaufen und die Strahlung bedeute für niemanden in Australien eine Gefahr. Jahre später erstarb jedoch das Lächeln auf den Gesichtern derer, die der Strahlung ausgesetzt gewesen waren, und es folgte eine Welle von Schadensersatzklagen. Von einer Sehnsucht nach dem Atompilz war keine Rede mehr. Noch heute ist Maralinga auf Grund der Strahlenbelastung eine Sperrzone. Wohl sehr ähnliche Erfahrungen haben die Vereinigten Staaten mit ihren Atomtests in Nevada gemacht. Manche sind der Ansicht, hierbei gehe es eher um eine politische Frage als um einen Fehler der Wissenschaft. Robert Oppenheimer, der damit beauftragt war, in Los Alamos New Mexico die erste amerikanische Atombombe zu bauen, sagte: Es ist nicht die Verantwortung des Wissenschaftlers, zu entscheiden, ob eine Wasserstoffbombe eingesetzt werden sollte. Diese Verantwortung liegt beim amerikanischen Volk und bei den von ihm gewählten Vertretern. Eine Tragödie anderer Art. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Verwendung von Blut in der Medizin gängige Praxis. Die Wissenschaft pries Blut als lebensrettend an und erklärte seine Verwendung für ungefährlich. Doch Aids schreckte die Welt der Medizin aus ihrer Selbstgefälligkeit auf. Mit einem Schlag hatte sich die angeblich lebensrettende Flüssigkeit bei etlichen Personen in einen Killer verwandelt. Der Verwalter eines größeren Krankenhauses in Sydney Australien erklärte gegenüber Erwachet!: Jahrzehntelang haben wir eine Substanz transfundiert, über die wir wenig wussten. Wir kannten nicht einmal alle Krankheiten, die dadurch übertragen werden konnten. Und bis heute wissen wir nicht, was wir sonst noch mit dieser Substanz transfundieren, denn wir können sie nicht auf etwas testen, was wir nicht kennen. Als besonders tragisch erwies sich die Behandlung unfruchtbarer Frauen mit einem Wachstumshormon. Diese Frauen erhofften sich durch ein Baby ein erfüllteres Leben und hielten die Hormonbehandlung für einen Segen. Jahre später starben jedoch einige von ihnen auf geheimnisvolle Weise an der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit CJD, einer degenerativen Gehirnerkrankung. Dann starben Kinder, die man wegen Wachstumsstörungen mit demselben Hormon behandelt hatte. Forscher entdeckten, dass Wissenschaftler das Hormon aus der Hirnanhangsdrüse von Leichen gewonnen hatten. Einige Verstorbene hatten offensichtlich das CJD-Virus in sich getragen, und so wurden Bestände von Hormonpräparaten verseucht. Noch tragischer ist der Umstand, dass etliche Frauen, die mit dem Hormon behandelt wurden, vor dem Auftreten der Symptome von CJD Blut spendeten. Da es für dieses Virus keine Testmöglichkeiten gibt, befürchtet man nun, dass sich das Virus in Blutkonserven befindet. Jede Wissenschaft ist mit Risiken verbunden. Es ist daher kein Wunder, dass die Wissenschaft gemäss dem Buch The Unnatural Nature of Science mit einer Mischung aus Bewunderung und Furcht, aus Hoffnung und Verzweiflung sowohl als die Quelle vieler Übel unserer modernen Industriegesellschaft betrachtet wird als auch als die Quelle, aus der Abhilfe für diese Übel kommen wird. Niemand möchte gern belogen werden. Trotzdem belügt man sich in der ganzen Welt aus den verschiedensten Gründen. Wie eine Umfrage ergab, die in dem Buch The Day America Told the Truth von James Patterson und Peter Kim veröffentlicht wurde, lügen 91 Prozent der Amerikaner regelmassig. Die Autoren schrieben: Den meisten von uns fällt es schwer, eine Woche ohne Lügen zu überstehen. Einem von fünf gelingt das nicht einmal einen Tag lang — und wir sprechen hier von bewussten, vorsätzlichen Lügen. Das Lügen ist heute in fast allen Bereichen des Lebens üblich. Führende Politiker belügen das Volk und ihre Kollegen. Immer wieder treten sie im Fernsehen auf, um jegliche Verbindung zu irgendwelchen skandalösen Intrigen zu leugnen, in die sie in Wahrheit tief verstrickt sind. Sissela Bok sagt in ihrem Buch Lügen. Vom täglichen Zwang zur Unaufrichtigkeit: Im Journalismus, beim Staat und in den Sozialwissenschaften werden solche Täuschungsmanöver akzeptiert, wenn diejenigen, die die Unwahrheit sagen, und das sind meistens auch die, die das Sagen haben, glauben, sie sei entschuldbar. Über das Lügen in der Politik in den Vereinigten Staaten schrieb die Zeitschrift Common Cause Magazine, Ausgabe Mai/Juni 1989: Watergate und Vietnam machen der Iran-Contra-Affäre sicher den Rang streitig, was Täuschung durch die Regierung und öffentliches Misstrauen betrifft. Was also war in den Jahren der Reagan-Regierung anders? Viele haben gelogen, und nur wenige hat es gereut. Aus gutem Grund misstraut die Allgemeinheit daher den Staatsführern. Selbst auf dem Gebiet der internationalen Beziehungen fällt es den Staatschefs schwer, einander zu vertrauen. Der griechische Philosoph Platon stellte fest: Den Herrschern des Staates kommt es zu, Lügen in Anwendung zu bringen, und zwar zum Nutzen des Staates. In der Geschäftswelt ist es allgemein üblich, in Verbindung mit Produkten und Leistungen die Unwahrheit zu sagen. Käufer dürfen bei Vertragsabschlüssen vorsichtig sein und sich unbedingt das Kleingedruckte durchlesen. In manchen Ländern gibt es staatliche Überwachungsstellen, um die Bürger vor irreführender Werbung, vor gefährlichen Waren, die als gut oder harmlos hingestellt werden, und vor Betrug zu schützen. Trotz dieser Bemühungen erleiden Menschen immer wieder finanzielle Verluste, weil sie von Geschäftsleuten belogen werden. Einigen fällt das Lügen so leicht, dass es ihnen zur Gewohnheit wird. Andere sagen zwar normalerweise die Wahrheit, lügen jedoch, wenn sie in die Enge getrieben werden. Nur wenige lügen unter gar keinen Umständen. Eine Lüge wird definiert als:

 

1. eine unrichtige Aussage, vor allem in täuschender Absicht

2. etwas, was einen falschen Eindruck vermittelt oder vermitteln soll

 

Dahinter steht die Absicht, andere etwas glauben zu machen, von dem der Lügner weiß, dass es nicht der Wahrheit entspricht. Durch Lügen oder Halbwahrheiten versucht er diejenigen zu täuschen, die Anspruch auf die Wahrheit haben. Die Menschen lügen aus den verschiedensten Gründen. Manche meinen, sie müssten in Bezug auf ihre Fähigkeiten die Unwahrheit sagen, um in der heutigen, vom Konkurrenzgeist geprägten Welt voranzukommen. Andere versuchen Irrtümer oder eigenes Verschulden durch Lügen zu vertuschen. Wieder andere fälschen Berichte, weil sie den Eindruck vermitteln wollen, gewisse Arbeiten seien ausgeführt worden, was in Wirklichkeit nicht stimmt. Dann gibt es noch diejenigen, die lügen, um dem Ruf anderer zu schaden, um Unannehmlichkeiten aus dem Weg zu gehen, um frühere Lügen zu rechtfertigen oder um die Leute um ihr Geld zu betrügen. Lügen werden häufig damit entschuldigt, dass man andere schützen will. Einige bezeichnen dies als Notlüge, und sie meinen, sie würden niemandem schaden. Doch haben diese so genannten Notlügen wirklich keine negativen Auswirkungen? Notlügen oder harmlose Lügen können zur Gewohnheit werden und dazu führen, dass man auch in Verbindung mit schwerwiegenderen Dingen lügt. Sissela Bok schreibt, dass man die Lügen, die als ‚harmlos‘ verteidigt werden, nicht so einfach beiseite legen kann. Die Harmlosigkeit von Lügen ist bekanntlich ohnehin strittig. Was der Lügner als harmlos oder auch als vorteilhaft empfindet, stellt sich aus der Sicht des Getäuschten vielleicht ganz anders dar. Lügen sind, ganz gleich, wie harmlos sie erscheinen mögen, einem guten Verhältnis der Menschen zueinander abträglich. Die Glaubwürdigkeit des Lügners wird erschüttert, was einen bleibenden Vertrauensverlust nach sich ziehen kann. Der bekannte Schriftsteller Ralph Waldo Emerson schrieb: Jede Übertretung der Wahrheit ist nicht nur eine Art Selbstmord des Lügners, sondern auch ein Stoss gegen das Wohl der menschlichen Gesellschaft. Ein lügnerischer Mensch kann leicht etwas Unwahres über jemand anders sagen. Obwohl er keine Beweise vorlegt, lasst seine Lüge doch Zweifel aufkommen, und viele glauben ihm, ohne seine Behauptung zu überprüfen. Auf diese Weise wird der Ruf eines Unschuldigen geschädigt, und ihm wird die Last aufgebürdet, seine Unschuld zu beweisen. Es ist daher frustrierend, wenn dem Lügner eher geglaubt wird als dem Unschuldigen, und es zerstört das Verhältnis zwischen dem Unschuldigen und dem Lügner. Man kann sich das Lügen leicht zur Gewohnheit machen. Eine Lüge zieht gewöhnlich eine weitere nach sich. Thomas Jefferson, ein amerikanischer Staatsmann der ersten Stunde, stellte fest: Kein Laster ist so gemein, so erbärmlich, so niederträchtig; und wer sich darauf einlasst, einmal eine Lüge zu äußern, dem fällt es viel leichter, es ein zweites und ein drittes Mal zu tun, bis es ihm nach einiger Zeit zur Gewohnheit wird. Der moralische Verfall ist damit vorprogrammiert. In der heutigen dekadenten Welt ist die Wahrheit nur noch etwas Relatives. Die Zeitschrift The Saturday Evening Post schrieb vor Jahren, dass das Problem des Lügens die Geschäftswelt, die Regierung, das Bildungswesen, die Unterhaltungsindustrie und selbst das alltägliche Verhältnis zwischen Mitbürgern und Nachbarn betrifft. Wir haben die Theorie des Relativismus angenommen, jene große Lüge, nach der es keine absolute Wahrheit gibt. Diesen Standpunkt vertreten die gewohnheitsmassigen Lügner, die kein Mitgefühl mit denen haben, die von ihnen getäuscht werden. Lügen fällt ihnen leicht. Es ist ihre Art zu leben. Andere dagegen lügen zwar nicht aus Gewohnheit, tun es , ohne zu zögern, zum Beispiel aus Furcht vor einer Bloßstellung oder aus Furcht vor Strafe. Es ist eine Schwäche des unvollkommenen Menschen. Wie kann an die Stelle dieser Neigung die Entschlossenheit treten, die Wahrheit zu reden? Die Wahrheit ist der Maßstab, der zur echten Gerechtigkeit führt. Doch wie verhält es sich, wenn die Wahrheit eine peinliche Situation oder ein ungutes Gefühl heraufbeschwören könnte? Während man mit Lügen niemals etwas lösen kann, kann man es manchmal durch Schweigen. Warum Lügen äußern, die einen unglaubwürdig machen und einem Gottes Missfallen eintragen? Aus Angst und aufgrund der menschlichen Schwäche mag jemand versucht sein, zu einer Lüge Zuflucht zu nehmen. Das ist der Weg des geringsten Widerstands oder falsch verstandene Güte. Es ist allerdings viel besser, stets die Wahrheit zu reden und dadurch ein gutes Verhältnis zu uns selbst und zu unseren Mitmenschen zu erlangen. Wer Verständnis erlangen will, also den Grund einer Sache erforscht, muss notwendig unterhalb der Sache selbst beginnen. Nichts ruht auf sich selbst, alles braucht immer eine gewachsene Basis als Gründung.

Eine echte Basis, also einen Grund nach unten, wird bei dieser Suche nicht leicht ein Ende finden. Der Bau selbst nämlich hat im Licht der oberen Welt seinen Sinn, und seine klare Begrenzung nach allen Seiten, wobei das Fundament nur nach oben hin, den Bau als seine klare Grenze hat. Nach unten ist es unendlich. Es ruht auf festen Steinen, diese wiederum ruhen auch auf festem Gestein. Es ordnet die ungegliederte Tiefe zu einem durchdachten System von Last und Tragkraft, welches dem Prinzip nach das innere der Erde ganz erfüllt. Nur weil ein solcher Grund für die meisten Gebäude allzu gründlich scheint, versteht sich, worum die Bauherren irgendwo, und möglichst tief, eine tragfähige Gegend suchen, und kurzerhand anfangen zu bauen. Sie vertrauen auf den Boden, die Erde, dass sie hält, und dass in sich wohlbegründet ist, was sie zusammengeschichtet hat

Die Bauten unseres Wesens, unseres Denkens sind in moralischer Erde gegründet, gegründet im Vertrauen, dass die Moral hält, und in sich wohlbegründet bleibt was sie zusammengeschichtet hat. So richten wir Ideale auf, und streben danach, unsere Tage nach unserer Art sinnvoll aneinander zufügen. Wir sind bemüht das Rechte zu tun, und bauen ganze Systeme von Gedanken über all das, was wir tun, und noch tun sollten.

Auf welcher Grundlage tun wir das? Werte stützen sich auf Werte, und dürfen von diesen getragen werden, bis in die Tiefe ihrer Gültigkeit. Ein vielfältiger innerer Zusammenhang von sittlichen Werten hält, und trägt uns. So sehr sich auch die Gerüste unseres Wollens heben, und spannen mögen, unsere frei schaffende Sittlichkeit ruht immer auf Gut und Böse. Dieses Gute und Böse dürfen wir nicht selbst produziert haben, dennoch ist es ein Gefüge von Gültigkeit, das uns nicht im Gleichgewicht lasst. Die Struktur der sittlichen Erde ist schwer zu erkennen. Trotzdem brauchen wir die klare Unterscheidung vom Zufälligen zum Tragenden. Wir rechnen mit einem Gefüge von Werten, ohne nachrechnen zu können, so wie wir dem Grund vertrauen, auf dem wir bauen. Dieses Fundament ist die Sittlichkeit, die wir leben. Ein Fundament, das der Tiefe zu kein Ende hat. Wir fragen nicht nach einer allgemeinen Formel der Moral, nach der wir handeln sollen. Das Moralische, recht verstanden, ist doch überall dort, wo Geist, wo menschliches Wesen existiert. Nach ihr zu fragen, wäre die Versicherung einer zweifelhaften Wahrheit. In früheren Büchern habe ich versucht gewisse Prinzipien zu rechtfertigen, und konnte dadurch letztlich wohl nicht überzeugen. Heute möchte ich nur Wissen offenbaren, um zu einem besseren Verständnis zu kommen. Sie und ich, wir alle wissen, dass unser Leben nicht kontinuierlich, und ohne wechselnde Höhen und Tiefen verläuft. Trotzdem lassen wir uns regelmassig mehr oder weniger erschüttern. Dort, wo es uns plötzlich zu heiß wird, wo wir von einem Augenblick auf den nächsten feststellen, gar nichts ist wie vorher. Wir erleben Veränderung. Sie tritt in vielen Fällen unerwartet auf. Besonderen Wert haben Veränderungen die mit Verlust einhergehen. Zum besseren Verständnis können wir auch solche Ereignisse nennen, die buchstäbliche Katastrophen sind, wie beispielsweise auch Unfälle.

Uns sind sicherlich auch solche dramatischen Abläufe bekannt, die wirklich schleichend, und fast unmerklich ablaufen. Sie nehmen uns gefangen, und wir spüren die fehlende Kraft, uns alleine zu befreien. Es können Probleme sein, die mit der Zeit zu chronischen Depressionen werden. Diese sind nach außen hin zwar sichtbar, für Leute mit Menschenkenntnis. Sie sind jedoch nicht spektakulär genug für andere, obwohl sie unser Leben grundlegend verändern können.

Spät, sehr spät kommen wir dann zur Erkenntnis einer existentiellen Leere. Es ist gleichgültig, ob es sich um ein urplötzliches Ereignis oder um einen schleichenden Vorgang handelt, uns fehlt in den meisten Fällen die entsprechende Vorbereitung. Wenn es passiert ist, erleben wir die eigene Hilflosigkeit.

Sie löst das Gefühl der Handlungsinkompetenz aus, weil wir vermeintlich die Kontrolle verloren haben. In uns lebt jedoch der ungebrochene Wunsch, unsere unmittelbare Gegenwart und Zukunft bewältigen zu können, und alle in diesem Zusammenhang stehenden Ereignisse zu beherrschen. Wir alle kennen diese weit verbreitete Auffassung, ganz sicher sein zu können, weil es uns nicht treffen kann. Dürfen wir diese Überzeugung aufgeben, die Ursache ist völlig egal, dann macht sich Angst und Unsicherheit breit. In diesem Tief erleben wir uns selbst, wie abgetrennt von der Welt. Wir erleben Situationen, die wir möglicherweise intellektuell durchdringen, jedoch emotional nicht bewältigen können. Erfahrene Kränkung oder Enttäuschung über den seelischen Schmerz, bis zu Gedanken der Ohnmacht.

Verhalten wir uns in solchen Situationen wie gewohnt? Wir neigen dazu die Wirklichkeit verzerrt wahrzunehmen, und reagieren unangemessen. Außenstehende können unser Verhalten nur ganz schwer verstehen, wenn überhaupt. Es können wirkliche Kleinigkeiten sein, die mit einer unglaublichen Stärke auf uns einwirken. Sie können oftmals die bekannte Kurzschlussreaktion auslösen. Echte Probleme, das sei an dieser Stelle nochmals betont, können unterhalb der Schwelle des Bewusstseins entstehen, auslösend wirken, und wachsen, ohne dass der Intellekt davon wirklich betroffen ist.

In beschriebenen Tiefs verharren wir oft im Nichtstun oder gehen ihnen wohl aus dem Wege. Wir weichen aus oder versuchen Ablenkung aller Art. Vorübergehend schaffen wir sogar eine relative Ruhe zu finden. Die Folge dieser Verdrängung kann die Flucht in Arbeit sein, auch eine geschwächte Lebenskraft. Eine nicht angemessene Bearbeitung zur rechten Zeit kann Folgen haben, die uns bis ins hohe Alter hinein belasten. Es gelingt nicht, Bilder zu löschen oder wenigstens ihre Wirksamkeit zu mindern.

Wir sind einfach nicht darauf vorbereitet mit Problemen wirklich richtig umzugehen. Unsere geringe Erfahrung mit Leid lasst uns abwehrend zuschauen, wenn andere Probleme haben und ihnen Furchteinflössendes zustößt. Wer als zuschauender Augenzeuge etwas erlebt hat, ist für eine gewisse Zeit aktuell, ja interessant. Wer als Opfer dasteht, bleibt sich völlig selbst überlassen. Es ist kein Geheimnis mehr, dass eine ganz bestimmte Zuschauermentalität herangebildet wird. Der Hilfesuchende bleibt in der Regel sozusagen der Zuschauer seiner selbst.

Auch dürfen wir nicht vergessen, dass tatsächlich eine zwar unterschwellige dennoch langfristig wirkende Erziehung zur Delegierung von Verantwortung wirksam ist. Wir haben über viele Jahre hinweg gelernt, Hilfeleistungen in Anspruch zu nehmen. Dabei brauchen wir nur an die Liste der Dienstleistungen denken. Bei weiterer Betrachtung soll nur kurz die Säuglingsernährung oder speziell das Kochen genannt sein. Der Mensch in der modernen Gesellschaft ist einfach ausgedrückt, zu wenig vorbereitet auf Notwendigkeiten, wozu auf jeden Fall auch die entsprechende Praxis zählt.

Diese ausgesprochene Distanz zu Notwendigkeiten ist auch von der uns bekannten Einstellung begleitet: Ich brauche das nicht, was geht mich das an. Jedoch macht uns diese Mentalität anfällig, und wir werden empfindlich für alles Mögliche. So steigt auch die Gefahr verletzlich zu werden, aus den unterschiedlichsten Richtungen heraus. Völlig verständlich ergibt sich daraus eine immer tiefer werdende Verhaltensunsicherheit, die wir selbst erleben. Erst jetzt beginnen wir Orientierung und Sicherheit zu suchen. Doch der Versuch, gedanklich alles richtig zu verarbeiten, um Probleme zu verhindern oder auch nur zu minimieren schlägt fehl, weil es letztlich nicht gelingt. Entscheidend ist eine tatsächliche Vorbereitung. Wir brauchen Stärke, und die eigene Sensibilisieren, um mit den möglichen Ereignissen angemessen umzugehen. Absichtserklärungen, die vielleicht sogar ein Stress- Kurs zur Folge haben, helfen nur sehr bedingt.

Immer muss es um das Sinnverständnis gehen, das eigene Verstehen. Unsere Auseinandersetzung mit einem Erlebnis, einer Situation muss erarbeitet werden. Passiert das nicht, bleiben es fürchterliche Ereignisse, die uns in unserer Existenz zerstören können. Selbst der Versuch, ein Geschehen verdrängen zu wollen, klappt in den seltensten Fällen. Über den tieferen Sinn sei zu nächst soviel gesagt, dass der Versuch, verdrängen zu wollen, keinen Nutzen bringt.

Sinnvoll ist immer eine Übereinstimmung des Geschehens mit unseren Gedanken und Vorstellungen. Geschieht das nicht, ist eine Beeinträchtigung unserer Lebensfreude vorprogrammiert. Die entscheidende Auseinandersetzung darf im Idealfall mit dem Verursacher geführt werden. Wichtig ist ein wahrlich qualitativ geführtes Gespräch. Wir kennen das innere Verlangen, uns nicht an ein Ereignis erinnern zu wollen. Das Resultat kann dazu führen, das wir notwendige Gedanken erst gar nicht denken.

Die Folge ist ein generelles Zurückhalten der eigenen Person, und ob wir es wahr haben wollen. Wir flachen geistig total ab, und tauschen nur noch oberflächliche und banale Gedanken aus. Dieser Denkstillstand dient, und ist förderlich, für alle Abwehrmechanismen. Bei diesem Vorgang ist das Bewusstsein nicht mehr für Gewissensentscheidungen empfänglich, und wir sprechen von gewissenlosen oder charakterlosen Menschen, die sich durch ihre individuelle Eigenart, wie sie sich in Willensentscheidungen, Wertungen und Zielsetzungen, in Urteilen und geistigen Stellungnahmen mit der Welt auseinander setzten, und dadurch eine gewisse Abgehobenheit von unseren Vorstellungen erhalten.

Dennoch dürfen wir alle diese Erlebnisweise durchmachen. Unser Gedächtnis sagt uns zwar, so habe ich gefühlt und gehandelt. Jedoch sagt uns der eigene Stolz, das war ich nicht! und bewirkt in diesem Beispiel die Verdrängung. Weitere Abwehrmechanismen, die neben der Verdrängung wenn diese nicht mehr ausreicht, auftreten sind u.a. - die Projektion, ein übertragen von eigenen Motiven auf andere Personen durch falsche Anschuldigungen - die Isolierung, welche mit mangelndem Urvertrauen und fehlender Intimität zu anderen Menschen zu verstehen ist, die Reaktionsbildung, ein starres Festhalten eigenen entgegengesetzten Verhaltens - die Rationalisierung, in Form der Akzeptanz von Verhaltensweisen, die in Wirklichkeit andere Motive haben. Eine sehr verbreitete Form in gebildeten Schichten der Gesellschaft.

Die Unterdrückung von unliebsamen Gedanken ist das Gegenteil von besonderer Aufmerksamkeit. Mittels unserer geistigen Aktivität etwas nicht zu tun, tun zu wollen, etwas nicht zu fühlen oder glauben zu können, bewirken eher oft das Gegenteil.

Selbst im Schlaf bleiben wir dann nicht verschont, sondern alle verdrängten Schrecklichkeiten, die nicht selten in verschlüsselten Bildern erscheinen, kommen zum Vorschein. Ursachen und Wirkungen dürfen bearbeitet werden. Sowohl intellektuell als auch emotional benötigen wir Vergebung. Sie muss angenommen werden wollen. Aus psychologischer Sicht sei auch der Ernst eigener Vergebung genannt. Alle diese Möglichkeiten können echten Schmerz verursachen, im Prozess der Wiederbelebung unserer geistigen Fähigkeiten, durch ein Bemühen des sich Mitteilens. Wir brauchen diesen Verlauf für unsere eigene Gesundung. Jede Konfrontation mit dem Gewesenen kann eine echte Chance bieten, unsere Gegenwart freundlicher zu erleben. Wir können durchaus von einem Wachstum sprechen, wenn es uns gelingt, eine harmonische Ganzheit herzustellen. Die Möglichkeit der Selbstreiflektion ist sinnvoll: Was ist mit mir eigentlich los? Besondere Aufmerksamkeit während kritischer Situationen ist wichtig und von Bedeutung? Diese Fragestellung führt uns direkt zur Positionierung der eigenen Person.

Wir kommen nicht mehr an der Auseinandersetzung der Fragestellung vorbei: Wer bin ich, mit welchem Ziel? Wir haben immer die Möglichkeit, uns die Wirklichkeit auszusuchen. Ursächlich ist dafür unser Wille entscheidend.

Wir können die Wahrheit sehen, sie erfahren. Um sie zu erleben ist unsere Weigerung in jedem Augenblick notwendig, wenn fragwürdige Gewohnheiten, die wir in der Vergangenheit ahnungslos übernommen haben, und uns in unserem Denken einschränkten, auftauchen. Ja, diese Wahl der Entscheidung haben wir ständig. Wir brauchen die Sicherheit des Augenblicks, dass diese Zeit die einzige Zeit ist, die es gibt. Die Erfahrung dieser gedanklichen Freiheit ist wirklich grenzenlos. Es steht außer Zweifel, dass sich jeder in seinem Leben so verhält, als würde er über seine Kräfte und Möglichkeiten eine ganz bestimmte Meinung haben, geradeso, als ob er über die schweren oder leichten Aufgaben eines vorfindenden Problems schon zu Beginn seiner Handlungen im klaren wäre, also sein Verhalten das Resultat seiner Meinung ist. Das ist in sofern erklärlich, weil wir nicht im Stande sind, durch unsere Sinne eine Objektivität, sondern nur ein subjektives Bild der Außenwelt zu empfangen. Begrenzungen gibt es überall da, wo wir sie uns durch menschliche Prinzipien auferlegen. Unsere Gedanken sind frei und es bedarf einer Korrektur unserer Denkgewohnheiten... sagte Prof. Dr. div. hc. Walkhoefer in einer Reputationsrede des Organs LipsCity. Alle Entscheidungen über die Wichtigkeit des Lebens, sind letztlich ein Produkt eigenen Denkens.

Erst wenn wir unmittelbar auf Dinge stoßen die uns einen Widerspruch zu unserer Meinung verraten, sehen wir uns veranlasst, in augenblicklicher Erfahrung im kleinen, unsere Ansicht zu korrigieren, und die erlebbaren Zusammenhänge auf uns wirken zu lassen. Entscheidend ist, dass wir unsere Meinung vom Leben dadurch nicht ändern. Das Ergebnis dieses kausalen Gesetzes hat gar keinen Nutzen. Der sich stellende Widerspruch hat nämlich eine ursächliche Aufgabe. Sie liegt in der gedanklichen Vertiefung von Zusammenhängen unserer Fähigkeiten, um die Wünsche, Vorstellungen und Interessen des anderen besser zu verstehen, damit sie dann gemeinsam erfüllt werden können. Daraus erwächst echtes Gemeinschaftsgefühl. Nur auf diese Weise wird uns die allermenschlichste Gabe zuteil, die Gabe des Erratens.

Viele Einzelheiten über die Probleme des Lebens, die vor uns stehen, scheinen einfach nicht mehr auf einen Nenner zu passen. Das Tempo und die Intensität haben sich so schnell erhöht, dass wir einschätzen können, unsere eigenen Ziele drohen jeden Tag zusammenzubrechen. Mit diesem Verlauf verlieren viele von uns den aufrechten Gang, weil sie feststellen, dass die fundierten Überlieferungen, selbst ihrer Eltern, keine Bedeutung mehr haben. jede kleine oder größere Aufgabe stellt sich neu für uns dar. Diese stetige Andersartigkeit fordert von uns ständig neue Ansprüche. Erst das richtige Erraten hilft uns, die Aufgaben so zu meistern, um den Blick nach vorn und unseren Gang aufrecht zu erhalten.

Es scheint, unser Wohlbefinden steht in einem Verhältnis zu positiver Vorstellung eines angenehmeren Morgens. Wenn diese Zeit dann da ist, fällt es uns schwer, sie auszukosten, weil keine Voraussetzungen bestehen, diese Zeit fortzusetzen. Tatsächlich ist unsere Zeit unsicherer als andere Zeiten zuvor.

Früher war es möglich, den Menschen Sicherheit zu geben. Sicherheit, wie der unwandelbare Glaube an Gott. Solche Überzeugungen sind heutzutage geradezu selten geworden. Es ist bemerkenswert augenscheinlich, wie die Wissenschaft der letzten hundert Jahre das Denken der Menschen beeinflusst hat, um den Platz der absoluten Autorität einnehmen zu können. Dieser Verfall des Glaubens ist durch Denken geistig hoch stehender Wissenschaftler und Philosophen gekommen.

Mutter Erde kann, wie überwältigende wissenschaftliche Beweise erkennen lassen, nicht mehr allzu lange mit ihrer gleichgültigen und widerspenstigen Brut fertig werden The European, 19.—25. März 1992. Ökologen gelangen mehr und mehr zu der Überzeugung, dass die Bedrohung für die Erde außergewöhnlich ist.

NEUN, acht, sieben…! Ist das der Countdown eines Raketenstarts? Nein, es ist vielmehr der Countdown der verbleibenden Jahre, bis die Menschheit sich wohl oder übel mit den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts beschäftigen muss.

Angesichts der wissenschaftlichen Leistungen der letzten hundert Jahre sind viele fest davon überzeugt, die Wissenschaft könne mit allen Herausforderungen fertig werden, die das 21. Jahrhundert mit sich bringen werde. Sie denken vielleicht ähnlich wie der französische Schriftsteller, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts schrieb: Es ist die Wissenschaft, die zur Weltherrschaft berufen ist. Der Wissenschaft gehört von nun an anstatt der Gottheit die Weltregierung, der Wissenschaft als der Wohltäterin der Völker und Befreierin der Menschheit.

Um diesen Erwartungen gerecht zu werden, müsste die Wissenschaft viele der Probleme lösen, an deren Entstehung sie selbst beteiligt war.

Die Umweltzerstörung, an der die Wissenschaft schuldig ist, hat gewaltige Ausmaße angenommen. Das Buch 5000 Days to Save the Planet 5000 Tage für die Rettung des Planeten erklärt: Wenn wir mit der Ausbeutung der Umwelt im gegenwärtigen Tempo weitermachen, lautet die Frage nicht, ob die heutige Gesellschaft das nächste Jahrhundert überleben wird, sondern nur, ob sie in einem großen Knall endet oder sang- und klanglos untergeht.

Beide Aussichten sind wohl nicht so sonderlich erfreulich. Im 19. Jahrhundert glaubten viele Wissenschaftler, dass sie eines Tages die absolute Wahrheit, und das letzte Verständnis erlangen würden, heisst es in dem Buch Der Wissenschaftler. Ihre Nachfolger, so das Buch weiter, sprechen heute jedoch nur vom Erreichen eines ‚teilweisen Verständnisses', und von der fortwährenden Annäherung an die Wahrheit, ohne sie je ganz zu erfassen. Das Fehlen absoluten Wissens schränkt das von der Wissenschaft Erreichbare stark ein.

Wissenschaftliche Tatsachen haben sich im Laufe der Zeit nie verändert, wissenschaftliche Theorien allerdings schon, und zwar wiederholt. Manchmal geraten die Theorien von einem Extrem ins andere. Beispielsweise dachte man früher in medizinischen Kreisen, es sei wissenschaftlich angezeigt, Schwerkranken Blut abzunehmen. Später gelangte man dann zu der Ansicht, Blutinfusionen seien die Lösung. Heute freunden sich manche Mediziner mit dem Gedanken an, dass es das beste ist, weder das eine noch das andere zu tun, und statt dessen nach weniger gefährlichen Alternativen zu suchen. Offensichtlich ist das, was die Wissenschaftler wissen, verschwindend wenig im Vergleich zu dem, was sie nicht wissen. In der World Book Encyclopedia wird dazu bemerkt: Botaniker wissen immer noch nicht genau, wie die Photosynthese funktioniert. Biologen und Biochemiker haben noch keine Antwort auf die Frage nach dem Ursprung des Lebens gefunden. Astronomen haben noch keine befriedigende Erklärung für die Entstehung des Universums. Mediziner und Physiologen kennen weder die Ursache von Krebs noch eine Heilmöglichkeit, und auch keine Heilung für die verschiedenen Viruserkrankungen. Psychologen kennen nicht alle Ursachen von Geisteskrankheiten.

Der Wissenschaft sind auch dahin gehend Grenzen gesetzt, dass sie nicht besser sein kann als die Menschen, die sie betreiben. Mit anderen Worten: Zum Wissensmangel des Wissenschaftlers kommt auch noch dessen Unvollkommenheit hinzu.

Die Autoren des Werkes 5000 Days to Save the Planet stellen fest: Immer wieder haben Interessengruppen die Forschung manipuliert, Kosten-Nutzen-Analysen verdreht und Informationen unterdrückt, um schädliche Produkte zu verkaufen oder umweltschädigende Praktiken aufrechtzuerhalten.

Selbst wenn die Mehrheit der Wissenschaftler ehrlich ist, so ist das immer noch kein Grund, sie oder ihre Tätigkeit aufs Podest zu heben. Sie sind wie jeder andere auch, sagte der in England geborene Edward Bowen, selbst Wissenschaftler. Jeder hat seine Schwächen. Einige sind hingebungsvoll, andere skrupellos. Einige sind scharfe Denker, andere so lau wie Spülwasser. Ich habe einige der großen Namen der Wissenschaft gekannt, Männer, die ungeheuer viel Gutes für die Welt getan haben. Wenn ich auch keinen Wissenschaftler kenne, der im Gefängnis war, so kenne ich doch einige, die es vollauf verdient hätten.

Offensichtlich ist die heutige Wissenschaft bei den vielen Grenzen, die ihr gesetzt sind, nicht in der Lage, den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts wirksam zu begegnen. Insbesondere hat sie darin versagt, die Umwelt zu schützen; und statt ihren Beitrag zur Abschaffung des Krieges zu leisten, hat sie dazu beigetragen, Massenvernichtungswaffen zu schaffen.

Alle sind sich darüber einig, dass umgehend etwas getan werden muss. Vor wenigen Monaten veröffentlichte eine Gruppe von 1.575 Wissenschaftlern, einschließlich 99 Nobelpreisträgern, eine Erklärung, betitelt - Warnung der Wissenschaftler aus aller Welt an die Menschheit, in der es hieß: In einem oder in einigen wenigen Jahrzehnten wird die Chance vertan sein, die Bedrohungen abzuwenden, vor denen wir heute stehen; und die Zukunftsaussichten für die Menschheit werden sich radikal verdüstert haben. Es wurde gesagt: Die Menschenwesen und die Natur sind auf Kollisionskurs.

 

Ähnliche Warnungen hat es schon zuvor gegeben. 1952 schrieb Bertrand Russell, britischer Philosoph und selbst Fürsprecher der Wissenschaft: Soll das menschliche Leben trotz aller Wissenschaft fortbestehen, dann hat die Menschheit ihre Leidenschaften so drastisch zu zügeln, wie sie dies in der Vergangenheit nie gemusst hat. Die Menschen werden sich dem Gesetz auch dann beugen dürfen, wenn sie es für ungerecht und schlecht halten. Kommt es nicht dazu, dann geht die Menschheit unter, und ihr Untergang wäre eine Folge der Wissenschaft. In den nächsten fünfzig Jahren muss eine klare Wahl zwischen Vernunft und Tod getroffen werden. Und unter ‚Vernunft' verstehe ich die Bereitschaft, sich einem von internationaler Autorität erlassenen Gesetz zu unterwerfen. Ich fürchte, die Menschheit wählt den Tod. Ich hoffe, dass ich mich irre.

Tatsache ist, dass heutzutage Menschen mit der Bereitschaft, sich an gerechte Maßstäbe zu halten, dünn gesät sind. Der ermordete Bürgerrechtler Martin Luther King bemerkte treffend: Unsere wissenschaftliche Kraft geht über unsere seelische Kraft. Wir haben Raumschiffe auf den Weg geschickt, und gleichzeitig den Menschen in die Irre geleitet. Doch Russell kam auf die Lösung der Weltprobleme, als er sagte, die Menschheit müsse die Bereitschaft zeigen, sich einem von internationaler Autorität erlassenen Gesetz zu unterwerfen.

Bertrand Russell bezog sich hier zwar nicht auf eine göttliche Autorität, als er von einem von internationaler Autorität erlassenen Gesetz sprach. Doch die Befolgung des Gesetzes einer solchen Autorität ist genau das, was notwendig ist. Menschliche Gesetze und menschliche Autorität sind eindeutig keine Antwort auf die Probleme. Sie könnten niemals die Welt verändern, um so eine Katastrophe abzuwenden. Die Menschen brauchen eine göttliche Herrschaft, wie der düstere Geschichtsbericht eindeutig beweist.

Tatsächlich kann nur Gott, der Allmächtige, für eine internationale Autorität sorgen, die über die Macht und die Fähigkeit verfügt, den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu begegnen Psalm 83:18. Die Autorität, der sich alle unterwerfen dürfen, wenn sie Leben haben möchten, ist Gottes Königreich, eine Weltregierung im Himmel, die vom Schöpfer, eingesetzt worden ist.

Vor langer Zeit wurde in Verbindung mit dieser Regierung folgende Prophezeiung geäußert: Denn ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft kommt auf seine Schulter, und er wird genannt -Friedefürst. Groß wird die Herrschaft sein und des Friedens kein Ende Jesaja 9:6, 7, Zürcher Bibel. Dieses vorhergesagte Kind, Jesus Christus, wurde von der Jungfrau Maria durch ein Wunder empfangen und kam in Bethlehem in Judäa zur Welt Lukas 1:30-33. Als Jesus auf der Erde war, lehrte er seine Nachfolger, um die Regierung Gottes zu beten; er sagte: Ihr sollt daher auf folgende Weise beten: Dein Königreich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auch auf der Erde Matthäus 6:9, 10. Nur der machtvolle heilige Geist Gottes — oder seine wirksame Kraft — kann bereitwilligen Menschen helfen, in ihrem Leben die notwendigen Änderungen entsprechend den gerechten Gesetzen der Regierung Gottes vorzunehmen.

Tausende von Jahren der Zwietracht und der Verwirrung stehen als Beweis dafür. Gott, dessen exakte wissenschaftliche Kenntnisse unerschöpflich sind, wird dafür sorgen, dass es auf der Erde paradiesische Verhältnisse geben wird, so wie sie im Garten Eden herrschten, als er das erste Menschenpaar erschuf. Damals wies er die Menschen an: Seid fruchtbar, und werdet viele, und füllt die Erde, und unterwerft sie euch 1. Mose 1:28. Obwohl sie ungehorsam waren, und diesen Auftrag nicht ausführten, wird Gott dafür Sorge tragen, dass sein ursprünglicher Vorsatz, gemäss dem die Erde ein Paradies sein sollte, verwirklicht werden wird. Ich habe es ja geredet; ich werde es auch herbeiführen, sagt er Jesaja 46:11. Doch wann wird Gottes ursprünglicher Vorsatz bezüglich der Erde verwirklicht werden?

Jesus Christus und seine Apostel beschrieben die Zustände, die herrschen sollten, unmittelbar bevor Gottes Königreich alle menschlichen Regierungen ersetzen würde 2. Timotheus 3:1-5; Matthäus 24:3-14, 37-39; 2. Petrus 3:3, 4. Wenn man die angeführten biblischen Prophezeiungen liest, und sie dann mit den Weltereignissen vergleicht, wird man feststellen, dass wir in der Zeit leben, in der Gottes Königreich das tun wird, was wir in der Bibel in Daniel 2:44 beschrieben finden: In den Tagen dieser Könige der menschlichen Regierungen, die jetzt an der Macht sind wird der Gott des Himmels ein Königreich aufrichten, das nie zugrunde gerichtet werden wird. Und das Königreich selbst wird an kein anderes Volk übergehen. Es wird alle diese Königreiche zermalmen und ihnen ein Ende bereiten, und selbst wird es für unabsehbare Zeiten bestehen.

Stellen wir uns nur vor, was das für die nahe Zukunft bedeutet! Was für wunderbare Dinge doch die Menschheit im kommenden Jahrhundert oder sogar schon davor erwarten! Die schlechten Auswirkungen der Herrschaft unvollkommener Menschen, der heuchlerischen Religion, der habsüchtigen Geschäftswelt, und der ebenfalls seit Jahrtausenden bestehenden Wissenschaft dieser Welt werden durch die Segnungen der Gottesherrschaft ersetzt, die die größten Erwartungen der Menschen übertreffen werden. Mit folgenden Worten zeichnet die Bibel ein Bild von dem, was in Gottes gerechter neuer Welt Wirklichkeit werden wird: Siehe! Das Zelt Gottes ist bei den Menschen, und er wird bei ihnen weilen, und sie werden seine Völker sein. Und Gott selbst wird bei ihnen sein. Und er wird jede Träne von ihren Augen abwischen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch wird Trauer, noch Geschrei, noch Schmerz mehr sein. Die früheren Dinge sind vergangen Offenbarung 21:3, 4.

Daher ist es für jeden von uns von größter Wichtigkeit, sich des Countdown bewusst zu sein, der in kurzem mit der Vernichtung des gegenwärtigen Weltsystems enden wird, das sich in den Händen des mächtigen, unsichtbaren Weltherrschers — Satans, des Teufels — befindet Johannes 12:31; 2. Korinther 4:3, 4. Es ist von lebenswichtiger Bedeutung, den Willen Gottes kennenzulernen und ihn dann zu tun, denn die Bibel verheißt: Die Welt vergeht, und ebenso ihre Begierde, wer den Willen Gottes tut, bleibt immerdar

1. Johannes 2:17.

Nutzen wir deshalb klugerweise Vorkehrungen zum Überleben, solange es die Zeit noch erlaubt. Dann werden wir die wunderbare Möglichkeit haben, uns in der Zukunft des Lebens zu erfreuen — ja, während des näher rückenden 21. Jahrhunderts, wie auch während des 22., 23. und zahlloser Jahrhunderte danach.

Trotz des wissenschaftlichen Fortschritts gibt es immer noch unglaublich viele hungernde Kinder, und ausgezehrte Erwachsene. Doch bald wird es unter Gottes messianischem Königreich Fülle an Getreide auf der Erde geben; auf dem Gipfel der Berge wird Überfluss sein Psalm 72:16.

Trotz des wissenschaftlichen Fortschritts leiden immer noch Millionen unter Gewalt und Unterdrückung. Doch bald wird der König des messianischen Königreiches Gottes den Armen befreien, der um Hilfe ruft, auch den Niedergedrückten und jeden, der keinen Helfer hat. Von Bedrückung und von Gewalttat wird er ihre Seele erlösen Psalm 72:12-14.

Trotz des wissenschaftlichen Fortschritts wächst weltweit die Zahl der Menschen, die ohne Obdach, und ohne ausreichende Nahrung auf der Strasse leben. Doch bald — unter Gottes messianischem Königreich — werden die Menschen gewiss Häuser bauen und sie bewohnen. Sie werden nicht bauen und ein anderer es bewohnen; sie werden nicht pflanzen und ein anderer essen Jesaja 65:21, 22.

Trotz des medizinischen Fortschritts sterben weiterhin Millionen an vermeidbaren Krankheiten. Doch bald wird unter Gottes messianischem Königreich kein Bewohner sagen: ‚Ich bin krank' Jesaja 33:24.

All das ist, so die Experten, alles andere als ein Sturm im Wasserglas. Ja, sofortiges Handeln sei unbedingt notwendig, wenn die Katastrophe noch abgewendet werden soll. Wir haben keine Generationen mehr, erklärte der Präsident des Worldwatch- Instituts Ende der 90er Jahre. Wir haben nur Jahre für den Versuch, das Ruder herumzuwerfen.

Die Herausgeber des Buches 5000 Days to Save the Planet 5 000 Tage für die Rettung des Planeten wurden, als sie ihr Buch publizierten noch präziser. Seither läuft ihr Countdown. Gemäss der von ihnen gesetzten Frist bewegt sich die verbleibende Zeit zur Rettung des Planeten jetzt um die 4 000-Tage-Marke. Und, wenn sich nichts Entscheidendes tut, wird der Countdown beim Anbruch des 21. Jahrhunderts bei 1 500 Tagen angelangt sein.

Welche außergewöhnlichen Umstände haben zu dieser offensichtlichen Krise geführt? Welche Herausforderungen wird das heraufziehende Jahrhundert mit sich bringen?

Friedliebende Menschen freuen sich über das Ende des kalten Krieges. die Herausforderung, Weltfrieden zu schaffen, und dann zu bewahren, ist immer noch präsent. Mit Blick auf die Probleme der europäischen Einigung sagte der französische Präsident Mitterrand im Januar 1990: Wir wechseln aus einer unfairen, stabilen Welt in eine Welt, die, so hoffen wir, gerechter ist, die ganz bestimmt instabiler sein wird. Und in der Zeitung The European stand zu lesen: Der Preis der Freiheit in den ehemaligen Ostblockländern ist wachsende Instabilität, wodurch das Risiko eines Atomkriegs, auch wenn es im Moment noch gering ist, ansteigt.

Tatsächlich waren einige der Herausforderungen, vor denen die Welt heute steht, zu Beginn des kalten Krieges praktisch unbekannt. Es ist so, wie es in dem Buch 5000 Days to Save the Planet beschrieben wird: Vor kaum fünfzig Jahren befand sich die Erde im Großen und Ganzen noch im ökologischen Gleichgewicht. Die Erde war ein riesiger, schöner und kraftvoller Ort. Wie hätte man ihr schaden können? Heute wird uns gesagt, unser Planet befinde sich in einer Krise, und wir würden durch Zerstörung und Verschmutzung direkt in die globale Katastrophe steuern.

So genannte Naturkatastrophen — Überflutungen, Stürme, Erdbeben, Vulkanausbrüche — ereignen sich überall. Inwieweit der Mensch durch sein Hineinpfuschen in die Umwelt daran Mitschuld trägt, mag noch zur Diskussion stehen. Es gibt allerdings Anzeichen dafür, dass die schützende Ozonschicht an einigen Stellen gefährlich dünn geworden ist. Wie einige Wissenschaftler jetzt warnen, könnte es sein, dass katastrophale Klimaveränderungen nicht langsam vor sich gehen, sondern plötzlich auftreten.

Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und zahlreiche andere Leiden stellen seit langem eine Herausforderung für die Medizin dar. Trotz der vielen Jahre medizinischen Fortschritts fordern diese Krankheiten immer noch viele Opfer. Allein in Europa sterben jährlich schätzungsweise 1 200 000 Menschen an Krebs; das sind fast 65 Prozent mehr als vor einem Jahrzehnt. Doch wegen der Besorgnis im Zusammenhang mit einer neuen Geißel — Aids, dem allerdings bisher weit weniger zum Opfer gefallen sind — bleibt dieses gewaltige Sterben fast unbemerkt.

Eine weitere Herausforderung besteht in dem Anwachsen der Weltbevölkerung von einer Milliarde vor weniger als 200 Jahren auf jetzt etwa fünfeinhalb Milliarden. Auch wenn kürzlich die jährliche Zuwachsrate gesunken ist, wird doch die Weltbevölkerung Hochrechnungen zufolge im Jahr 2025 acht Milliarden überschritten haben, und sich 2050 der Zehn-Milliarden-Marke nähern. Wo werden all diese Menschen leben? Was werden sie essen?

Ein 1991 veröffentlichter UN-Bericht geht davon aus, dass bereits jetzt eine Milliarde Menschen in absoluter Armut leben — ihr Leben ist derart von Unterernährung, Analphabetismus und Krankheit gezeichnet, dass es jeder vernünftigen Definition der Menschenwürde von Hohn spricht.

Paul R. Ehrlich, Professor für Demographie an der Stanford-Universität in den Vereinigten Staaten, äußerte sich zu dem Ausmaß des Problems mit den Worten: Während die Überbevölkerung die ärmeren Länder in Armut hält, zerstört sie in den reichen Ländern allmählich die Fähigkeit des gesamten Planeten, Leben überhaupt zu tragen. Dass die genannten Faktoren — oder andere wie Drogenmissbrauch, unzureichender Wohnraum, Kriminalität und Rassenkonflikte — in naher Zukunft eine globale Katastrophe heraufbeschwören können, gibt Anlass zu echter Besorgnis. Die Herausforderung ist klar zu erkennen. Nicht jedoch, wie man ihr begegnen kann. Angesichts der ernsten Situation suchen die Regierungen, wenn auch mit unterschiedlichem Nachdruck, nach Lösungen. Was zum Beispiel den Umweltsektor betrifft, so fand im Juni 2007 in Heiligendamm bei Rostock an der Warnow, das G8 Gipfeltreffen statt. Hier wären alle Politiker gut beraten gewesen, wenn sie sich Jahre zuvor mit den Plänen des schwedischen Ökonomen Jakob von Uexküll vertraut gemacht hätten. Er ist der Stifter des Alternativen Nobelpreises. Sein Projekt ist der Weltzukunftsrat (WFC). Der Sitz ist in Hamburg. Auszugsweise ist von Herrn Uexküll zu lesen - zu Zeiten der Ureinwohner von Nordamerika, gab es das Prinzip der siebten Generation. Daraufhin sollten alle Entscheidungen überprüft werden, wie sie sich in der siebten Generation auswirken. Der WFC kann als eine Art Gericht angesehen werden. Wir brauchen einen moralisch- ethischen Ansatz. Steht in der heiligen Schrift für die göttlich festgelegte Vollständigkeit = Gesetz. Der von den Vereinten Nationen ausgerichtete Erdgipfel war der zweite seiner Art; der erste wurde 1972 in Stockholm Schweden abgehalten. Damals bemerkte ein bekannter deutscher Politiker: Diese Konferenz kann ein Wendepunkt für das Schicksal des Planeten sein. Offensichtlich ist die Konferenz von 1972 den Erwartungen nicht gerecht geworden. Maurice F. Strong, Cheforganisator sowohl der Konferenz von 1982 wie auch der von 1992, räumt ein: In den zwanzig Jahren seit Stockholm haben wir gelernt, dass Umweltvorschriften — das einzige wirkliche Druckmittel, über das Umweltbehörden verfügen — zwar wichtig sind, nicht ausreichen. Sie dürfen von bedeutenden Änderungen in der Einstellung begleitet sein, die unserem wirtschaftlichen Verhalten zugrunde liegt.

Wird sich der G8 Gipfel erfolgreich erweisen, wenn es darum geht, diese bedeutenden Änderungen im Denken der politisch Mächtigen zu bewirken? Ist unser Planet noch in der Lage, Schauplatz eines weiteren G8 Gipfels zu sein?

 

Die Menschen im Allgemeinen stehen der Fähigkeit von Religion und Politik, die Weltprobleme zu lösen, immer skeptischer gegenüber. Dennoch ist es nicht verkehrt, sich die Frage zu stellen, ob Politik & Wissenschaft den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts bestehen kann. Gibt es Grund zum Optimismus?

 

... ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen...

Johannes 8:32

 

Diese oft zitierten weisen Worte wurden von einem Mann geäußert, den Millionen als den größten Menschen betrachten, der je lebte. Der Sprecher bezog sich hier zwar auf die göttliche Wahrheit, doch in gewisser Hinsicht kann auf jedem Gebiet die Wahrheit Menschen frei machen. Die wissenschaftliche Wahrheit beispielsweise hat die Menschen von vielen falschen Vorstellungen befreit, wie zum Beispiel, dass die Erde flach, und das Zentrum des Universums sei, dass Wärme ein Stoff namens Phlogiston sei, dass schlechte Luft Epidemien verursachen würde, und dass das Atom das kleinste Teilchen der Materie sei. Die praktische Nutzung wissenschaftlicher Erkenntnisse, in der Industrie wie auch auf dem Gebiet der Kommunikation und des Transports, hat die Menschen von unnötiger Plagerei, und in einem gewissen Maß von den durch Zeit und Entfernung gesetzten Grenzen frei gemacht. Wissenschaftliche Wahrheiten, die in die Gesundheitsvorsorge und in Heilbehandlungen eingeflossen sind, haben viele Menschen vor einem vorzeitigen Tod bewahrt oder von einer pathologischen Krankheitsfurcht befreit.

Der World Book Encyclopedia zufolge deckt die Wissenschaft das weite Feld des menschlichen Wissens ab, das sich mit Tatsachen befasst, die durch Prinzipien Gesetze zusammengehalten werden. Verständlicherweise gibt es verschiedene Arten von Wissenschaft. In dem Buch Der Wissenschaftler wird gesagt: Theoretisch kann aus jeder Art Wissen eine Wissenschaft gemacht werden, da nach der Definition ein Wissenszweig zur Wissenschaft wird, wenn er im Geist der ...wissenschaftlichen Methodik behandelt wird. Dadurch wird es schwierig, genau zu definieren, wo die eine Wissenschaft aufhört, und die andere anfängt. Ja, gemäss der World Book Encyclopedia überlappen sich in einigen Fällen Wissenschaften in so starkem masse, dass interdisziplinäre Felder entstanden sind, die Teilgebiete von zwei oder mehr Wissenschaften kombinieren. Dennoch sprechen die meisten Nachschlagewerke von vier Hauptgebieten: die exakten Naturwissenschaften, die biologischen Naturwissenschaften, die Sozialwissenschaften und die Wissenschaft der Mathematik und Logik.

Mathematik eine Wissenschaft? Ja, ohne einheitliche Messmethoden, ohne die Möglichkeit, zu bestimmen, wie groß, wie klein, wie zahlreich, wie selten, wie weit, wie nah, wie heiß und wie kalt etwas ist, wäre eine produktive wissenschaftliche Untersuchung unmöglich. Nicht ohne Grund ist die Mathematik die Königin und Dienerin der Wissenschaften genannt worden.

 

Zu den exakten Naturwissenschaften gehören Chemie, Physik und Astronomie. Die wichtigsten biologischen Naturwissenschaften sind Botanik und Zoologie, und die Sozialwissenschaften schliessen Anthropologie, Soziologie, Wirtschaftswissenschaften, Politologie und Psychologie ein.

Wir dürfen zwischen reiner Wissenschaft und angewandter Wissenschaft unterscheiden. Die erstere beschäftigt sich allein mit den wissenschaftlichen Tatsachen und Gesetzen selbst; die letztere mit deren praktischer Anwendung. Heute spricht man in Verbindung mit angewandter Wissenschaft auch oft von Technologie.

Religion und Wissenschaft sind beides Beispiele für den Wunsch des Menschen, die Wahrheit zu kennen. Die Suche nach religiöser Wahrheit unterscheidet sich jedoch grundlegend von der Suche nach wissenschaftlicher Wahrheit. Wer nach religiöser Wahrheit sucht, wird sich wahrscheinlich der Bibel, dem Koran, dem Talmud, den Weden oder dem Tripitaka zuwenden, je nachdem, ob er nun Christ, Muslim, Jude, Hindu oder Buddhist ist. Dort findet er das, was von seiner Religion als Offenbarung der religiösen Wahrheit, und möglicherweise aus göttlicher Quelle kommend, und damit als letzte Autorität betrachtet wird. Wer hingegen nach wissenschaftlicher Wahrheit sucht, kann sich an keine solche letzte Autorität wenden — weder an ein Buch, noch an einen Menschen. Wissenschaftliche Wahrheit wird nicht offenbart; sie wird entdeckt. Das erfordert ein System des Ausprobierens, bei dem der Suchende oftmals feststellen muss, dass seine Anstrengungen fruchtlos waren. Durch die systematische Einhaltung von vier Schritten kann sich die Suche allerdings fruchtbar gestalten. Dennoch werden wissenschaftliche Siege auf den Trümmern wissenschaftlicher Niederlagen gefeiert, und ehemals anerkannte Ansichten werden verworfen, um Platz zu machen für neue, die der Wahrheit näher zu kommen scheinen. Trotz dieser Zufallsmethode haben die Wissenschaftler über die Jahrhunderte hinweg eine erstaunliche Fülle an wissenschaftlicher Erkenntnis gesammelt. Auch wenn sie oft fehlschlagen, so konnten sie doch viele verkehrte Schlussfolgerungen korrigieren, bevor größerer Schaden entstand. Solange fehlerhaftes Wissen sich auf die reine Wissenschaft beschränkt, hält sich die Gefahr, dass dadurch größeres Unheil angerichtet wird, in Grenzen. Doch versucht man, stark fehlerhafte reine Wissenschaft in angewandte Wissenschaft zu transformieren, dann können die Folgen verheerend sein.

Ein Beispiel hierfür sind die wissenschaftlichen Erkenntnisse, welche die Entwicklung von Insektiziden ermöglicht haben. Diese Stoffe wurden hoch geachtet, bis die wissenschaftliche Forschung ergab, dass einige davon Rückstände hinterlassen, die für die menschliche Gesundheit schädlich sind. In einigen Gegenden in der Nähe des Aralsees an der Grenze zwischen Usbekistan und Kasachstan wurde ein Zusammenhang zwischen dem großzügigen Einsatz solcher Insektizide, und der Speiseröhrenkrebsrate nachgewiesen, die dort siebenmal so hoch ist wie im nationalen Durchschnitt.

Aerosolsprays sind der Bequemlichkeit wegen sehr beliebt gewesen, bis wissenschaftliche Untersuchungen erkennen ließen, dass sie mitverantwortlich sind für die Zerstörung der Ozonschicht, die noch schneller zerstört wird als bisher vermutet. So ist die Suche nach wissenschaftlicher Wahrheit ein fortdauernder Prozess. Die wissenschaftliche Wahrheit von heute ist morgen vielleicht die irrige oder sogar gefährliche Vorstellung von gestern. Wissenschaft und Technologie haben die Strukturen der heutigen Welt maßgeblich mitgestaltet. Frederick Seitz, ehemaliger Präsident der U.S. National Academy of Sciences, erklärte: Wissenschaft, die zuerst als Abenteuer des Verstandes begann, wird nunmehr eine der Hauptsäulen des täglichen Lebens. Auf diese Weise ist die wissenschaftliche Forschung zu einem Synonym für Fortschritt geworden. Jeder, der die jüngsten wissenschaftlichen Entwicklungen in Frage stellt, läuft Gefahr, als rückständig abgestempelt zu werden. Und einige halten das, was sie wissenschaftlichen Fortschritt nennen, für den grundlegenden Unterschied zwischen zivilisiert und unzivilisiert. So verwundert einen kaum, was W. H. Auden, ein englischer Dichter unseres Jahrhunderts, schrieb: Die wahren Männer der Tat in unserer Zeit, solche, die die Welt umgestalten, sind nicht die Politiker und Staatsmänner, sondern die Wissenschaftler.

Nur wenige bestreiten, dass unsere Welt eine Umgestaltung nötig hat. Doch ist die Wissenschaft dieser Aufgabe gewachsen? Kann sie die wissenschaftlichen Wahrheiten entdecken, die notwendig wären, um den noch nie da gewesenen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu begegnen? Und können diese Wahrheiten schnell genug gefunden werden, um die Menschen von der Furcht vor einer drohenden Katastrophe zu befreien?

 

Wissenschaftliche Wahrheitsfindung fundiert auf vier Prinzipien

 

1. Beobachten, was geschieht.

2. Auf Grundlage von Beobachtung wird eine Theorie über das vermutlich Richtige formuliert.

3. Diese Theorie wird anhand weiterer Beobachtungen und Experimente überprüft.

4. Es wird festgestellt, ob die auf der Theorie basierenden Vorhersagen eintreffen.

 

Daraus ergeben sich beispielsweise definierte Wissenschaften, wie:

 

ANTHROPOLOGIE ist die Lehre vom Menschen vom biologischen, sozialen und kulturellen Standpunkt aus.

 

ASTRONOMIE ist die Lehre von den Sternen, Planeten und den anderen natürlichen Objekten im Weltraum.

 

BIOLOGIE beschäftigt sich mit den Vorgängen in der belebten Natur und mit der Klassifikation von Pflanzen und Tieren.

 

BOTANIK, einer der zwei Hauptzweige der Biologie, ist die Lehre von den Pflanzen.

 

CHEMIE ist die Lehre von den Eigenschaften, und der Zusammensetzung von Substanzen, und der Art und Weise, wie sie miteinander reagieren.

 

MATHEMATIK ist die Lehre von den Zahlen, Mengen, Figuren und Relationen.

 

PHYSIK ist die Lehre von den Kräften und Eigenschaften wie Licht, Schall, Druck und Gravitation.

 

PSYCHOLOGIE ist die Lehre vom Seelenleben des Menschen und den Ursachen menschlichen Verhaltens.

 

ZOOLOGIE, der zweite Hauptzweig der Biologie, ist die Lehre von den Tieren.

 

Niemand weiß, wer zuerst das Feuer entdeckte, wer das Rad erfand, wer Pfeil und Bogen entwickelte oder wer zuerst versuchte, den Sonnenaufgang und- Untergang zu erklären, heißt es in der World Book Encyclopedia. Doch irgendjemand hat all das entdeckt, erfunden, entwickelt oder erklärt; und seither ist die Welt nicht mehr wie zuvor.

 

Jene Leistungen zählen zu den frühen Etappen der Reise auf der Suche nach Wahrheit, einer Reise, die nach biblischer Zeitrechnung fast sechstausend Jahre andauert. Seither sind die Menschen neugierig, und wollen die belebten und unbelebten Dinge in der Welt um sie herum verstehen. Darüber hinaus wollen sie das Gelernte anwenden, und es zum eigenen Vorteil praktisch nutzen. Dieser angeborene Wissensdurst, und der Wunsch, das Wissen anzuwenden, sind die treibenden Kräfte hinter der fortdauernden Suche des Menschen nach Wahrheit.

 

Natürlich sprach man bei den ersten Versuchen, wissenschaftliche Erkenntnisse in die Praxis umzusetzen, noch nicht wie heute von angewandter Wissenschaft; noch wurden Leute, die solche Versuche machten, deswegen Wissenschaftler genannt. Tatsächlich gab es während des größten Teils der Menschheitsgeschichte gar keine Wissenschaft im heutigen Sinne. gemäss dem Grimmschen Wörterbuch fand der Begriff Wissenschaft erst seit Beginn des 17. Jahrhunderts größere Verbreitung, und umfasste anfangs jeglichen Wissenszweig samt der praktischen Anwendung.

Wie auch immer die Wissenschaft ursprünglich genannt wurde, ihren Anfang nahm sie im Garten Eden. Sobald die Menschen begannen, die Welt um sie herum zu untersuchen. Schon vor der Erschaffung Evas hatte Adam den Auftrag bekommen, die Tiere zu benennen. Um ihnen passende Namen zu geben, musste er sorgfältig ihre charakteristischen Merkmale und Verhaltensweisen studieren. Heute wird dies die Wissenschaft der Zoologie genannt 1. Mose 2:19.

Adams und Evas erstes Kind, Kain, befasste sich damit, eine Stadt zu bauen. Somit muss Kain über genügend wissenschaftliche Kenntnisse verfügt haben, um die notwendigen Werkzeuge zu entwickeln. Später wurde dann einer seiner Nachkommen, nämlich Tubal-Kain, der Schmied von jeder Art von Kupfer- und Eisenwerkzeugen genannt. Offensichtlich hat in der Zwischenzeit das Wissen zugenommen, und die Technologie Fortschritte gemacht 1. Mose 4:17-22. Zu der Zeit, als Ägypten Weltmacht wurde die erste, die in der Bibel erwähnt wird, erlaubte der wissenschaftliche Fortschritt den Bau riesiger Pyramiden. Der New Encyclopedia Britannica zufolge war die Errichtung jener Pyramiden erst nach vielem Experimentieren erfolgreich möglich, wobei gewaltige technische Probleme gelöst wurden. Die Lösung dieser Probleme erforderte grundlegende mathematische Kenntnisse, und zeugt von dem Vorhandensein gewisser verwandter wissenschaftlicher Fähigkeiten. Natürlich war wissenschaftliche Neugier kein Monopol der Ägypter. Die Babylonier erstellten nicht nur einen Kalender, sondern entwickelten auch Zahlen- und Maßsysteme. Im Fernen Osten leistete die chinesische Kultur einen wertvollen wissenschaftlichen Beitrag. Und die Vorväter der Inkas und der Mayas in Amerika entwickelten eine fortschrittliche Kultur, welche später die europäischen Entdecker, die mit solchen Leistungen von rückständigen Eingeborenen ganz und gar nicht gerechnet hatten, in Erstaunen versetzte. Allerdings erwies sich nicht alles, was die alten Völker als wissenschaftliche Wahrheit betrachteten, wirklich als wissenschaftlich korrekt. Wie die World Book Encyclopedia schreibt, stellten die Babylonier nicht nur nützliche Instrumente für die wissenschaftliche Forschung her, sie entwickelten auch die Pseudowissenschaft der Astrologie.

Bibelinteressierte Leser können erforschen, dass das alte Babylon als ein Synonym für falsche Anbetung steht. gemäß der dort praktizierten Astrologie wurde jeder Teil des Himmels von einem anderen Gott beherrscht. Die Bibel, nach deren Lehre es nur e i n e n wahren Gott gibt, erweist sich daher als wissenschaftlich korrekt, wenn sie die als Astrologie bezeichnete Pseudowissenschaft ablehnt 5. Mose 18:10-12; 1. Korinther 8:6; 12:6; Epheser 4:6. Die Religion war ein wesentlicher Bestandteil des Lebens der frühen Völker. Daher entwickelte sich wissenschaftliches Wissen verständlicherweise nur in Verbindung mit religiösen Vorstellungen. Das ist besonders auf dem Gebiet der medizinischen Wissenschaft zu beobachten. Alte Schriftstücke, die Aufschluss über die Gesellschaft, und die Medizin im Alten Reich geben, zeigen, so die New Encyclopedia Britannica, dass die empirisch-rationale medizinische Praxis untrennbar mit Zauberei und Religion verbunden war, und dass der Oberzauberer am Hof des Pharaos oftmals auch als der oberste Arzt des Landes fungierte. Unter der dritten Dynastie Ägyptens gewann ein angesehener Baumeister namens Imhotep Berühmtheit als geschickter Arzt. Weniger als ein Jahrhundert nach seinem Tod wurde er bereits als ägyptischer Gott der Heilkunst verehrt. Ende des sechsten Jahrhunderts v. u. Z. war er dann eine der Hauptgottheiten. Laut einem Nachschlagewerk waren die ihm geweihten Tempel oftmals mit Leidenden überfüllt, die dort in der Überzeugung beteten und schliefen, er würde ihnen in ihren Träumen zeigen, wie sie von ihren Leiden erlöst werden könnten. Ägyptische und babylonische Heiler waren in starkem Masse von religiösen Vorstellungen beeinflusst. gemäß der vorherrschenden Lehrmeinung dieser wie auch vieler folgender Generationen sollten Fieber, Infektionen, Leiden und Schmerzen von bösen Geistern oder Dämonen verursacht werden, die in den Körper eingedrungen seien, heisst es in dem Werk The Book of Popular Science. Aus diesem Grund gehörten zu einer medizinischen Behandlung im allgemeinen Opfer, Zauberei und Beschwörungen. Im vierten und fünften Jahrhundert v. u. Z. stellte ein griechischer Arzt namens Hippokrates diese Ansicht in Frage. Er ist besonders wegen des hippokratischen Eides bekannt, der nach allgemeiner Auffassung immer noch die ethischen Leitsätze ärztlichen Handelns verkörpert. Wie in dem Buch Moments of Discovery The Origins of Science ausgeführt wird, war Hippokrates einer der ersten, die mit den Priestern konkurrierten, wenn es um die Erklärung der Krankheiten des Menschen ging. Er praktizierte Medizin in wissenschaftlichem Sinne, und suchte nach natürlichen Krankheitsursachen. Vernunftschlüsse und Erfahrung begannen an die Stelle von religiösem glauben und vagen Vermutungen zu treten. Indem Hippokrates Medizin von religiösen Vorstellungen trennte, machte er einen Schritt in die richtige Richtung. Doch selbst heute noch werden wir an den religiösen Ursprung der Medizin erinnert. Ihr Symbol, der schlangenumwundene Stab des Asklepios Äskulap, des griechischen Gottes der Heilkunde, kann bis zu den alten Tempeln der Heilkunst zurückverfolgt werden, wo man heilige Schlangen hielt. Einer Religionsenzyklopädie zufolge verkörperten diese Schlangen die Möglichkeit der Erneuerung des Lebens und der Wiedergeburt in Gesundheit. Hippokrates wurde später als der Vater der Medizin bekannt. das bewahrte ihn nicht vor wissenschaftlichen Irrtümern. Das Werk The Book of Popular Science erklärt, einige seiner verkehrten Ansichten würden uns ziemlich phantastisch erscheinen, warnt andererseits vor medizinischer Arroganz, wenn es dort heißt: Einige der medizinischen Theorien, die heutzutage fest verwurzelt sind, werden wahrscheinlich den künftigen Generationen genauso phantastisch erscheinen. Die Entdeckung wissenschaftlicher Wahrheit ist ein schrittweiser Prozess, bei dem über Jahrhunderte hinweg die Spreu vom Weizen getrennt worden ist. Doch dafür mussten die Entdeckungen einer Generation sorgfältig an die nächste weitergegeben werden. Da die Menschen mit der Gabe der Sprache erschaffen worden waren, war ein Mittel hierfür offensichtlich das gesprochene Wort. Vergleiche 1. Mose 2:23. Diese Methode, Beobachtungen weiterzugeben wäre allerdings nie verlässlich genug, um die Genauigkeit zu gewährleisten, den wissenschaftlichen und technologischen Fortschritt erfordern. Offenkundig war das Bedürfnis vorhanden, Informationen schriftlich zu bewahren. Wann genau die Menschen zu schreiben anfingen, ist unbekannt. Doch war erst einmal der Anfang gemacht, so stand ihnen eine wunderbare Technik zur Verfügung, mit der sie in der Lage waren, Informationen weiterzugeben, auf die andere aufbauen konnten. Bevor man wahrscheinlich in China um das Jahr 105 u. Z. herum das Papier erfand, wurde unter anderem auf Tontafeln, Papyrus und Pergament geschrieben. Größerer wissenschaftlicher Fortschritt wäre ohne Zahlen- und Maßsysteme unmöglich gewesen. Die Bedeutung ihrer Entwicklung kann kaum überschätzt werden. Das Werk The Book of Popular Science spricht von der universellen Gültigkeit der Mathematik und weist darauf hin, dass ihre Analysen zu vielen entscheidenden wissenschaftlichen Fortschritten geführt hätten. Die Mathematik dient daneben als unschätzbares Werkzeug für den Chemiker, den Physiker, den Astronomen, den Ingenieur und andere. Die Jahrhunderte hindurch haben noch andere Faktoren der Suche nach wissenschaftlicher Wahrheit Auftrieb verliehen. Zum Beispiel das Reisen. In dem eben zitierten Werk heisst es dazu: Der Mann, der sich zu fremden Ländern aufmacht, wird wahrscheinlich seine Neugierde durch neue Anblicke, Geräusche, Gerüche und Geschmacksrichtungen anstacheln. Er wird versucht sein, nach dem Warum dieser Unterschiede zu dem ihm Vertrauten zu fragen; und bei dem Versuch, seine Neugierde zu stillen, wird er Weisheit erwerben. So war es auch bei den alten Griechen.

 

Wo auch immer man über die Geschichte von Religion, Politik oder Handel nachliest, überall stößt man auf die mehr als nur beiläufige Würdigung der Griechen. Und wer hat noch nichts von ihren berühmten Philosophen ein Begriff, der von dem griechischen Wort philosophía stammt, das Liebe zur Gelehrsamkeit bedeutet gehört? Die Liebe der Griechen zur Gelehrsamkeit und ihr Wissensdurst waren im ersten Jahrhundert wohlbekannt, damals, als der christliche Apostel Paulus Griechenland besuchte. Er erwähnte die epikureischen und die stoischen Philosophen, die wie alle Athener und die dort zugezogenen Ausländer ...ihre Zeit mit nichts anderem verbrachten als nur damit, etwas Neues zu erzählen oder anzuhören Apostelgeschichte 17:18-21. Daher wundert es einen nicht, dass die Griechen von allen alten Völkern der Wissenschaft das größte Erbe hinterlassen haben. Die New Encyclopedia Britannica führt dazu aus: Die Bemühungen der griechischen Philosophie, eine Theorie des Universums zu schaffen, welche die Mythen über die Entstehung der Welt ersetzen sollte, führte schließlich zu brauchbaren wissenschaftlichen Entdeckungen.

 

Ja, einige der griechischen Philosophen leisteten bedeutende Beiträge zur Suche nach wissenschaftlicher Wahrheit. Sie kämpften gegen das Unkraut der irrigen Lehren und Theorien ihrer Vorgänger, während sie auf der Grundlage dessen aufbauten, was ihnen als richtig erschien. Somit kamen die griechischen Philosophen von gestern dem heutigen wissenschaftlichen Denken näher als sonst ein Volk des Altertums. Nebenbei bemerkt war bis vor kurzem der Begriff Naturphilosophie als Bezeichnung für die verschiedenen Zweige der Wissenschaft in Gebrauch.

 

Mit der Zeit wurde das philosophieliebende Griechenland politisch von dem neuentstandenen Römischen Reich überschattet. Hatte dies irgendwelche Auswirkungen auf den wissenschaftlichen Fortschritt? Würde das aufkommende Christentum etwas verändern?

 

Astrologiedas Studium von Himmelskörpern in dem Glauben, sie könnten die Zukunft der Menschen beeinflussen darf nicht mit Astronomie verwechselt werden, der wissenschaftlichen Erforschung von Sternen, Planeten und anderen natürlichen Objekten im Weltraum, ohne irgendeinen spiritistischen Beiklang.

 

Thales von Milet, sechstes Jahrhundert u. Z., besonders bekannt für seine mathematischen Arbeiten und die Vorstellung, Wasser sei das eigentliche Wesen alles Seienden, nahm gegenüber dem kosmologischen Gedankengebäude seiner Zeit eine kritische Haltung ein, die für die Entwicklung einer wissenschaftlichen Denkweise von entscheidender Bedeutung war The New Encyclopædia Britannica.

Sokrates, fünftes Jahrhundert u.Z. wird der Schöpfer einer Befragungsmethode, der Dialektik , genannt, die dem Kern der echten wissenschaftlichen Methode nahe kommt The Book of Popular Science. Demokrit von Abdera fünftes bis viertes Jahrhundert v.u.Z. war einer der Mitbegründer der atomistischen Theorie des Universums wie auch der Theorie von der Unzerstörbarkeit der Materie und der Bewahrung der Energie.

 

Platon fünftes bis viertes Jahrhundert v.u.Z. gründete in Athen die Akademie als ein Institut für das systematische Betreiben philosophischer und wissenschaftlicher Studien.

Aristoteles viertes Jahrhundert v.u.Z. ein kenntnisreicher Biologe, gründete das Lykeion, eine wissenschaftliche Institution, in der auf vielen Gebieten Studien betrieben wurden. Über 1 500 Jahre lang dominierten Aristoteles' Ideen das wissenschaftliche Denken, und man betrachtete ihn als die höchste wissenschaftliche Autorität.

 

Euklid viertes Jahrhundert v.u.Z. der berühmteste Mathematiker der Antike, ist insbesondere dafür bekannt, dass er das Wissen auf dem Gebiet der Geometrie griechisch für Feldmesskunst zusammentrug.

 

Hipparch von Nikaia zweites Jahrhundert v.u.Z. herausragender Astronom und Begründer der Trigonometrie, ordnete die Sterne nach Helligkeit in Größenklassen ein. Ein System, das im Großen und Ganzen heute noch verwendet wird. Er war der Vorläufer des Ptolemäus, eines hervorragenden Geographen und Astronomen des zweiten vorchristlichen Jahrhunderts, der die Entdeckungen des Hipparch weiter ausbaute und lehrte, die Erde sei das Zentrum des Universums.

 

Die jahrtausendelange Suche nach wissenschaftlicher Wahrheit schien ein solides Fundament für weitere Forschungen zu bilden. Es sah so aus, als könnte nichts den Fortschritt aufhalten. Und dennoch heisst es in dem Werk The Book of Popular Science: Der Wissenschaft ging es im dritten, vierten und fünften Jahrhundert n. Chr. wahrhaftig schlecht. Daran hatten zwei Ereignisse einen maßgeblichen Anteil: Während des ersten Jahrhunderts war mit Jesus Christus eine neue religiöse Epoche angebrochen. Und einige Jahrzehnte zuvor, im Jahr 31 v. u. Z., wurde mit dem Beginn des Römischen Reiches eine neue politische Ära eingeläutet!

 

 

Im Gegensatz zu ihren Vorgängern, den Griechen, waren die Römer dem oben zitierten Werk zufolge mehr an der Lösung der alltäglichen Probleme als an der Suche nach abstrakter Wahrheit interessiert. Zwangsläufig fiel daher ihr Beitrag zur reinen Wissenschaft sehr bescheiden aus. Allerdings halfen die Römer mit, die wissenschaftlichen Erkenntnisse, die sich bis dahin angesammelt hatten, weiterzugeben. Zum Beispiel erarbeitete Plinius der Ältere im ersten Jahrhundert eine wissenschaftliche Kompilation, Naturalis historia genannt. Dieses Werk war zwar nicht ohne Fehler, es bewahrte verschiedene Arten von wissenschaftlichen Informationen, die andernfalls möglicherweise für die kommenden Generationen verloren gewesen wären.

 

Was die Religion betrifft, so war die sich schnell ausbreitende Christenheit an der wissenschaftlichen Suche der damaligen Zeit nicht beteiligt. Nicht, dass die Christen an sich dagegen gewesen wären, die Prioritäten der Christen, wie sie von Christus selbst gesetzt worden waren, galten eindeutig dem Verstehen und der Verbreitung religiöser Wahrheit Matthäus 6:33; 28:19, 20.

 

Noch vor Ende des ersten Jahrhunderts begannen abtrünnige Christen, die religiöse Wahrheit, mit deren Verkündigung sie betraut worden waren, zu verfälschen. Das führte später, wie vorhergesagt, zu einem abtrünnigen Christentum Apostelgeschichte 20:30; 2. Thessalonicher 2:3; 1. Timotheus 4:1. Ereignisse in der Folgezeit bewiesen, dass die Zurückweisung der religiösen Wahrheit von einer Gleichgültigkeit — und zeitweise sogar einer Feindschaft — gegenüber der wissenschaftlichen Wahrheit begleitet war.

 

Gemäss der World Book Encyclopedia waren während des Mittelalters 5. bis 15. Jahrhundert die Gelehrten in Europa mehr an Theologie, dem Studium der Religion, interessiert als an dem Studium der Natur. Und diese Betonung der Rettung an Stelle der Erforschung der Natur war, so die Collier's Encyclopedia, für die Wissenschaft eher ein Hindernis denn eine Stimulans.

 

Christi Lehren sollten ursprünglich keine solchen Hindernisse sein, doch die Verirrung der Christenheit im Labyrinth falscher religiöser Vorstellungen, einschließlich der Überbetonung einer Rettung der angeblich unsterblichen Seele, förderte jene Entwicklung. Bildung wurde fast nur unter kirchlicher Kontrolle vermittelt und hauptsächlich in Klöstern kultiviert. Diese religiöse Einstellung bremste die Suche nach wissenschaftlicher Wahrheit.

 

Von Beginn unserer Zeitrechnung an wurden wissenschaftliche Fragestellungen von der Theologie in den Hintergrund gedrängt. Praktisch der einzige erwähnenswerte wissenschaftliche Fortschritt fand auf dem Gebiet der Medizin statt. Beispielsweise schrieb der römische Medizinschriftsteller Aulus Celsus, der im ersten Jahrhundert u. Z. lebte und Hippokrates der Römer genannt wurde, ein Werk, das heute als Medizinklassiker gilt. Der griechische Heilmittelkundige Pedanios Dioskurides, ein Wundarzt in den römischen Armeen Neros, schloss ein herausragendes Werk über die Heilmittel ab, von dem über Jahrhunderte hinweg viel Gebrauch gemacht wurde. Galen, ein Grieche des zweiten Jahrhunderts, beeinflusste durch die Begründung der experimentellen Physiologie die medizinische Theorie und Praxis seiner Zeit sowie des gesamten Mittelalters.

 

Die Stagnation der Wissenschaft hielt selbst noch nach dem 15. Jahrhundert an. Die europäischen Wissenschaftler machten in jener Zeit zwar Entdeckungen, doch waren diese größtenteils nicht wirklich neu. In der Zeitschrift Time hieß es: Die Chinesen waren die ersten Meister der Wissenschaft auf der Welt. Lange vor den Europäern wussten sie, wie man einen Kompass benutzt, wie man Papier und Schiesspulver herstellt und wie man mit beweglichen Lettern druckt.

 

So übernahm wegen des generellen Vakuums, das im wissenschaftlichen Gedankengut im christlichen Europa herrschte, nichtchristliche Kulturen die Führung.

 

Im neunten Jahrhundert erlangten arabische Wissenschaftler innerhalb kurzer Zeit die Führung auf wissenschaftlichem Gebiet. Während die Christenheit auf der Stelle trat, erlebten sie insbesondere im 10. und 11. Jahrhundert ein goldenes Zeitalter der Bildung. Sie lieferten bedeutende Beiträge zur Medizin, Chemie, Botanik, Physik, Astronomie und vor allem zur Mathematik. In der Brockhaus-Enzyklopädie wird gesagt: Manche Wissenszweige, z.B. Soziologie, Chronologie, Experimentalphysik, Trigonometrie und Algebra, sind von islamischen Gelehrten geschaffen worden oder fanden durch sie ihre erste gültige Ausprägung.

 

Viele wissenschaftliche Erkenntnisse stammen tatsächlich von ihnen. Doch einiges stützte sich auf die allgemeinen Grundlagen griechischer Philosophie und erreichte sie, so merkwürdig es erscheinen mag, unter Beteiligung der Religion.

 

Vergleichsweise früh nach ihrer Entstehung breitete sich die Christenheit nach Persien und anschließend nach Arabien und Indien aus. Im fünften Jahrhundert wurde Nestorius, Patriarch von Konstantinopel, in eine Kontroverse verwickelt, die ein Schisma innerhalb der Ostkirche nach sich zog. In der Folge formierte sich eine Splittergruppe, die Nestorianer.

 

Im siebten Jahrhundert, als die neue Religion des Islam die Weltbühne stürmte und ihren Expansionsfeldzug begann, zögerten die Nestorianer nicht lange, ihr Wissen an die arabischen Eroberer weiterzugeben. gemäss der Encyclopedia of Religion waren die Nestorianer die ersten, die die griechische Wissenschaft und Philosophie förderten, indem sie griechische Texte ins Syrische und dann ins Arabische übersetzten. Sie waren auch die ersten, die griechische Medizin in Bagdad einführten. Auf diesem von den Nestorianern übermittelten Wissen begannen dann die arabischen Wissenschaftler aufzubauen. Im arabischen Reich wurde Syrisch als Wissenschaftssprache von Arabisch abgelöst, das sich als eine für wissenschaftliche Aufzeichnungen hervorragend geeignete Sprache erwies.

 

Doch die Ar nahmen nicht nur, sie gaben auch. Als die Mauren über Spanien nach Europa kamen, wo sie dann über 700 Jahre blieben, brachten sie im Gepäck ihre aufgeklärte muslimische Kultur mit. Und auf den acht so genannten christlichen Kreuzzügen zwischen 1096 und 1272 waren die abendländischen Kreuzfahrer von der fortschrittlichen islamischen Kultur, der sie begegneten, sehr beeindruckt. Sie kehrten, wie ein Publizist es ausdrückte, mit einer Unmenge neuer Eindrücke zurück. Arabische Vereinfachungen in der Mathematik

 

Ein bedeutendes Geschenk der Ar an Europa war die Einführung der arabischen Ziffern, mit denen die von den Römern verwandten Buchstaben ersetzt wurden. Eigentlich ist die Bezeichnung arabische Ziffern nicht ganz akkurat. Richtiger wäre wohl hindu-arabische Ziffern. Es stimmt zwar, dass der im neunten Jahrhundert lebende arabische Mathematiker und Astronom Al-Charismi über dieses Zahlensystem schrieb, er hatte es wiederum von hinduistischen Mathematikern aus Indien übernommen, die es über tausend Jahre zuvor, nämlich im dritten Jahrhundert v. u. Z., erarbeitet hatten.

 

In Europa war das System kaum bekannt, bis der hervorragende Mathematiker Leonardo Fibonacci auch als Leonardo von Pisa bekannt es 1202 in seinem Buch Liber abaci Buch vom Abakus einführte. In seinen Ausführungen über die Vorteile des Systems erklärte er: Die neun indischen Ziffern sind: 9 8 7 6 5 4 3 2 1. Mit diesen neun Ziffern und mit dem Zeichen 0 ...kann jede Zahl geschrieben werden. Anfangs reagierten die Europäer eher langsam. Doch zum Ausklang des Mittelalters hatten sie das neue Zahlensystem übernommen, dessen Einfachheit den wissenschaftlichen Fortschritt sehr förderte. Wer bezweifelt, dass hindu-arabische Ziffern eine Vereinfachung gegenüber den zuvor benutzten Zeichen der Römer sind, sollte einmal versuchen, LXXIX von MCMXCIII abzuziehen. Etwas schwierig? Vielleicht wäre 1 993 minus 79 doch einfacher.

 

Ab dem 12. Jahrhundert erlosch langsam die Flamme des Wissens, die in der muslimischen Welt so hell gebrannt hatte. In Europa wurde sie allerdings wieder entfacht, als Gelehrte die Vorläufer der heutigen Universitäten ins Leben riefen. Mitte des 12. Jahrhunderts entstanden die Universitäten von Paris und Oxford. Die Universität von Cambridge folgte Anfang des 13. und die von Prag und Heidelberg im 14. Jahrhundert. Bis zum 19. Jahrhundert waren die Universitäten zu wichtigen Zentren wissenschaftlicher Forschung geworden.

 

Ursprünglich standen sie unter starkem religiösen Einfluss: Die meisten Studien waren theologisch ausgerichtet oder zumindest gefärbt. Gleichzeitig übernahmen die Schulen die griechische Philosophie, insbesondere die Schriften des Aristoteles. Der bereits erwähnten Religionsenzyklopädie zufolge war die scholastische Methode ...das Mittelalter hindurch ...in der Textkommentierung und der Problemlösung gemäss der aristotelischen Logik der Definition, der Gliederung und der Argumentation strukturiert.

 

Ein Gelehrter des 13. Jahrhunderts, der die Absicht hatte, die aristotelischen Lehren mit christlicher Theologie in Einklang zu bringen, war Thomas von Aquino, der später auch der christliche Aristoteles genannt wurde. In einigen Punkten distanzierte er sich jedoch von Aristoteles. Zum Beispiel verwarf Thomas die Theorie von einer Welt ohne Anfang und war in Übereinstimmung mit der Bibel von ihrer Erschaffung überzeugt. Indem er fest für den Glauben eintrat, dass unser Universum ein geordnetes sei und durch das Licht der Vernunft erfasst werden könne, leistete er, so The Book of Popular Science, einen wertvollen Beitrag zu der Entwicklung der modernen Wissenschaft.

 

Doch im Großen und Ganzen galten die Lehren von Aristoteles, Ptolemäus und Galen als absolute Wahrheiten, selbst innerhalb der Kirche. Das oben erwähnte Werk erklärt: Im Mittelalter, als das Interesse am wissenschaftlichen Experiment und an direkten Beobachtungen einen Tiefpunkt erreicht hatte, war das Wort des Aristoteles Gesetz. Ipse dixit er selbst hat's gesagt war das Argument, das die Scholastiker des Mittelalters gebrauchten, um die Wahrheit so mancher ‚wissenschaftlichen' Beobachtung zu beweisen. Unter diesen Umständen behinderten die Irrtümer des Aristoteles, besonders in der Physik und der Astronomie, den wissenschaftlichen Fortschritt über Jahrhunderte hinweg.

 

Einer, der den Kampf gegen diese blinde Hörigkeit gegenüber alten Vorstellungen aufnahm, war der im Oxford des 13. Jahrhunderts lebende Ordensbruder Roger Bacon. Man hat ihn die größte Persönlichkeit in der mittelalterlichen Wissenschaft genannt, und dennoch stand er mit seinem Eintreten für das Experiment als Mittel zur Findung wissenschaftlicher Wahrheit fast allein da. Er soll schon 1269 und damit eindeutig seiner Zeit um Jahrhunderte voraus Automobile, Flugzeuge und motorisierte Schiffe vorhergesagt haben.

 

trotz seiner Voraussicht und seines brillanten Geistes waren seiner Erkenntnis der Tatsachen doch Grenzen gesetzt. So war er felsenfest von Astrologie, Magie und Alchimie überzeugt. Das zeigt deutlich, dass die Wissenschaft wirklich eine fortdauernde Suche nach Wahrheit ist und damit immer wieder der Überprüfung und Korrektur bedarf.

 

Obwohl im 14. Jahrhundert die wissenschaftliche Forschung in tiefen Schlaf versunken zu sein schien, war gegen Ende des 15. Jahrhunderts die Suche des Menschen doch noch lange nicht beendet. Ja, die nächsten 500 Jahre würden alles Vorangegangene weit in den Schatten stellen. Die Welt stand an der Schwelle einer wissenschaftlichen Revolution. Wie jede Revolution sollte sie ihre Helden und ihre Feinde haben und vor allem auch ihre Opfer. Mehr darüber in Teil 4 der Serie Die Wissenschaft, die fortdauernde Suche des Menschen nach Wahrheit in unserer nächsten Ausgabe.

Al-Charismi 8./9. Jahrhundert u.Z. irakischer Mathematiker und Astronom; dafür bekannt, dass auf ihn das Wort Algebra aus arabisch al-gabr, etwa die Einrenkung gebrochener Teile zurückzuführen ist.

 

Mohammed ibn Dj_abir al-Batt_ani 9./10. Jahrhundert u.Z., Astronom und Mathematiker; verbesserte Ptolemäus' astronomische Berechnungen und bestimmte so mit größerer Genauigkeit zum Beispiel die Länge des Jahres und der Jahreszeiten.

 

Ar-R_azi Rh_azes 9./10. Jahrhundert u.Z. einer der bekanntesten Ärzte persischer Herkunft; der erste, der zwischen Pocken und Masern unterschied und der alle Stoffe in entweder tierisch, pflanzlich oder mineralisch unterteilte.

 

Abu Ali al-Hasan ibn al Haitham Alhazen von Basra 10./11. Jahrhundert Mathematiker und Physiker; leistete bedeutende Beiträge zur Theorie der Optik, einschließlich der Brechung, der Reflexion, des binokularen Sehens und der atmosphärischen Refraktion; der erste, der korrekterweise den Sehvorgang auf Licht zurückführte, das von einem Objekt zum Auge gelangt.

 

Omar´e Chajjam 11./12. Jahrhundert u.Z. namhafter persischer Mathematiker, Physiker, Astronom, Arzt und Philosoph; im Abendland in erster Linie für seine Dichtung bekannt.

 

Während der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts erlebte die Welt stürmische Zeiten, als zuerst in Amerika und dann in Frankreich Revolutionen die politische Landschaft veränderten. Unterdessen begann in England eine andere Form der Umwälzung: die industrielle Revolution. Diese stand in engem Zusammenhang mit einer weiteren Form der Revolution, einer wissenschaftlichen.

 

Einige datieren die Wiedergeburt der Wissenschaft auf die 1540er Jahre, als der polnische Astronom Nikolaus Kopernikus und der belgische Anatom Andreas Vesal Bücher veröffentlichten, die das wissenschaftliche Denken nachhaltig beeinflussten. Andere siedeln den Wandel früher an, nämlich im Jahr 1452, dem Jahr, in dem Leonardo da Vinci geboren wurde. Er war ein ruheloser Experimentator, leistete zahlreiche Beiträge zur Wissenschaft und entwickelte Ideen, die in einigen Fällen Erfindungen vorwegnahmen, die erst Jahrhunderte später ausreifen sollten, wie zum Beispiel das Flugzeug, den Panzer und den Fallschirm.

 

Wissenschaft, wie wir sie heute kennen, hat sich, so Ernest Nagel, Professor an der Columbia-Universität, in der abendländischen Gesellschaft nicht vor dem 17. oder 18. Jahrhundert als fortdauernde Institution fest etabliert. Sobald das jedoch geschehen war, hatte die Menschheit einen Wendepunkt in ihrer Geschichte erreicht. In dem Werk Der Wissenschaftler heisst es: Zwischen etwa 1590 und 1690 brachten viele große Geister die Forschung zu einer Blüte, wie sie kaum ein anderes Jahrhundert erreichte. Auch Pseudowissenschaften blühten, wie Feinde, deren unrichtige Theorien dem echten wissenschaftlichen Fortschritt im Weg standen. Dazu gehörte auch die Phlogistontheorie. Das Wort Phlogiston kommt aus dem Griechischen und bedeutet Verbranntes. Es wurde 1702 von George Ernst Stahl eingeführt, der die Auffassung vertrat, beim Verbrennen von brennbarem Material würde dieses Phlogiston freigesetzt werden. Er stellte sich darunter zwar eher ein Prinzip als einen wirklichen Stoff vor, doch über die Jahre wuchs die Vorstellung von einer echten Substanz. Erst zwischen 1770 und 1790 konnte Antoine-Laurent Lavoisier diese Theorie widerlegen.

Das Werk The Book of Popular Science räumt ein, dass die Phlogistontheorie zwar vollständig falsch war, eine Zeitlang bot sie eine Arbeitshypothese, die offensichtlich viele Naturerscheinungen erklärte. Sie war einfach eine von vielen wissenschaftlichen Hypothesen, die im Laufe der Jahre gewogen und für zu leicht befunden wurden.

Die Alchimie ist ein weiterer Feind gewesen. Dem Neuen Reader's Digest Brockhaus zufolge stand die Alchimie als ‚geheime Kunst' mit ihren Bemühungen, Gold zu machen, den ‚Stein der Weisen' oder lebensverlängernde Elixiere zu finden, außerhalb der Naturwissenschaft. Bevor sie verworfen wurde, half sie, die Grundlagen der modernen Chemie zu legen. Der Übergang zur Chemie war gegen Ende des 17. Jahrhunderts abgeschlossen.

 

Obwohl die Phlogistontheorie und die Alchimie Feinde waren, hatten sie doch auch einige versöhnliche Züge aufzuweisen. Nicht so jedoch die menschlichen Feinde, die aus religiöser Überzeugung unwissenschaftliche Vorstellungen hegten. Die Rivalität zwischen Wissenschaft und Theologie, beide mit dem Anspruch, die einzige Autorität in Fragen über das Universum zu sein, hat oft zu offenen Konfrontationen geführt.

 

Zum Beispiel trat im zweiten Jahrhundert u. Z. der berühmte Astronom Ptolemäus für das geozentrische Weltsystem ein, wonach die Planeten sich auf Kreisbahnen bewegen würden, deren Mittelpunkt, Epizyklus genannt, wiederum eine andere Kreisbahn beschriebe. Seine mathematische Beweisführung war bestechend und lieferte für die sichtbaren Bewegungen von Sonne, Mond, Planeten und Sternen eine Erklärung, die bis zum 16. Jahrhundert weithin anerkannt wurde.

 

Kopernikus 1473—1543 entwickelte eine davon abweichende Theorie. Er glaubte, die Planeten einschließlich der Erde würden um die Sonne kreisen, die selbst still stünde. Sollte es sich bewahrheiten, dass die Erde sich bewegte und damit nicht länger das Zentrum des Universums wäre, so hätte das weitreichende Folgen. Keine hundert Jahre später machte der italienische Astronom Galileo Galilei mit Hilfe von Teleskopen Beobachtungen, die ihn von der Richtigkeit der kopernikanischen Vorstellung einer sich um die Sonne drehenden Erde überzeugten. Die katholische Kirche wies jedoch Galileis Ansichten als Häresie zurück und zwang ihn zu widerrufen.

 

Auf Grund religiöser Irrtümer bestritten Kirchentheologen die wissenschaftliche Wahrheit. Erst fast 360 Jahre später sprach die Kirche Galilei frei. Die Zeitung L'Osservatore Romano gab Ende 1992 im Fall Galilei ein subjektives Fehlurteil zu. Doch auch in unserem Jahrhundert zeigen die Kirchen der Christenheit einen ähnlichen Mangel an Respekt vor der Wahrheit. Das tun sie, indem sie unbewiesene wissenschaftliche Theorien befürworten, und das im offensichtlichen Gegensatz zu wissenschaftlicher wie auch zu religiöser Wahrheit. Das beste Beispiel ist die unbeweisbare Evolutionstheorie — im Grunde das illegitime Kind der von Fehlern wimmelnden wissenschaftlichen Erkenntnis und falscher religiöser Lehren.

 

Am 24. November 1859 erschien Charles Darwins Buch Die Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl. die Idee einer Evolution stammt eigentlich aus vorchristlicher Zeit. Zum Beispiel sah der griechische Philosoph Aristoteles den Menschen an der Spitze einer Entwicklung, die mit den niederen Tieren begonnen haben soll. Zuerst lehnte der Klerus die Theorien Darwins ab, doch in The Book of Popular Science heisst es: Die Evolution wurde später zu mehr als nur einer wissenschaftlichen Theorie. Sie wurde zum Schlachtruf und sogar zu einer Philosophie. Die Vorstellung vom Überleben des Tüchtigsten gefiel den Leuten, die sich nach vorne kämpfen wollten.

 

Der Widerstand des Klerus schwand schon bald. Die Encyclopedia of Religion schreibt: Darwins Evolutionstheorie wurde nicht nur akzeptiert, sondern stürmisch gefeiert und: Als er 1883 starb, waren die meisten scharfsinnigen und redegewandten Geistlichen zu dem Schluss gekommen, dass die Evolution mit einem aufgeklärten Verständnis der Heiligen Schrift vollständig vereinbar sei. Und das, obwohl The Book of Popular Science einräumt: Selbst die größten Verfechter der Lehre von einer organischen Evolution mussten eklatante Ungenauigkeiten und Lücken in der ursprünglichen Theorie Darwins zugeben. Auch wenn dieses Werk schreibt, dass viel von Darwins ursprünglicher Theorie umgemodelt oder fallengelassen wurde, erklärt es dennoch, der Einfluss der Evolution sei auf fast jedem Gebiet des menschlichen Wirkens ausnehmend groß. Geschichte, Archäologie und Ethnologie haben wegen dieser Theorie große Veränderungen erfahren.

 

Heute stellen viele nachdenkliche Wissenschaftler die Evolutionstheorie ernsthaft in Frage. Sir Fred Hoyle, Gründer des Instituts für Theoretische Astronomie Cambridge und Ehrenmitglied der Amerikanischen Akademie der Wissenschaften, schrieb vor etwa zehn Jahren: Persönlich habe ich wenig Zweifel, dass künftige Wissenschaftshistoriker sich sehr wundern werden, wie eine Theorie, die offensichtlich nicht funktioniert, so allgemein geglaubt werden konnte.

 

Die Evolution, die ja direkt an der Basis menschlicher Existenz ansetzt, beraubt den Schöpfer dessen, was ihm zusteht. Sie straft auch die Behauptung Lügen, wissenschaftlich zu sein, und gereicht der fortdauernden Suche des Menschen nach wissenschaftlicher Wahrheit bestimmt nicht zur Ehre. Karl Marx übernahm bereitwillig die Lehre von der Evolution und von dem Überleben des Tüchtigsten, um damit den Kommunismus zu untermauern. Doch die Evolution ist ein Feind schlimmster Art. Jeder, der zum Glauben an pseudowissenschaftliche Theorien verführt wird, ist ein Opfer. Doch selbst der Glaube an die wissenschaftliche Wahrheit kann eine Gefahr darstellen. Die spektakulären wissenschaftlichen Fortschritte infolge der wissenschaftlichen Revolution haben viele Menschen zu dem Glauben verleitet, jetzt sei nichts mehr unmöglich.

 

Diese Überzeugung wuchs um so mehr, je weiter der Fortschritt die unwissenschaftliche Einstellung verdrängte, die von der falschen Religion gehegt worden war. Wirtschaft und Politik begannen, in der Wissenschaft ein wirkungsvolles Werkzeug zu sehen, um ihre Ziele, finanzielle Gewinne oder die Konsolidierung politischer Macht, zu erreichen.

Offen gesagt, entwickelte sich die Wissenschaft langsam zu einem Gott, was zur Wissenschaftsgläubigkeit führte. Nach einem Wörterbuch handelt es sich dabei um das allzu große Vertrauen in die Wissenschaft.

 

Als sich das 19. Jahrhundert dem Ende zuneigte, fragte man sich, was das 20. Jahrhundert wohl bringen würde. Würde die Wissenschaft den wahren Himmel auf Erden herbeiführen, den viele von ihr erwarteten?

 

Eine dieser Lehren ist die fundamentalistische Vorstellung, die im 1. Buch Mose erwähnte Schöpfungswoche hätte aus buchstäblichen 24-Stunden-Tagen bestanden. Die Bibel hingegen lasst erkennen, dass es sich dabei in Wirklichkeit um Zeitperioden handelte, die viele tausend Jahre lang waren.

 

Noch Anfang des 19. Jahrhunderts wurde die Elektrizität als ein interessantes Phänomen, jedoch ohne großen praktischen Wert, betrachtet. Männer verschiedenster Nationalität und Herkunft wie H. C. Ørsted 1777—1851, M. Faraday 1791—1867, A. Ampère 1775—1836 und B. Franklin 1706—1790 machten wichtige Entdeckungen, die das Gegenteil bewiesen und die Grundlage für die heutige Welt der Elektrizität legten — eine Welt, die beim Ziehen des Steckers sofort zum Stillstand kommt.

 

WAS im 19. Jahrhundert als unmöglich, ja als Wunder erschien, ist im 20. Jahrhundert Realität geworden. Innerhalb einer einzigen Generation hat man den Sprung vom ersten eigenen Auto zur Farbfernsehübertragung der ersten Schritte des Menschen auf dem Mond gemacht. Wissenschaftlich produzierte Wunder gelten heute längst nicht mehr als Ausnahme, sondern werden weithin als selbstverständlich hingenommen.

 

Der wissenschaftliche Fortschritt Anfang des 20. Jahrhunderts war, so die New Encyclopædia Britannica, zu groß, um ihn auch nur zu katalogisieren. Es gäbe zwar ein allgemeines Muster des Fortschritts, doch es heisst weiter: Auf jedem Gebiet basierte der Fortschritt auf der erfolgreichen, beschreibenden Arbeit des 19. Jahrhunderts. Das unterstreicht den Gedanken, dass die Wissenschaft eine fortdauernde Suche nach Wahrheit ist.

Wissenschaftliche Gesellschaften — Gruppen von Wissenschaftlern, die sich zum Austausch von Ideen und Informationen trafen — hatten sich bereits im Europa des 17. Jahrhunderts gebildet. Um die jüngsten Erkenntnisse bekannt zumachen, begannen diese Gesellschaften mit der Herausgabe eigener Zeitschriften. Das führte zu einem intensiven Gedankenaustausch, der dazu beitrug, die Grundlage zu festigen, auf der weiterer wissenschaftlicher Fortschritt gedeihen konnte.

 

Die wissenschaftliche Forschung gewann bis zum 19. Jahrhundert an den Universitäten immer mehr an Bedeutung, und in den folgenden Jahren machten deren Labors wichtige Entdeckungen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts richteten auch Unternehmen Forschungslabors ein, in denen dann neue Medikamente, synthetische Materialien zum Beispiel Plastik, sowie andere Produkte entwickelt wurden. Die Allgemeinheit hatte ihren Nutzen davon, und die forschenden Firmen erwirtschafteten Millionen.

 

Die Gründung dieser Labors und Forschungsgruppen wies den Weg zu einer organisierten Forschung, im Gegensatz zu den Bemühungen des einzelnen. Einige Wissenschaftler fragten sich, ob das wohl nicht die bessere Vorgehensweise sei.

 

1939 stellte der irische Physiker und Röntgenkristallograph John D. Bernal die Frage: Soll die Wissenschaft durch die zufällige Koordinierung der Arbeit talentierter Einzelpersonen, die jeweils ihrem eigenen inneren Licht folgen, vorangehen oder durch Gruppen von Mitarbeitern, die sich gegenseitig helfen und ihre Arbeit gemäss einem im voraus festgelegten, doch flexiblen Plan integrieren? Wegen der Komplexität und der hohen Forschungskosten befürwortete Bernal die Arbeit in Gruppen und vertrat die Ansicht, es sei hauptsächlich eine Frage der richtigen Organisation. Er sagte vorausschauend: Die Arbeit in Gruppen wird immer mehr zur vorherrschenden Form der wissenschaftlichen Forschung werden. Heute, über ein halbes Jahrhundert später, ist es offensichtlich, wie Recht Bernal hatte. Der Trend hat weiter angehalten und die Entwicklung der wissenschaftlichen Wunder des 20. Jahrhunderts beschleunigt.

"Welche Wunder Gott tut?",

diesen Ausruf telegrafierte am 24. Mai 1844 Samuel Morse, der Erfinder des Morsealphabets, über eine Entfernung von mehr als 50 Kilometern. Damit wurden die Fundamente für das Wunder der Telekommunikation des 20. Jahrhunderts gelegt. Etwa 30 Jahre später, 1876, bereitete Alexander Graham Bell zusammen mit seinem Assistenten, Thomas Watson, gerade einen Test mit einem Übertragungsgerät vor, als Bell etwas Säure verschüttete. Sein Ruf Watson, kommen Sie her. Ich brauche Sie sollte sich als viel mehr als nur ein Hilferuf erweisen. Watson, der in einem anderen Raum zugange war, hörte den Ruf, erkannte ihn als den ersten verständlichen Satz, der je über Telefon übertragen wurde, und kam angerannt. Und immer noch rennen die Menschen los, wenn das Telefon klingelt.

 

In den vergangenen 111 Jahren hat die wissenschaftliche Erkenntnis, gekoppelt mit technischem Know-how, immer mehr Menschen einen immer höheren Lebensstandard gebracht. Die Welt ist zum Dorf geschrumpft. Unmögliches ist zur Norm geworden. Und da Telefone, Fernsehgeräte, Automobile und Flugzeuge — und jede Menge andere Wunder des 20. Jahrhunderts — ein so fester Bestandteil unserer Welt geworden sind, vergessen wir leicht, dass die Menschheit während des größten Teils ihrer Geschichte ohne diese Dinge ausgekommen ist.

 

Zu Beginn des Jahrhunderts, so die New Encyclopædia Britannica, schienen die Triumphe der Wissenschaft Erkenntnis und Macht im Überfluss zu versprechen. Doch die Fortschritte der angewandten Wissenschaft sind nicht überall gleichmassig zu verspüren gewesen, noch können sie alle als Segen bezeichnet werden. Nur wenige, heisst es in dem Werk weiter, konnten die Probleme vorhersehen, die gerade diese Erfolge für das soziale Gefüge und die Umwelt mit sich bringen würden.

An wissenschaftlicher Erkenntnis, die uns hilft, das Universum besser zu verstehen, ist nichts auszusetzen, eben sowenig wie an deren praktischer Umsetzung zum Nutzen des Menschen.

 

Jene beiden Zweige der Wissenschaft, die reine und die angewandte, sind seit langem miteinander verbunden. gemäss dem Werk Science and the Rise of Technology Since 1800 gingen sie erst vor verhältnismassig kurzer Zeit die innige Verbindung ein, mit der wir heute vertraut sind. Offensichtlich war diese Verbindung selbst im ersten Teil der industriellen Revolution alles andere als eng. Die Neuerworbene wissenschaftliche Erkenntnis trug zwar zur Entwicklung neuer Produkte bei, doch oftmals basierte sie auf handwerklicher Erfahrung, manuellem Geschick und mechanischem Können.

 

Nach Beginn der industriellen Revolution beschleunigte sich jedoch die Zunahme wissenschaftlicher Erkenntnis, wodurch eine breitere Ausgangsbasis für die angewandte Wissenschaft geschaffen wurde. Mit frischer Erkenntnis ausgerüstet, machte man sich daran, Wege zu finden, um die Schinderei der Maßen zu mildern, die Gesundheit zu verbessern und eine bessere, glücklichere Welt herbeizuführen.

 

Die angewandte Wissenschaft kann allerdings nicht besser sein als die theoretischen Erkenntnisse, auf denen sie beruht. Wenn die Erkenntnisse fehlerhaft sind, wird auch jede praktische Anwendung, die sich darauf stützt, mit Fehlern behaftet sein. Oftmals werden die Nebenwirkungen erst sichtbar, nachdem schon beträchtlicher Schaden entstanden ist. Wer hätte zum Beispiel voraussehen können, dass die Einführung von Spraydosen, die mit Fluorchlorkohlenstoffen und Kohlenwasserstoffen funktionieren, eines Tages die schützende Ozonschicht der Erde gefährden?

 

Etwas anderes spielt ebenfalls eine wichtige Rolle, die Beweggründe. Wer mit Herz und Verstand Wissenschaftler ist, der ist an der Erkenntnis an sich interessiert und auch bereit, nötigenfalls Jahrzehnte seines Lebens für die Forschung zu verwenden. Doch ein Geschäftsmann, den wahrscheinlich mehr der Profit interessiert, ist darauf erpicht, das Wissen sofort zu nutzen. Und welcher Politiker wird geduldig jahrzehntelang warten, bis er eine Technologie nutzt, die seiner Ansicht nach bei sofortigem Einsatz politische Macht verspricht?

 

Der Physiker Albert Einstein erkannte klar das Problem, als er sagte: Die freigesetzte Macht des Atoms hat alles verändert, außer unsere Denkweise, und so treiben wir auf eine noch nie da gewesene Katastrophe zu. Viele der Probleme, die durch die Wunder des 20. Jahrhunderts verursacht worden sind, gehen nicht einfach auf falsche wissenschaftliche Erkenntnisse zurück, sondern auf eine unkontrollierte, von selbstsüchtigen Interessen motivierte Umsetzung des Wissens.

 

Die Wissenschaft hat beispielsweise herausgefunden, dass Schall und Bilder über große Entfernungen übertragen werden können. Die Technologie lieferte das notwendige Know-how — das Fernsehen war geboren. Doch es war die verkehrte Denkweise der habsüchtigen Geschäftswelt und der fordernden Konsumenten, die dazu geführt hat, dass dieses erstaunliche Wissen mitsamt der Technik gebraucht wird, um pornographische Bilder und gewalttätige, vor Blut triefende Szenen in friedliche Wohnzimmer zu übertragen.

 

Ebenso entdeckte die Wissenschaft, dass Materie in Energie umgewandelt werden kann. Die Technologie entwickelte auch dazu das notwendige Know-how. Doch es war die verkehrte Denkweise nationalistischer Politiker, die das Wissen und die Technik dazu nutzen ließ, Atombomben zu bauen, die immer noch wie ein Damoklesschwert über der Weltgemeinschaft hängen.

 

Es zeugt ebenfalls von falschem Denken, wenn die Menschen technologisch entwickelte Werkzeuge, die als Sklaven gedacht waren, zu Herren werden lassen. Das Nachrichtenmagazin Time warnte 1983 vor dieser Gefahr, als es nicht wie üblich einen Mann des Jahres kürte, sondern eine Maschine des Jahres, den Computer.

 

Das Magazin führte dazu aus: Wenn die Leute darauf vertrauen, dass der Computer das tut, was sie früher im Kopf erledigt haben, was passiert dann mit ihrem Kopf? Wenn ein Computer mit eingespeichertem Wörterbuch leicht alle Rechtschreibfehler korrigieren kann, was für einen Sinn macht es dann, die Rechtschreibung zu lernen? Und wenn der Geist von mentaler Routine befreit wird, wird er sich dann zu neuen, wichtigen Ideen aufschwingen, oder wird er seine Zeit träge mit noch mehr Videospielen verbringen? Bringt der Computer wirklich das Gehirn in Schwung, oder lasst er es dadurch, dass er ihm die Arbeit abnimmt, phlegmatisch werden?

 

Einige sind allerdings von den wissenschaftlichen Leistungen so beeindruckt, dass sie die Wissenschaft praktisch vergöttern. Der Wissenschaftler Anthony Standen sprach darüber in seinem 1950 erschienenen Buch Science Is a Sacred Cow Die Wissenschaft ist eine heilige Kuh. Obwohl vielleicht ein wenig übertrieben, so ist doch etwas Wahres daran, wenn er schreibt: Gibt ein weiß bekittelter Wissenschaftler eine Erklärung vor der Öffentlichkeit ab, wird er möglicherweise nicht verstanden, er kann zumindest sicher sein, dass ihm geglaubt wird Staatsmänner, Industrielle, Geistliche, Behörden-Vertreter, Philosophen: alle werden beargwöhnt und kritisiert — Wissenschaftler nie. Wissenschaftler sind höhere Wesen, die in der Achtung der Öffentlichkeit ganz oben stehen, denn sie haben das Monopol auf die Formel ‚Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass . . .', die jegliche andere Meinung auszuschließen scheint.

 

Wegen dieser verkehrten Denkweise greifen einige Personen scheinbare Widersprüche zwischen der Wissenschaft und der Bibel als Beweis für die wissenschaftliche Weisheit im Gegensatz zum religiösen glauben auf. Manche sehen in diesen so genannten Widersprüchen sogar einen Beweis für die Nichtexistenz Gottes. In Wirklichkeit ist es jedoch nicht Gott, der nichtexistent ist, sondern es sind die imaginären Widersprüche, die von der Geistlichkeit durch ihre Fehlinterpretation seines Wortes geschaffen wurden. Dadurch beleidigen sie den göttlichen Autor der Bibel und leisten gleichzeitig der fortdauernden Suche des Menschen nach wissenschaftlicher Wahrheit einen Bärendienst.

 

Da es jene religiösen Führer versäumen, ihre Gemeindemitglieder im Ausleben der Frucht des Geistes Gottes zu schulen, fördern sie außerdem eine Atmosphäre der Selbstsucht, in der die Menschen hauptsächlich an ihre eigenen Wünsche und ihre eigene Bequemlichkeit denken. Das geschieht oft auf Kosten der anderen und geht so weit, wissenschaftliche Erkenntnis zum Niedermetzeln von Mitmenschen zu missbrauchen Galater 5:19-23.

 

Die falsche Religion, unvollkommene menschliche Politiker und die habsüchtige Geschäftswelt haben die Menschen zu dem gemacht, was sie jetzt sind: eigenliebig, undankbar, ohne Selbstbeherrschung, Egoisten, die von einer verkehrten Denkweise angetrieben werden 2. Timotheus 3:1-3.

Das sind die Menschen mit ihren Organisationen, die für die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts verantwortlich sind.

 

Wenn wissenschaftliche Erkenntnisse fehlerhaft sind, sind es auch alle darauf basierenden Entwicklungen. Nicht alle wissenschaftlichen Leistungen sind ein Segen. Neun, acht, sieben...! Ist das der Countdown eines Raketenstarts? Nein, es ist vielmehr der Countdown der verbleibenden Jahre, bis die Menschheit sich wohl oder übel mit den Herausforderungen des neuen Jahrtausends beschäftigen muss. Angesichts der wissenschaftlichen Leistungen der letzten hundert Jahre sind viele fest davon überzeugt, die Wissenschaft könne mit allen Herausforderungen fertig werden, die das 21. Jahrhundert mit sich bringen werde. Sie denken vielleicht ähnlich wie der französische Schriftsteller, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts schrieb: Es ist die Wissenschaft, die zur Weltherrschaft berufen ist. Der Wissenschaft gehört von nun an anstatt der Gottheit die Weltregierung, der Wissenschaft als der Wohltäterin der Völker und Befreierin der Menschheit. Um diesen Erwartungen gerecht zu werden, müsste die Wissenschaft viele der Probleme lösen, an deren Entstehung sie selbst beteiligt war.

 

Die Umweltzerstörung, an der die Wissenschaft schuldig ist, hat gewaltige Ausmaße angenommen. Das Buch 5000 Days to Save the Planet 5 000 Tage für die Rettung des Planeten erklärt: Wenn wir mit der Ausbeutung der Umwelt im gegenwärtigen Tempo weitermachen, lautet die Frage nicht, ob die heutige Gesellschaft das nächste Jahrhundert überleben wird, sondern nur, ob sie in einem großen Knall endet oder sang- und klanglos untergeht.

 

Beide Aussichten sind wohl nicht so sonderlich erfreulich. Im 19. Jahrhundert glaubten viele Wissenschaftler, dass sie eines Tages die absolute Wahrheit und das letzte Verständnis erlangen würden, heißt es in dem Buch Der Wissenschaftler. Ihre Nachfolger, so das Buch weiter, sprechen heute jedoch nur vom Erreichen eines ‚teilweisen Verständnisses' und von der fortwährenden Annäherung an die Wahrheit, ohne sie je ganz zu erfassen. Das Fehlen absoluten Wissens schränkt das von der Wissenschaft Erreichbare stark ein.

 

Wissenschaftliche Tatsachen haben sich im Laufe der Zeit nie verändert, wissenschaftliche Theorien allerdings schon, und zwar wiederholt. Manchmal geraten die Theorien von einem Extrem ins andere. Beispielsweise dachte man früher in medizinischen Kreisen, es sei wissenschaftlich angezeigt, Schwerkranken Blut abzunehmen. Später gelangte man dann zu der Ansicht, Blutinfusionen seien die Lösung. Heute befassen sich manche Mediziner mit dem Gedanken an, dass es das beste ist, weder das eine noch das andere zu tun und stattdessen nach weniger gefährlichen Alternativen zu suchen. Offensichtlich ist das, was die Wissenschaftler wissen, verschwindend wenig im Vergleich zu dem, was sie nicht wissen. In der World Book Encyclopedia wird dazu bemerkt: Botaniker wissen immer noch nicht genau, wie die Photosynthese funktioniert. Biologen und Biochemiker haben noch keine Antwort auf die Frage nach dem Ursprung des Lebens gefunden. Astronomen haben noch keine befriedigende Erklärung für die Entstehung des Universums. Mediziner und Physiologen kennen weder die Ursache von Krebs noch eine Heilmöglichkeit und auch keine Heilung für die verschiedenen Viruserkrankungen. Psychologen kennen nicht alle Ursachen von Geisteskrankheiten.

 

Der Wissenschaft sind auch dahin gehend Grenzen gesetzt, dass sie nicht besser sein kann als die Menschen, die sie betreiben. Mit anderen Worten: Zum Wissensmangel des Wissenschaftlers kommt auch noch dessen Unvollkommenheit hinzu. Die Autoren des Werkes 5000 Days to Save the Planet stellen fest: Immer wieder haben Interessengruppen die Forschung manipuliert, Kosten-Nutzen-Analysen verdreht und Informationen unterdrückt, um schädliche Produkte zu verkaufen oder umweltschädigende Praktiken aufrechtzuerhalten.

 

Selbst wenn die Mehrheit der Wissenschaftler ehrlich ist, so ist das immer noch kein Grund, sie oder ihre Tätigkeit aufs Podest zu heben. Sie sind wie jeder andere auch, sagte der in England geborene Edward Bowen, selbst Wissenschaftler. Jeder hat seine Schwächen. Einige sind hingebungsvoll, andere skrupellos. Einige sind scharfe Denker, andere so lau wie Spülwasser. Ich habe einige der großen Namen der Wissenschaft gekannt, Männer, die ungeheuer viel Gutes für die Welt getan haben. Wenn ich auch keinen Wissenschaftler kenne, der im Gefängnis war, so kenne ich doch einige, die es vollauf verdient hätten.

 

Offensichtlich ist die heutige Wissenschaft bei den vielen Grenzen, die ihr gesetzt sind, nicht in der Lage, den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts wirksam zu begegnen. Insbesondere hat sie darin versagt, die Umwelt zu schützen; und statt ihren Beitrag zur Abschaffung des Krieges zu leisten, hat sie dazu beigetragen, Massenvernichtungswaffen zu schaffen. Alle sind sich darüber einig, dass umgehend etwas getan werden muss. Im vergangenen November veröffentlichte eine Gruppe von 1 575 Wissenschaftlern, einschließlich 99 Nobelpreisträgern, eine Erklärung, betitelt Warnung der Wissenschaftler aus aller Welt an die Menschheit, in der es hieß: In einem oder in einigen wenigen Jahrzehnten wird die Chance vertan sein, die Bedrohungen abzuwenden, vor denen wir heute stehen; und die Zukunftsaussichten für die Menschheit werden sich radikal verdüstert haben. Es wurde gesagt: Die Menschenwesen und die Natur sind auf Kollisionskurs.

 

Ähnliche Warnungen hat es schon zuvor gegeben. 1952 schrieb Bertrand Russell, britischer Philosoph des 20. Jahrhunderts und selbst Fürsprecher der Wissenschaft: Soll das menschliche Leben trotz aller Wissenschaft fortbestehen, dann hat die Menschheit ihre Leidenschaften so drastisch zu zügeln, wie sie dies in der Vergangenheit nie gemusst hat. Die Menschen werden sich dem Gesetz auch dann beugen dürfen, wenn sie es für ungerecht und schlecht halten. kommt es nicht dazu, dann geht die Menschheit unter, und ihr Untergang wäre eine Folge der Wissenschaft. In den nächsten fünfzig Jahren muss eine klare Wahl zwischen Vernunft und Tod getroffen werden. Und unter ‚Vernunft' verstehe ich die Bereitschaft, sich einem von internationaler Autorität erlassenen Gesetz zu unterwerfen. Ich fürchte, die Menschheit wählt den Tod. Ich hoffe, dass ich mich irre.

Tatsache ist, dass heutzutage Menschen mit der Bereitschaft, sich an gerechte Maßstäbe zu halten, dünn gesät sind. Der ermordete Bürgerrechtler Martin Luther King bemerkte treffend: Unsere wissenschaftliche Kraft geht über unsere seelische Kraft. Wir haben Raumschiffe auf den Weg geschickt und gleichzeitig den Menschen in die Irre geleitet. Doch Russell kam auf die Lösung der Weltprobleme, als er sagte, die Menschheit müsse die Bereitschaft zeigen, sich einem von internationaler Autorität erlassenen Gesetz zu unterwerfen. Bertrand Russell bezog sich hier zwar nicht auf eine göttliche Autorität, als er von einem von internationaler Autorität erlassenen Gesetz sprach. Doch die Befolgung des Gesetzes einer solchen Autorität ist genau das, was notwendig ist. Menschliche Gesetze und menschliche Autorität sind eindeutig keine Antwort auf die Probleme. Sie könnten niemals die Welt verändern, um so eine Katastrophe abzuwenden. Die Menschen brauchen eine göttliche Herrschaft, wie der düstere Geschichtsbericht eindeutig beweist.

 

Tatsächlich kann nur Gott, der Allmächtige, dessen Name [JAHWE] ist, für eine internationale Autorität sorgen, die über die Macht und die Fähigkeit verfügt, den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu begegnen Psalm 83:18. Die Autorität, der sich alle unterwerfen dürfen, wenn sie Leben haben möchten, ist Gottes Königreich, eine Weltregierung im Himmel, die vom Schöpfer, [JAHWE] Gott, eingesetzt worden ist.

 

Vor langer Zeit wurde in Verbindung mit dieser Regierung folgende Prophezeiung geäußert: Denn ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft kommt auf seine Schulter, und er wird genannt: ...Friedefürst. Groß wird die Herrschaft sein und des Friedens kein Ende Jesaja 9:6, 7, Zürcher Bibel. Dieses vorhergesagte Kind, Jesus Christus, wurde von der Jungfrau Maria durch ein Wunder empfangen und kam in Bethlehem in Judäa zur Welt Lukas 1:30-33.

 

Als Jesus auf der Erde war, lehrte er seine Nachfolger, um die Regierung Gottes zu beten; er sagte: Ihr sollt daher auf folgende Weise beten: Dein Königreich komme. Dein Wille geschehe wie im Himmel so auch auf der Erde' Matthäus 6:9, 10. Nur Gottes machtvoller heiliger Geist — oder wirksame Kraft — kann bereitwilligen Menschen helfen, in ihrem Leben die notwendigen Änderungen entsprechend den gerechten Gesetzen der Regierung Gottes vorzunehmen. Das kann die Wissenschaft nicht. Tausende von Jahren der Zwietracht und der Verwirrung stehen als Beweis dafür.

 

[JAHWE] Gott, dessen exakte wissenschaftliche Kenntnisse unerschöpflich sind, wird dafür sorgen, dass es auf der Erde paradiesische Verhältnisse geben wird, so wie sie im Garten Eden herrschten, als er das erste Menschenpaar erschuf. Damals wies er die Menschen an: Seid fruchtbar, und werdet viele, und füllt die Erde, und unterwerft sie euch 1. Mose 1:28. Obwohl sie ungehorsam waren und diesen Auftrag nicht ausführten, wird [JAHWE] Gott dafür Sorge tragen, dass sein ursprünglicher Vorsatz, gemäss dem die Erde ein Paradies sein sollte, verwirklicht werden wird. Ich habe es ja geredet; ich werde es auch herbeiführen, sagt er Jesaja 46:11. Doch wann wird Gottes ursprünglicher Vorsatz bezüglich der Erde verwirklicht werden?

 

Jesus Christus und seine Apostel beschrieben die Zustände, die in den letzten Tagen herrschen sollten, unmittelbar bevor Gottes Königreich alle menschlichen Regierungen ersetzen würde 2. Timotheus 3:1-5; Matthäus 24:3-14, 37-39; 2. Petrus 3:3, 4. Wenn man die angeführten biblischen Prophezeiungen liest und sie dann mit den Weltereignissen vergleicht, wird man feststellen, dass wir in der Zeit leben, in der Gottes Königreich das tun wird, was wir in der Bibel in Daniel 2:44 beschrieben finden: In den Tagen dieser Könige der menschlichen Regierungen, die jetzt an der Macht sind wird der Gott des Himmels ein Königreich aufrichten, das nie zugrunde gerichtet werden wird. Und das Königreich selbst wird an kein anderes Volk übergehen. Es wird alle diese Königreiche zermalmen und ihnen ein Ende bereiten, und selbst wird es für unabsehbare Zeiten bestehen. Stellen wir uns nur vor, was das für die nahe Zukunft bedeutet! Was für wunderbare Dinge doch die Menschheit im kommenden Jahrhundert oder sogar schon davor erwarten! Die schlechten Auswirkungen der Herrschaft unvollkommener Menschen, der heuchlerischen Religion, der habsüchtigen Geschäftswelt und der ebenfalls seit Jahrtausenden bestehenden Wissenschaft dieser Welt werden durch die Segnungen der Gottesherrschaft ersetzt, die die größten Erwartungen der Menschen übertreffen werden.

 

Mit folgenden Worten zeichnet die Bibel ein Bild von dem, was in Gottes gerechter neuer Welt Wirklichkeit werden wird: Siehe! Das Zelt Gottes ist bei den Menschen, und er wird bei ihnen weilen, und sie werden seine Völker sein. Und Gott selbst wird bei ihnen sein. Und er wird jede Träne von ihren Augen abwischen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch wird Trauer, noch Geschrei, noch Schmerz mehr sein. Die früheren Dinge sind vergangen Offenbarung 21:3, 4.

Daher ist es für jeden von uns von größter Wichtigkeit, sich des Countdown bewusst zu sein, der in kurzem mit der Vernichtung des gegenwärtigen Weltsystems enden wird, das sich in den Händen des mächtigen, unsichtbaren Weltherrschers — Satans, des Teufels — befindet Johannes 12:31; 2. Korinther 4:3, 4. Es ist von lebenswichtiger Bedeutung, den Willen Gottes kennen zulernen und ihn dann zu tun, denn die Bibel verheißt: Die Welt vergeht und ebenso ihre Begierde, wer den Willen Gottes tut, bleibt immerdar 1. Johannes 2:17. Nutzen wir deshalb klugerweise Gottes Vorkehrungen zum Überleben, solange es die Zeit noch erlaubt. Dann werden wir die wunderbare Möglichkeit haben, uns in der Zukunft des Lebens zu erfreuen — ja während des näher rückenden 21. Jahrhunderts wie auch während des 22., 23. und zahlloser Jahrhunderte danach.

 

Genau genommen begann das 21. Jahrhundert am 1. Januar 2001. Doch im landläufigen Gebrauch dauerte das 1. Jahrhundert vom Jahr 1 bis zum Jahr 99 das Jahr 0 hat es nicht gegeben; das 2. Jahrhundert vom Jahr 100 bis 199, und entsprechend dauert das 21. Jahrhundert vom Jahr 2000 bis 2099.

Trotz des wissenschaftlichen Fortschritts gibt es immer noch unglaublich viele hungernde Kinder und ausgezehrte Erwachsene. Doch bald wird es unter Gottes messianischem Königreich Fülle an Getreide auf der Erde geben; auf dem Gipfel der Berge wird Überfluss sein Psalm 72:16.

 

Trotz des wissenschaftlichen Fortschritts leiden immer noch Millionen unter Gewalt und Unterdrückung. Doch bald wird der König des messianischen Königreiches Gottes den Armen befreien, der um Hilfe ruft, auch den Niedergedrückten und jeden, der keinen Helfer hat. Von Bedrückung und von Gewalttat wird er ihre Seele erlösen Psalm 72:12

Trotz des wissenschaftlichen Fortschritts wächst weltweit die Zahl der Menschen, die ohne Obdach und ohne ausreichende Nahrung auf der Strasse leben. Doch bald — unter Gottes messianischem Königreich — werden die Menschen gewiss Häuser bauen und sie bewohnen. Sie werden nicht bauen und ein anderer es bewohnen; sie werden nicht pflanzen und ein anderer essen Jesaja 65:21, 22. Selbst durch medizinischen Fortschritt sterben weiterhin Millionen Menschen, an vermeidbaren Krankheiten. Doch bald wird unter Gottes messianischem Königreich kein Bewohner sagen: ‚Ich bin krank' Jesaja 33:24.

Ganz gleich, wo man lebt, beobachtet man zweifellos, dass die Religion das Leben von Millionen Menschen, vielleicht auch das eigene, beeinflusst. In hinduistischen Ländern ist häufig zu sehen, dass die Menschen Rituale der Pudscha verrichten, eine Zeremonie, bei der sie ihren Göttern Opfergaben darbringen, zum Beispiel Kokosnüsse, Blumen oder Äpfel. Ein Priester bringt dann den Tilaka an der Stirn der Gläubigen an, einen Punkt aus einem roten oder gelben Farbstoff. Auch kommen jedes Jahr Millionen an den Ganges, um sich durch dessen Wasser rituell zu reinigen.

 

In katholischen Ländern beten die Menschen in Kirchen und Kathedralen und halten dabei ein Kruzifix oder einen Rosenkranz in der Hand. Dabei dienen die Perlen des Rosenkranzes dazu, die Gebete zu zählen, die meist aus Frömmigkeit gegenüber Maria dargebracht werden. Auch ist es nicht schwer, einen Priester oder eine Nonne zu erkennen, da sie in ihren schwarzen Gewändern geradezu auffallen.

 

In protestantischen Ländern gibt es eine Vielzahl von Kirchen und anderen Gotteshäusern, und sonntags gehen die Gemeindemitglieder gewöhnlich in ihrer besten Kleidung dorthin und versammeln sich, um Kirchenlieder zu singen und sich Predigten anzuhören. Nicht selten tragen ihre Geistlichen einen schwarzen Anzug und einen steifen Halskragen.

 

In islamischen Ländern ertönt von dem Minarett die Stimme der Muezzins, der muslimischen Gebetsrufer, die fünfmal am Tag die Gläubigen zum Sabbat rufen, zum rituellen Gebet. Der Quer´ an ist für sie die Heilige Schrift des Islams. Nach islamischem Glauben ist der Quer´ an von Gott offenbart und im siebten Jahrhundert u. Z. vom Engel Gabriel dem Propheten Muhammad übermittelt worden.

 

Zum Straßenbild zahlreicher buddhistischer Länder gehören die buddhistischen Mönche, die zum Zeichen ihrer Frömmigkeit safrangelbe, schwarze oder rote Gewänder tragen. Alte Tempel mit der Statue des heiteren Buddha zeugen von dem Alter des buddhistischen Glaubens.

 

Hauptsächlich in Japan ist der Schintoismus mit seinen Familienschreinen und den Opfergaben, die für die Ahnen dargebracht werden, Bestandteil des Alltags. Der Japaner findet nichts dabei, für die weltlichsten Dinge zu beten, sogar um Erfolg bei Prüfungen in der Schule.

 

Eine andere weltweit bekannte religiöse Tätigkeit ist, dass Menschen von Haus zu Haus gehen und mit Bibeln und biblischer Literatur auf den Strassen stehen. An den Zeitschriften Der Wachtturm und Erwachet! erkennt sie fast jeder als Zeugen Gottes.

 

Was verrät die große Vielfalt der Glaubensausübung in der Welt? dass die Menschen schon seit Tausenden von Jahren geistige Bedürfnisse und ein Verlangen nach geistigen Dingen verspüren. Die Menschen haben mit Härten und Belastungen gelebt, mit Zweifeln und Fragen, auch mit der Frage, warum sie sterben. Sie wenden sich Gott oder ihren Göttern zu, um gesegnet oder getröstet zu werden, und bringen ihre religiösen Empfindungen auf die unterschiedlichste Weise zum Ausdruck. Die Religionen versuchen auch, die großen Fragen anzugehen: Warum sind wir hier? Wie sollten wir leben? Was steht der Menschheit bevor?

 

Andererseits gibt es Millionen, die sich weder zu einer Religion noch zu irgendeiner Art Glauben an einen Gott bekennen. Sie sind Atheisten. Wieder andere sind Agnostiker und glauben, Gott sei unbekannt und wahrscheinlich unerkennbar. Das muss nicht bedeuten, dass sie keine Prinzipien oder keine ethischen Grundsätze haben, ebenso wie jemandes Bekenntnis zu einem Glauben nicht bedeuten muss, dass er sie hat. Wenn man jedoch Religion als Ergebenheit gegenüber Grundsätzen, strikter Treue oder Loyalität, Gewissenhaftigkeit, fromme Zuneigung oder Anhänglichkeit auffasst, dann sind die meisten Menschen, auch Atheisten und Agnostiker, auf irgendeine Art und Weise religiös The Shorter Oxford English Dictionary.

 

In einer Welt, die zufolge der zunehmend schneller werdenden Verkehrs- und Kommunikationsmittel immer dichter zusammenrückt, ist der Einfluss der zahlreichen Religionen weltweit zu verspüren, ob es einem lieb ist oder nicht. Die Empörung, die 1989 das Buch Die Satanischen Verse ausgelöst hat, manche bezeichnen den Autor als abgefallenen Muslim — ist ein beredtes Zeugnis, wie religiöse Empfindungen sich weltweit äußern können. Führende islamische Geistliche haben dazu aufgerufen, das Buch zu verbieten und den Autor zu Tode zu bringen. Was veranlasst die Menschen, so heftig zu reagieren, wenn es um ihren Glauben geht? Die Antwort erfordert es, sich mit der Vorgeschichte der Religionen der Welt zu befassen. Geoffrey Parrinder schrieb treffend in dem Werk World Religions- From Ancient History to the Present: Die verschiedenen Religionen zu erforschen muss nicht auf Untreue gegenüber dem eigenen Glauben hindeuten, sondern dieser wird eher größer, wenn man versteht, wie andere Menschen nach der Wirklichkeit gesucht haben und wie ihre Suche sie bereichert hat. Wissen führt zum Verständnis und Verständnis zur Toleranz gegenüber Menschen, die anderer Ansicht sind.

 

Vielleicht hat man schon einmal gedacht oder gesagt: Ich habe meinen Glauben. Das ist eine rein persönliche Sache. Darüber rede ich nicht mit anderen. Religion ist tatsächlich eine sehr persönliche Sache, denn Eltern und Verwandte pflanzen einem sozusagen von Geburt an religiöse oder ethische Vorstellungen ein. Daher übernimmt man gewöhnlich die religiösen Ideale der Eltern und Grosseltern. Die Religion ist fast Familientradition. Was ist die Folge davon? Oft entscheiden andere, welchen Glauben man hat. Es hängt einfach davon ab, wo jemand geboren wurde und wann. Welcher Religion jemand angehört, wird nach den Worten des Historikers Arnold Toynbee nicht selten durch den geographischen Zufall der Lage seines Geburtsortes bestimmt.

 

Ist es vernünftig, anzunehmen, dass die Religion, in die man sozusagen hineingeboren worden ist, zwangsläufig die ganze Wahrheit ist? Wer in Italien oder in Südamerika zur Welt kommt, wächst höchstwahrscheinlich katholisch auf. Wer in Indien geboren wird, wird fast ausnahmslos ein Hindu oder, falls er aus dem Pandschab stammt, ein Sikh. Wenn jemandes Eltern aus Pakistan sind, ist er offensichtlich ein Muslim. Und wer in den letzten Jahrzehnten in einem sozialistischen Land geboren wurde, hat eventuell keine andere Wahl gehabt, denn als Atheist erzogen zu werden Galater 1:13, 14; Apostelgeschichte 23:6.

 

Ist demnach die Religion, in die man hineingeboren wird, automatisch die wahre Religion, die Religion, die Gottes Wohlgefallen findet? Hätte man sich die Jahrtausende über daran gehalten und hätte man stets gedacht: Was für meine Vorfahren gut war, ist auch für mich gut, würden noch heute viele den primitiven Schamanismus und alte Fruchtbarkeitskulte ausüben.

Angesichts der Verschiedenartigkeit der religiösen Ausdrucksformen, die sich in den vergangenen 6 000 Jahren weltweit herausgebildet haben, ist es zumindest lehrreich und erweitert den Gesichtskreis, wenn man versteht, was andere glauben und woher ihre Ansichten stammen. außerdem könnte dies neue Perspektiven eröffnen: eine konkretere Hoffnung für die Zukunft.

Haben Ein- und Auswanderungen sowie Bevölkerungsumschichtungen dazu geführt, dass Menschen verschiedener Religionen Nachbarn geworden sind? Wenn einer die Ansichten des anderen versteht, können zwischen Menschen verschiedenen Glaubens die Verständigung und das Gespräch sinnvoller werden. Vielleicht würde dies auch überall auf der Welt zumindest zum Teil den Hass verscheuchen, den religiöse Unterschiede hervorrufen. Grosse Meinungsverschiedenheiten in Bezug auf Glaubensansichten können zwar aufkommen; es ist kein Grund, jemand zu hassen, nur weil er eine andere Ansicht vertritt 1. Petrus 3:15; 1. Johannes 4:20, 21; Offenbarung 2:6.

 

Im alten jüdischen Gesetz hieß es: Du sollst deine Verwandten in deinem Herzen nicht hassen. Weise deinen Verwandten zurecht, lade wegen ihm keine Schuld auf dich. Du solltest nicht Rache nehmen noch Groll gegen deine Landsmänner hegen. Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst: Ich bin der HERR - [JAHWE] 3. Mose 19:17, 18. Und der Stifter des Christentums sagte: ich sage euch, die ihr zuhört: Fahrt fort, eure Feinde zu lieben, denen Gutes zu tun, die euch hassen, und euer Lohn wird groß sein, und ihr werdet Söhne des Höchsten sein, denn er ist gütig gegen die Undankbaren und Bösen Lukas 6:27, 35. Unter der Überschrift Die Geprüfte wird im Quer´ an ein ähnlicher Grundsatz angeführt Sure 60:7, übersetzt von Max Henning: Vielleicht dass Allah zwischen euch und denen unter ihnen, die euch bisher Feind sind, Liebe setzt; denn Allah ist mächtig und Allah ist verzeihend, barmherzig.

 

Toleranz und Verständnis sind zwar nötig, deshalb ist es nicht gleichgültig, was man glaubt. Der Historiker Geoffrey Parrinder schrieb: Manchmal wird gesagt, alle Religionen hätten dasselbe Ziel oder seien gleiche Wege zur Wahrheit, oder sogar, dass alle dieselben Lehren lehrten. Doch die alten Azteken, die die noch schlagenden Herzen ihrer Opfer der Sonne entgegenhielten, hatten bestimmt keine so gute Religion wie der friedliche Buddha. Sollte Gott außerdem, was die Anbetung betrifft, nicht selbst bestimmen, was für ihn annehmbar ist und was nicht? Micha 6:8.

 

Die meisten Religionen haben eine bestimmte Sammlung ihres Glaubens oder Dogmen. Meist bilden sie jedoch eine schwerverständliche Theologie, die den Laien überfordert. Immer anwendbar ist dagegen der Grundsatz von Ursache und Wirkung. Die Lehren einer Religion sollten sich auf die Persönlichkeit und das Benehmen eines Gläubigen auswirken. Demnach ist der Lebenswandel einer Person normalerweise mehr oder weniger ein Spiegelbild ihrer Religion oder ihres Glaubens. Wie wirkt sich der Glaube auf mich persönlich aus? Bewirkt mein Glaube, dass ich ein freundlicher, großzügiger, ehrlicher, demütiger, toleranter und mitfühlender Mensch bin? Das sind berechtigte Fragen, zumal ein bedeutender religiöser Lehrer, Jesus Christus, sagte: Jeder gute Baum bringt vortreffliche Frucht hervor, jeder faule Baum bringt wertlose Frucht hervor; ein guter Baum kann nicht wertlose Frucht tragen, noch kann ein fauler Baum vortreffliche Frucht hervorbringen. Jeder Baum, der nicht vortreffliche Frucht hervorbringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen. Ihr werdet also diese Menschen wirklich an ihren Früchten erkennen Matthäus 7:17-20.

 

Bestimmt sollte uns die Weltgeschichte veranlassen, innezuhalten und uns zu fragen: Welche Rolle hat die Religion in den zahllosen Kriegen gespielt, die die Menschheit heimgesucht und unsagbares Leid verursacht haben? Warum haben so viele Menschen im Namen der Religion so viele Mitmenschen getötet? Die Kreuzzüge, die Inquisition, die Konflikte im Nahen Osten und in Nordirland, das gegenseitige Hinschlachten im Krieg zwischen dem Iran und dem Irak 1980—1988, die Zusammenstösse zwischen Hindus und Sikhs in Indien all das lasst in denkenden Menschen Fragen über religiöse Anschauungen und Moral aufkommen. Bekannt für Heuchelei auf diesem Gebiet sind die Länder der Christenheit. In zwei Weltkriegen haben Katholiken auf das Geheiß christlicher Machth Katholiken getötet, und Protestanten töteten Protestanten. Die Bibel stellt die Werke des Fleisches und die Früchte des Geistes einander gegenüber. Über die Werke des Fleisches heisst es: Nun sind die Werke des Fleisches offenbar, und sie sind: Hurerei, Unreinheit, zügelloser Wandel, Götzendienst, Ausübung von Spiritismus, Feindschaften, Streit, Eifersucht, Wutausbrüche, Wortzänkereien, Spaltungen, Sekten, Neidereien, Trinkgelage, Schwelgereien und dergleichen Dinge. Vor diesen Dingen warne ich euch im voraus, so wie ich euch im voraus gewarnt habe, dass die, die solche Dinge treiben, Gottes Königreich nicht erben werden. Doch so genannte Christen haben diese Dinge Jahrhunderte getrieben, und Geistliche haben über ein solches Verhalten meist hinweggesehen Galater 5:19-21.

Die Früchte des Geistes sind andererseits: Liebe, Freude, Frieden, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Glauben, Milde, Selbstbeherrschung. Gegen solche Dinge gibt es kein Gesetz. Solche friedsamen Früchte sollten alle Religionen hervorbringen. Bringen sie sie hervor? Und wie verhält es sich mit der Religion, der man selbst angehört? Galater 5:22, 23. Darum soll die folgende Betrachtung der Suche der Menschheit nach Gott mit Hilfe der Religionen der Welt dazu dienen, eine Reihe solcher Fragen zu beantworten. nach welchen Gesichtspunkten sollte man eine Religion beurteilen? Nach wessen Maßstab?

 

Viele Menschen biegen ein Gespräch über ein religiöses Thema mit der Bemerkung ab: Mein Glaube genügt mir. Ich tu' niemand etwas zuleide, und ich helfe anderen, soweit mir das möglich ist. Genügt das ? Sind die persönlichen Kriterien in Bezug auf Religion ausreichend?

 

Religion ist, wie ein Wörterbuch sagt, der Ausdruck des Glaubens an eine übermenschliche Macht und Verehrung einer Macht, die als Schöpfer und Herrscher des Universums anerkannt wird. Demgemäß kommt man nicht umhin, sich zu fragen: Genügt meine Religion dem Schöpfer und Herrscher des Universums? In diesem Fall stünde es auch dem Schöpfer zu, festzulegen, welches Verhalten, welche Anbetung und welche Lehre für ihn annehmbar ist oder nicht. Um dies festzulegen, müsste er der Menschheit seinen Willen offenbaren, und das, was er offenbarte, müsste für alle leicht erhältlich und allen leicht zugänglich sein. Überdies sollten seine Offenbarungen stets miteinander harmonieren und einheitlich sein, auch wenn sie in Abständen von Jahrhunderten gegeben wurden. Das stellt jeden vor eine herausfordernde Aufgabe: die Beweise zu prüfen und sich selbst davon zu überzeugen, was der annehmbare Wille Gottes ist.

 

Eines der ältesten Bücher, die beanspruchen, von Gott inspiriert zu sein, ist die Bibel. Sie ist das seit Menschengedenken am weitesten verbreitete und am häufigsten übersetzte Buch. Vor fast zweitausend Jahren sagte einer ihrer Schreiber: Formt euch nicht mehr nach diesem System der Dinge, sondern werdet durch die Neugestaltung eures Sinnes umgewandelt, damit ihr durch Prüfung feststellen könnt, was der gute und annehmbare und vollkommene Wille Gottes ist Römer 12:2. Worauf sollte sich eine solche Prüfung stützen? Derselbe Schreiber erklärte: Die ganze Schrift ist von Gott inspiriert und nützlich zum Lehren, zum Zurechtweisen, zum Richtigstellen der Dinge, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes völlig tauglich sei, vollständig ausgerüstet für jedes gute Werk. Das inspirierte Wort Gottes sollte also als zuverlässiger Maßstab für die wahre und annehmbare Anbetung dienen 2. Timotheus 3:16, 17.

 

Der älteste Teil der Bibel ist älter als alles andere religiöse Schrifttum der Welt. Die Thora oder die ersten fünf Bücher der Bibel, das Gesetz, das Moses unter Inspiration schrieb, geht bis in das 15. und 16. Jahrhundert v. u. Z. zurück. Die Niederschrift des Rigweda des Hinduismus eine Sammlung von Hymnen wurde um 900 v. u. Z. abgeschlossen, und darin wird kein Anspruch auf göttliche Inspiration erhoben. Die als Dreikorb bezeichnete buddhistische Textsammlung datiert aus dem 5. Jahrhundert v. u. Z. Der Quer´ an, den Gott durch den Engel Gabriel übermittelt haben soll, ist ein Produkt des siebten Jahrhunderts u. Z. Das Buch Mormon, das angeblich ein Engel namens Moroni in den Vereinigten Staaten Joseph Smith ausgehändigt hat, stammt aus dem 19. Jahrhundert. Wenn einige dieser Werke, wie behauptet wird, von Gott inspiriert sind, dann dürfte das, was sie in Bezug auf religiöse Anleitung zu bieten haben, den Lehren der Bibel nicht widersprechen, die ja die ursprüngliche inspirierte Quelle ist. außerdem sollten sie einige der brennendsten Fragen der Menschen beantworten.

 

Lehrt die Bibel das, was die Mehrzahl der Religionen lehrt und was viele Menschen glauben, nämlich, dass der Mensch eine unsterbliche Seele hat, die beim Tod in ein anderes Reich, ins Jenseits, in den Himmel, die Hölle oder in das Fegefeuer, kommt, oder dass sie als Reinkarnation wiederkehrt?

Lehrt die Bibel, dass der Souverän des Universums namenlos ist? Lehrt sie, dass ER EIN Gott ist, oder drei Personen in einer Gottheit oder dass er in Form vieler Götter existiert?

Was sagt die Bibel über das, was Gott ursprünglich vorhatte, als er die Menschen für ein Leben auf der Erde erschuf?

Lehrt die Bibel, dass die Erde vernichtet wird? Oder weist sie nur auf ein Ende oder einen Abschluss des gegenwärtigen verderbten Weltsystems hin? Wie sind innerer Frieden und Rettung wirklich zu erlangen?

Jede Religion gibt darauf andere Antworten; bei unserer Suche nach dem 'reinen Dienst vor Gott' EÜ, oder der reinen Religion, gilt es, schließlich zu den Schlussfolgerungen zu gelangen, zu denen wir gemäss dem Willen Gottes gelangen sollten Jakobus 1:27. Wieso können wir das sagen? Weil wir nach dem Grundsatz verfahren: Gott werde als wahrhaftig befunden, wenn auch jeder Mensch als Lügner erfunden werde, so wie geschrieben steht: ‚Damit du dich in deinen Worten als gerecht erweist und den Sieg gewinnst, wenn du gerichtet wirst' Römer 3:4.

Wenden wir uns jetzt, da wir eine Grundlage für die Überprüfung der Religionen der Welt haben, dem frühen Verlangen der Menschheit nach Geistig-Religiösem zu. Was wissen wir darüber, wie die Religion aufkam? Welche Glaubensformen sind im Altertum und vielleicht bei Naturvölkern entstanden?

Religiöse Kriege neigen zu besonderer Heftigkeit. Wenn um des wirtschaftlichen Vorteils willen um Land gekämpft wird, erreichen sie den Punkt, wo sich die Schlacht nicht mehr lohnt, und man einigt sich. Ist die Ursache religiöser Natur, scheinen Einigung und Versöhnung als Böse, so Roger Shinn, Professor für Sozialethik, Union Theological Seminary, New York.

Der Mensch ringt um seine Religion, schreibt für sie, kämpft für sie, stirbt für sie — er tut alles für sie; er will nur nicht für sie leben. Wo die wahre Religion Verbrechen verhindert hat, haben die falschen Religionen einen Vorwand für tausend geliefert Charles Caleb Colton 1825

Wir haben gerade genug Religion in uns, einander zu hassen, nicht genug, einander zu lieben Jonathan Swift 1667—1745

Niemals tut man so vollständig und so ruhig das Böse, als wenn man es mit religiösem Gewissen tut Blaise Pascal 1623- 1662

Der wahre Zweck einer höheren Religion besteht darin, die geistigen Weisungen und Wahrheiten, die ihren Wesenskern bilden, in möglichst viele Seelen auszustrahlen, damit deren jede auf diese Weise das wahre Ziel des Menschen erreichen kann.

Das wahre Ziel des Menschen ist es, Gott zu preisen und sich Seiner zu freuen - Arnold Toynbee, Historiker

Hindus verehren den Ganges — Ganga Ma oder Mutter Ganga genannt

Fromme Katholiken wenden sich beim Beten des Rosenkranzes an Maria

In einigen buddhistischen Ländern dienen die meisten Männer für eine bestimmte Zeit als Mönch in safrangelbem Gewand.

Gläubige Muslime pilgern in ihrem Leben mindestens einmal nach Mekka.

Es bleibt unsere Aufgabe, mit Unterscheidungsvermögen zu prüfen, welchen Einfluss die Wissenschaft auf uns ausübt und wie tonangebend sie für uns persönlich wirkt. Denn wissenschaftliche Wahrheit bedingt vor allem, keine Hypothesen aufzustellen, die nicht nachprüfbar sind. Man kann diese Tatsächlichkeit umgehen und umschreiben, sie kann auch missverstanden werden, bei richtiger Betrachtung muss dieser Tatsache Rechnung getragen werden, damit nicht Macht und Überlegenheit unser Denken verwirrt. Unser Leben selbst fordert diese Prüfung. Jeder von uns ist zur Lösung dieser Herausforderung angesprochen. Im Strom dieser Entwicklung darf es keinen Ruhestand geben. Das mag paradox erscheinen, weil uns nichts aus der äußerlich erfahrbaren Welt vollständig befriedigen wird. Das weltliche Gesetz sagt uns, dass wir verlieren werden, was wir weggeben. Dann fühlen wir uns leer und erleiden Verlust. Unbestritten dürfen wir diese Auffassung auf mangelnden Glauben zurückführen. Denn dem weltlichen Gesetz steht das Gesetz der Liebe gegenüber, das uns sagt, wir sind Liebe und indem wir Liebe geben, erfahren wir, wer wir sind. Liebe anzubieten kann die einzige Weise sein, in der wir selbst Liebe annehmen. Diese Erfahrung brauchen wir. Dann können wir feststellen, dass nichts unmöglich ist, wenn wir unserem inneren Ratgeber folgen, der die gewohnte Logik umkehrt.

Zu dieser Entschlossenheit dürfen wir uns durchringen und kämpfen. Erinnern wir uns daran, es sind unsere Gedanken, die die Welt zu dem machen, was sie ist. Also haben wir enormen, ja allen Einfluss auf sie. Folglich können wir sie dann auch ändern. Wir ändern die Welt die wir wahrnehmen, indem wir unsere Gedanken über diese Welt verändern. Dadurch verändern wir tatsächlich die Ursache. Die eigentlichen Wirkungen werden beeinflusst. So können wir sicher sein, einen harmonischen Ausgleich individueller Unterschiede zu erarbeiten. Ein wesentlicher menschlicher Irrtum besteht nämlich gerade darin, anzunehmen, nichts ändere sich. Ideen seien ewig und das was durch ein Wort beschrieben wird, sei so unwandelbar, wie dieses Wort selbst. Doch Wissen besteht vorsätzlich darin, zu lernen, dass gerade jene unbestimmten Hinweise auf Teile der Wirklichkeit Hinweise sind, die wir zwar mit Begriffen bestimmen, das zu bezeichnende Ding, nicht einmal allgemein-verständlich zu beschreiben vermögen. Alles unterliegt dem Prozess des Werdens. In dieser Bezugsebene liegen ja unsere Fehler. Wir neigen beispielsweise dazu anzunehmen Liebe sei etwas genau Festgelegtes und Klares. Selbst von verschiedenen Betrachtungen ausgehend, laufen wir Gefahr, sie uns als einen paradiesischen Abgrund vorzustellen. In diesen Abgrund könnten wir hineinfallen. Es gibt keinen Zweifel, entweder sind wir abgestürzt und stecken tief drinnen, oder wir sind Draußen in Sicherheit. Für den Fachmann, der die Instinkte untersucht, ist die Liebe eine angeborene Reaktion. Eine klar definierbare Verhaltensweise, die durch bestimmte Reize ausgelöst wird. Genau so, wie unser Fahrscheinautomat durch Bestückung von Geld in Gang gesetzt wird. Ein anderer Fachmann, ein Psychoanalytiker beschreibt Liebe als eine bestimmte Menge psychischer Energie. Um es anschaulicher auszudrücken, wie eine konstante Menge Wasser in einem Labyrinth, die durch Verdrängungen und Hemmung in verschiedene Kanäle fließt, wieder zurückfließt, zurückgehalten und verdrängt wird, immer als die gleiche Menge wahrgenommen wird. Trennen wir uns von diesen unterschiedlich fachlichen Beschreibungen- stoßen wir auf die Bezeichnung, die der Mensch dem gefühlsmassigen Element in den gesellschaftlichen Beziehungen gibt. In allen Sprachen scheint eine Übereinstimmung maßgebend zu sein. Ich liebe, wird sowohl auf sexuelle, wie auf gesellschaftliche Gefühle angewendet. Wenn diese unsere Beschreibung der Liebe korrekt ist, dann ist es wahrhaftig die Liebe, die macht, dass sich die materielle Welt um ihre Achse dreht. Oder wollen wir richtiger sagen, es ist die Gesellschaft, die sich um ihre Achse dreht, die die Liebe zu dem macht, was sie ist? Diese Verstehensbeziehung können wir nur dialektisch deuten, wie beispielsweise das Verständnis von Wissen und Sein. Wir wissen, dass das Denken unser Handeln leitet. Doch sind wir uns auch dessen bewusst, das erst durch konkretes Handeln, Bewusstsein entsteht? Durch Bewusstsein trennen sich Denken und Handeln. Sie kämpfen miteinander, kehren irgendwann um, wieder zueinander zurück und entwickeln sich deshalb ständig. So, wie das menschliche Leben mit Wissen gemischt ist, ist die Gesellschaft mit Liebe gemischte ökonomische Produktion. Das erscheint jedem der gewohnt ist, Liebe als etwas Seelisches und die ökonomischen Abläufe als etwas Niederes, Irdisches anzusehen, roh und vielleicht sogar lächerlich. Doch wir lieben mit unserem Geist, mit unserem Körper und essen und arbeiten mit ihm. Tiefe Liebe zwischen zwei Menschen unterscheidet sich im Allgemeinen von flüchtigen Formen der Zuneigung dadurch, dass die beiden zusammen leben und künftig als eine ökonomische Einheit tätig sein wollen. Was das Verhältnis der beiden betrifft, so wissen wir von der Biologie her, dass die Liebe in ihrer sexuellen Form vor der gesellschaftlich- ökonomischen Produktion auftritt. Sowohl bekanntes populäres Denken, wie auch Philosophisches hat den Ursprung der Liebe anerkannt. Schlussfolgernd brauchen auch wir als Persönlichkeit ein hohes maß an Liebe. Wiederholt stoßen wir auf das Wort Liebe. Um zu einem besseren Verständnis beizutragen, soll an dieser Stelle versucht werden, einmal zu zeigen, wie bildhaft leer unsere Sprache tatsächlich ist. Jeder von uns hat seine Vorstellungen über die Liebe. Über die Liebe, die ja lebensentscheidend ist. prüfen Sie selbst, was sie von ihrem Ursprung und dem dazugehörigen mannigfaltigen Fächer tatsächlich wissen. Sinnverwandt mit diesem Wort ist Hingabe. Sie ist ein starkes Gefühl der inneren Zuneigung. Wie zu einem Freund, zu seinen Eltern oder zum Kind. Eine gefühlsbetonte , seelische Bindung an jemand oder auch das leidenschaftliche Gefühl der Zuneigung zu einem Partner des anderen Geschlechts, einhergehend mit dem Wunsch einer dauerhaften Lebensbeziehung. Abgesehen von diesen allgemein bekannten Bedeutungen, ist sie auch eine auf Grundsätzen beruhende Liebe. Aus dieser Betrachtungsweise folgt eine selbstlose Hingabe an die Gerechtigkeit, die wir doch alle in Anspruch nehmen wollen. Gerechtigkeitsliebe bedeutet nämlich, sogar die Feinde zu lieben. Es geht um unser aufrichtiges Interesse für das stetige Wohl anderer. Entscheidend für die Wertung oder Einschätzung unseres Maßes an Liebe, sind die eigenen Handlungsweisen, die auch diesen Menschen zum Nutzen sein dürfen. Dennoch zeigt sich wahre Liebe nicht in der Tatsache- mitfühlend und wohlwollend zu sein, sondern ihr Grund als Wertbestimmung besteht darin, dass der andere da ist, dass es ihn gibt und durch ihn, unsere Ideen geweckt werden. Durch die Wertigkeit unserer Idee, können wir die Liebe zu anderen Menschen entdecken. Es geht in diesem Verständnis, um die existentielle Beziehung und Zuordnung als einen Fakt, der nicht mehr nach Motiven oder Gründen befragt werden darf. Hauptsächlich unterscheiden wir zwei Arten oder Formen von Wörtern a g a ´p e´ und p h i l i a. Verwendet werden auch Ausdrücke die von   s t o r g e` abgeleitet werden oder e´ r o´ s - die Liebe zwischen Geschlechtern. Der häufigste Wortumgang ist jedoch mit der Ausdrucksform a g a´ p e´ verbunden, im Vergleich zu den anderen bekannten Formen. Über das Substantiv a g a´ p e´ und das Verb   a g a p a´ o´ erfahren wir, diese Liebe ist nur an Taten zu erkennen. Offensichtlich hat sie nichts mit Selbstzufriedenheit oder Zuneigung zu tun. Das jedoch bedeutet doch, dass sie nicht durch irgendwelche Tugenden derer hervorgerufen wurde, an denen sie sich äußerte. Sie ist die aktive Ausführung nach freier Erwählung, ohne stichhaltigen Grund. Sie lässt sich von Gefühlen oder Empfindungen nicht leiten, sondern ist stets grundsatztreu. Nun gibt es gute und schlechte Grundsätze.

 

Wir dürfen das tun, wovon wir wissen, dass es richtig ist, und dürfen nichts tun, wovon wir wissen dass es falsch ist.

 

Eine falsch verstandene Art von aga´pe´ würde zum Ausdruck gebracht werden, wenn wir uns veranlasst fühlen würden: Tue mir Gutes, und ich werde dir Gutes tun. Das sind von Hass getragene Gedanken und sie zeigen uns das ganze Gegenteil wahrer Liebe. Diese Position beweist uns die gefährliche Chance, Beziehungen zu vernichten. Bei reiflicher Überlegung kommen wir zu der Erkenntnis, dass sich mit diesem Gedankengut potenzieller Egoismus zeigt.

Oft, zu oft wird vielen Menschen ihr Egoismus gar nicht mehr bewusst. Durch Verdrängung oder Projektion können sie ihn überhaupt nicht mehr wahrnehmen. ausschlaggebend dafür ist die Unfähigkeit genau hinzuhören, was auch mit einem bestimmten Desinteresse am anderen Menschen zu tun hat. Die Bedürfnisse und Wünsche des anderen werden nicht erkannt, allenfalls in dem Umfang wahrgenommen und realisiert, wie sie von eigenem Nutzen sein können. Ja, der Egoist kann zwar des scheinbaren Mitleids fähig sein und auch hilfreich wirken, es basiert auf Projektion der Möglichkeit eigenen Leidens im Partner. Er sieht sich sozusagen selbst leiden. Der Irrtum besteht darin, dass er nicht primär das Leid des anderen beenden will, sondern das eigene, das im Fremden erfahren wird. Wir kennen allerdings auch Mitmenschen, die so hochsensibilisiert sind, dass sie dieses projektive Mitgefühl längst abgelegt haben. Charakteristisch für die wahre Liebe ist ja auch das Halten der Mitfreude am Glück des anderen. Achtsamkeit ist erforderlich, wenn sich an dieser Stelle Neid zeigt.

Ist diese Haltung schon als minderwertig abgewehrt worden, können sich undefinierbare Unlustgefühle oder Niedergeschlagenheit zeigen. Alle Bemühungen, ja unser ganzes Streben sollte auf unsere vorherrschende Eigenschaft, gute Gedanken zu denken, gerichtet sein. Das bedeutet nicht, dass wir Hass nicht kennen würden. Durchaus können wir ihn empfinden. Die Gerechtigkeitsliebe verlangt jedoch von uns, den oben genannten Grundsatz immer anzuwenden, was zur Folge hat, dass wir uns an den Genüssen des Lebens erfreuen können. Wir können davon überzeugt sein, dass weder Tod noch Leben, noch Engel, noch Regierungen, noch Gegenwärtiges, noch Zukünftiges, noch Mächte, noch Höhen, noch Tiefen, noch irgendeine andere Schöpfung imstande sein wird, uns von wahrer Liebe zu trennen, wenn wir sie gefunden haben.

Die Suche nach ihr beginnt nicht bei unseren Mitmenschen, sondern es geht um unsere ureigene Selbstfindung. Unser Leben steht in absoluter Abhängigkeit zu ihr. Statt zu versuchen, unabhängig von ihr zu sein, sollten wir es vorziehen, wahre Gerechtigkeit zu lernen. Unerschütterlich drängt uns diese Notwendigkeit, unsere ganze Aufmerksamkeit und Kraft dafür zu verwenden. Es ist uns so möglich, am vollkommenen Band der Einheit mitzuwirken. Diese Wirklichkeit mitzuerleben bedeutet, uns der lebendigen Gegenwart gewahr zu sein. Neben dieser Gegenwart gibt es den oben genannten Hass, der uns ablenken kann. Sogar in solchen Momenten, in denen wir unserer selbst scheinbar am meisten bewusst sind, ist das -Selbst-, dessen wir uns bewusst sind, ein besonderes Gefühl der Spannung oder Empfindung, von Wärme oder Kälte, Schmerz oder Verwirrtheit, oder es ist pulsierendes Blut. In Zeiten von Glücksempfindung und Freude sind wir gern bereit, uns des Augenblicks gewahr zu sein und diese Erfahrung zu verabsolutieren. Wir vergessen uns selbst und die Erfahrung dieses Augenblicks sollte niemals vergehen. Unser Denken unternimmt nicht einmal den Versuch, Trennung zu veranlassen und sich von unserer Erfahrung abzusondern. Sofern jedoch Schmerzen auftreten, egal welcher Art, sogar vorgeahnte Verletzungen, beginnt eine Spaltung im geistigen Bereich und wir sind gefordert. Mit Unterscheidungsvermögen und denkbaren Herzschmerz, dürfen wir auch diesen Kreis wieder schliessen. Es bleibt keine andere Möglichkeit, uns den Schmerzen, der Furcht oder des Kummers, ebenso gewahr zu sein, wie der Freude. Das schwer beschreibliche Resultat beinhaltet unser Wissen über diese Vorgänge, weil wir damit der inneren Aufruhr ein Ende bereiten können. Unser Körper ist so ausgezeichnet organisiert, dass er sich physischen und auch psychischen Schmerzen anpassen kann. Den vollen Nutzen davonzutragen kommt erst dann zur Auswirkung, wenn wir nicht versuchen, durch unsere innere Bereitschaft mit Anstrengung, uns des Schmerzes entledigen zu wollen. Durch unsere Bereitschaft dieser Art, entfachen wir eine Spannung in uns, die dem Schmerz erst recht zu einem schnellen Wachstum verhilft. Wenn wir jedoch nicht bewusst diese Spannung aktivieren, erzeugen wir eine gewisse Harmonie, die den auftretenden Schmerz, egal welcher Art, absorbiert. Interessant ist auch die Tatsache, dass wir Freude mit Sorge eigentlich in Wirklichkeit gar nicht echt vergleichen können. Vergleiche in oder mit diesen Bereichen können doch nur durch einen raschen und schnellen Wechsel zweier geistiger Verfassungen möglich sein. Sicherlich kennen viele von uns die aussage: Himmelhoch jauchzen und zu Tode betrübt sein !

Das sind in der Regel keine Eigenschaften die so schnell wechseln, wie wir vergleichsweise eine Tür öffnen und wieder schliessen. Sie sollten uns vielmehr deutlich machen, stets und das ab sofort, beweglich und aufgeschlossen alle uns zugänglichen Dinge zu empfinden. Es ist unsere Aufgabe alle unsere Handlungen und Beziehungen in ein Verständnis einzuordnen, gar keine Wahl zu haben, uns der Gegenwart zu entziehen, uns vom Augenblick loslösen zu können oder diesen gar erklären zu wollen.

Wir können uns weigern das einzugestehen, diese Tatsachen zu bestätigen. Dann wäre unser ganzes Leben ein Widerstand gegen das Unvermeidliche. Viel zu früh würde uns das nötige Vertrauen verlassen, das die erforderliche Aufgeschlossenheit und ein verhärtetes Denken gegenüber der Wirklichkeit zur Folge hätte. Dieser Prüfung können wir uns sehr leicht unterziehen. Zum Beispiel bringt uns die Antwort weiter, wenn wir klären, ob wir uns zu allen unseren Einfällen und Ideen äußern, dem Partner gegenüber. Dadurch können wir innere Widerstände soweit verdeutlichen, dass sie bearbeitet werden können. Das Wort Widerstand kann in sofern falsch verstanden werden, als es um bewusste Einwände oder eines absichtlichen Verschweigens von Tatsachen verwendet wird. Diese bewusste Sperren haben wir bereits beschrieben.

Es ist auch relativ leicht zu erkennen, in der konkreten Verneinung einer Sache. Jedoch ist der unbewusste Widerstand erheblich schwerer zu bearbeiten. Wobei andererseits gerade dieser die verändernden Inhalte umfasst. Verständliche Widerstandsäußerungen erkennen wir an einer gewissen Einfallslosigkeit oder auch durch das Beiseiteschieben wichtiger Gedanken und die daraus entstehenden wichtigen Einfälle und Ideen. Durch Gerede über Belanglosigkeiten werden sie buchstäblich kaschiert.. Ein von uns selbst nicht kontrollierbarer und unbewusster Vorgang des Wiederholungszwanges macht sich breit. Immer wieder bringen wir uns dann in unangenehme Situationen. Belastende Erfahrungen werden wiederholt und wir wollen uns nicht an die eigene Vorerfahrung erinnern. Diese konkrete Eigenschaft des Lernens machen wir ungültig. Ganz bewusst meiden wir sogar Situationen, die uns Lust bringen würden. Durch analytische Arbeit können wir sogar feststellen, dass wir schädigende, ja selbstzerostörerische Situationen selber herstellen. Wir weisen Menschen ab, deren Zuwendung uns stützen könnte und uns eine echte Hilfe wären. Es ist denkbar möglich, das dieses selbstschädigende Verhalten dem Zusammenhang dient, Situationen erleichtern zu wollen, die in unseren Vorstellungen noch unangenehmer sind. Bei dieser Betrachtung stoßen wir unweigerlich auf die entscheidende Gewissensfrage, die Schuldgefühle. Diese zentrale Frage kann Unzufriedenheit und Kritik in uns auslösen. Wir haben sie ja nachhaltig aufgenommen und verinnerlicht. Wenn ihre begleitenden Gefahren uns alarmieren, arbeiten wir an einer bewussten Verstärkung unserer Einfälle, erst dann wollen wir sie zur Sprache bringen, um nicht weiterhin zerstörerische Gefühlsbeziehungen in kauf nehmen zu dürfen. Wenn wir das verstehen, können wir doch durchaus sagen, dass es Alternativen also eine Wahl zwischen Freude und Sorge unserer Lebensart gar nicht gibt. Die Gegenwart erleben und versuchen sie zu verstehen, benötigt unsere ganze Aufmerksamkeit. Öffnen wir unser geistiges Auge, um Licht in das vorherrschende Dunkel zu bringen. Machen wir uns die Beziehung zwischen Sprechen und Denken zunutze, damit wir die eigenartige Weise, in der uns die Welt im denkenden Erfassen gegeben ist, besser verstehen lernen. Dabei bedarf es der Anstrengung unserer Phantasie. Es gilt, uns in die Weise des sprachunfähigen Erlebens zurückzuversetzen, um von hier aus jenes Erlebnis in seiner in seiner Eigentümlichkeit zur Sicht zu bringen, bei dem die Welt immer schon im Mittel der Sprache ausgelegt und vor das Bewusstsein gebracht wird. Als Modell des sprachunfähigen Erlebens soll das Tier dienen. Wir sprechen zwar auch von der Tiersprache und meinen gewisse Vorgänge der wechselseitigen Verständigung durch ausstoßen von Lock- oder Warnrufen. Das soll nicht unser Verständnis von Sprache im eigentlichen Sinne deutlich machen, weil Lautgebung durch Sprache erst dort passiert, wo sie sich zum Range des Wortes und damit des Gedankens erhebt. Was das Wort für die Weise des -in der Welt seins- bedeutet, wird erst richtig verständlich, durch einen Vergleich von sprachfähigen mit sprachunfähigen Erleben. Das Wort als Symbol des Bleibenden entwickelt sich zur Sprache, nachdem wir gelernt haben, uns aufzurichten, mit erhobenen Kopf und freigelegten Händen der Welt gegenüberstehen. Aus diesem zu schaffenden Überblick, wird die Sprache zum Werkzeug. zum Mittel des Umgehens mit der Welt und des sich Zurechtfindens. Dies ist die eine Seite des Unterschieds. Die andere ist die, dass das Tier noch eins mit seiner Umwelt ist. Wir mit unserer Sprache jedoch stehen der Umwelt gegenüber. Mit der Bezeichnung ganzer Sinneskomplexe durch das Symbol des Wortes, wird das innerweltlich Begegnende, aus der bedrängenden Nähe überflutende Bild, in einen Abstand gebracht.

Durch die Sprache schaffen wir eine definierbare Distanzierung zur Umwelt. Sprachunfähiges Erleben liegt jenseits der Unterscheidung von Subjekt und Objekt, von sein oder nicht sein. Fixierung und Distanzierung vollzieht sich in der Entwicklung des Wortes. Dieser Entwicklung können wir uns alle anschließen. Im späteren Verlauf gehen wir auch noch spezieller auf diese Gegenständlichkeit ein. Das ist uns allen insofern möglich, indem wir unser Leben nicht als Problem ansehen, das von uns genialen Menschen gelöst werden soll, sondern verstehen, dass unser Leben die eigene Wirklichkeit darstellt, die erfahren werden muss. Diesen Gedankengang dürfen wir bis zum konsequenten Ende verfolgen, einem Ende, das uns viele Überraschungen bringt. Bewusst zu leben bedeutet letztlich, alles Denkbare zuzulassen und darüber nachzusinnen, es praktisch anwenden zu können, damit ein allgemeiner Nutzen entstehen kann. Wir betrachten dabei die Fragen, welche Haltung, welches Verhalten im Leben richtig ist, und welche Lösung unserer Lebensfragen wir erwarten. Vergessen wir jedoch nicht, dass wir selbst soviel als nur möglich zur konkreten Lösung beizutragen haben. Unsere Gedanken, Gefühle und Handlungen dürfen wir durchaus als richtig bezeichnen, wenn sie auf lange Sicht, ja auf ewige Zeit anwendbar sind.

Ferner muss das oben genannte Wohl der Allgemeinheit, unanfechtbar von uns beschlossen worden sein. Damit fördern wir die Bereitschaft zum Verständnis und zur Gültigkeit von Traditionen, als auch für Situationen die neue Probleme aufwerfen. Diese Betrachtung hat seine Gültigkeit für wichtige Lebensfragen, wie auch, für die vielen kleinen Fragen unseres Lebens. Jeder von uns versucht in seiner Art, diese Fragen zu lösen und schafft dadurch seinen Beitrag, das lebendig gewordene Streben nach Gemeinschaft zu verwirklichen. Es ist keine Frage, dass bei neu auftauchenden Situationen auch Unsicherheit auftreten kann. Unser gewachsener Wille, die bewusste Verstärkung unseres Wunsches nach Gemeinschaft, kann jedoch zu einer wahren Motivation werden, die mit unnachahmlicher Klarheit und schlichter Einfachheit mit uns spricht. Diese laut gewordene innerliche Gewissheit führt zu einer unermesslichen Wirkung in unserem menschlichen Zusammenleben.

Wir brauchen diese Gewissheit und Sicherheit, um die ständigen Minderwertigkeiten, die stets unser Tun begleiten, überwinden zu können. Meistens haben wir diese Gefühle nämlich vernachlässigt. In unserer vom Wettbewerb geprägten Gesellschaft ist allgemein verbreitet, den Schwächeren in seiner Leistung, auch als geringer und schlechter einzuschätzen. Die große Gefahr besteht doch darin, den anderen durch Kritik zu demütigen und dadurch die eigene Geltung besonders zu unterstreichen. Natürlich kennen wir Verhaltensvorschriften oder Maßstäbe für eine gültige soziale Ordnung. Die Besonderheiten unserer Reaktionslage ergeben sich im Zusammenwirken von Eigenschaften und bestimmen den Ordnungsgrad des Ganzen.

Manchmal fühlen wir uns geordnet, gesammelt und gelassen. Ein anderes Mal sind wir verwirrt, durcheinander, zerstreut, zerfahren. Wir sind uneins mit uns selbst.

Dieser Gesichtspunkt hat dann für uns Bedeutung, wenn wir uns mit abwegigen Handlungen befassen. Sind wir hinsichtlich einer gleichen Sache in gegensätzlicher Einstellung zerrissen, so wird unser Handeln zunächst erst einmal gehemmt. Jedoch geschieht nach einiger Zeit der Stauung, dass eine der beiden Tendenzen wenn sie gerade einmal die Oberhand hat, uns gefangen nimmt und in einer Weise handeln lasst, die nach der Entspannung des sie speisenden Bedürfnisses, um so heftiger die andere Tendenz ihrer Unerfülltheit spürbar macht. Wenn wir nun auch dieser nachgeben, entwickelt sich die uns bekannte Unentschlossenheit. Dieser Konflikt ist erst überwunden, wenn die eine Einstellung so überwiegt, dass eine gelegentliche Befolgung der Gegeneinstellung an dem Überwiegen der ersteren im Grunde nichts ändert. Wenn wir von Konflikt reden, sind nicht ausschließlich die einfachen Zusammenstösse zwischen eigenen und fremden Tendenzen gemeint. Es geht um das Nebeneinander zweier nicht vereinbarer Regungen, eigener innerer Konflikte.

Ein Konflikt bei dem wir uns zwischen zwei Annehmlichkeiten nicht entscheiden erzeugt Unbehagen. Dadurch ist ein Ausweichen in scheinbare angenehmere Ersatzhandlungen gegeben. Die konflikthafte Reaktionslage ist nicht geklärt. Viele überlegungsarme Handlungen lassen sich mit diesem Wissen erklären.

Das tatsächliche Erleben bleibt aus, weil wir nicht zur Tat geschritten sind. Das Erleben ist sowohl Ergebnis wie Voraussetzung des Handelns, des äußeren und des inneren. Wie gehen wir damit um, und welches Verständnis bringen wir dafür tatsächlich ein?

Diese Frage zielt geradewegs auf unsere Bedürfnisse ab. Welche Macht räumen wir ihnen ein? Zu unterscheiden sind die primär biologisch gegebenen Bedürfnisse, wie Hunger, Durst, Atmung, geeignete Wärme und Luftfeuchtigkeit, von den sekundären Bedürfnissen, wie Gelderwerb. Irrtümlich nehmen gerade diese sekundären Belange in unserem Alltagsleben, meistens den größten Raum ein, um die primären Bedürfnisse angeblich besser befriedigen zu können. Diese in sich widerspruchsvolle Struktur unseres Menschseins, kann sich wieder nur auf der Höhe unseres geistigen Bewusstseins erklären lassen. Angesichts dieses Arguments ist jedoch nachvollziehbar, wie gestaltgebend wir unser Leben selbst beeinflussen. Wir erkennen, wie entscheidend unsere geistigen Fähigkeiten unser Leben handlungsbestimmend beeinflussen. Wenn wir diese Wirkung sogar als ursächlich voraussetzen können, verstehen wir das Prinzip der ständig erweiternden Gestaltung. Wir können ein Verständnisvermögen erreichen, das bis in unsere Kindheit zurückführt. Hier finden wir den entscheidenden Beweis, wie unser Sinn aufgebaut, gefordert und genährt wurde. Von dieser ausgehenden Deutung kommen wir zu einem besseren Sinnverständnis unseres Daseins, weil jeder für sich, durch sein individuelles Leben, von inner her, in den Kern der äußeren Wirklichkeit vordringen kann.

Es fragt sich immer, worin das Wesentliche der Wahrheit jeweils gelegen ist, wenn nicht in der geistigen Gestaltung. Im Gegensatz zum falschen Realismus, der das Wirkliche sucht, wo maximal nur noch Ausstrahlungen existieren, ist zu erklären, dass wir kaum ein zuverlässiges Kriterium kennen, ob ein Mensch Sinn für Echtheit und Tiefe des Geistes hat. Selbst eine abweichende Haltung gegenüber der Mitwelt ist kein Beweis, geistig gesinnt zu sein. Wenn überhaupt, kann nur an charakteristischen Erscheinungen in Bezug auf das menschliche Zusammenleben ein sachlicher Gehalt erfasst und betrachtet werden.

Auch diese Bezogenheit als Quelle zum besseren Verständnis anzusehen, macht uns erneut deutlich, diese Wirklichkeit kann nur jeder von sich heraus entfalten, weil damit die zentrale Aufgabe, nach dem Sinn des Lebens zu streben, zur Anwendung kommen kann. Häufig können wir in diesem Gesamtzusammenhang unseren Herzenszustand mit in Verbindung stellen. Da uns sogar die sinnbildliche aussage bekannt ist, das Herz sagt ja doch der Verstand sagt nein, ist unsere Fähigkeit gefragt, die enge Verknüpfung von Herz- und Geisteshaltung herzustellen. Zweifellos ist diese maßgebliche Entwicklung für die Erneuerung unserer Persönlichkeit notwendig. Das Herz steht für den inneren Menschen als Zentrum ganz allgemein. Es zeigt uns, wie sich der Mensch durch seine unterschiedlichen Handlungen zu erkennen gibt.

Es offenbart uns Wünsche, Neigungen, Gefühle, Leidenschaften, Absichten, Gedanken, Auffassungen und Vorstellungen und lasst uns somit wissen, welchen Erkenntnisstand wir haben. Es beschränkt sich nicht auf den Intellekt oder unseren Gefühle, wie Zuneigung oder auf bestimmte Beweggründe. Das Herz gehört zur Ganzheit des ja nicht nur äußeren Menschen und zeigt uns selbst, wie auch allen anderen Menschen, wer wir innerlich wirklich sind. Mehr als alles sonst, was zu behüten es gibt, dürfen wir den Quell des Lebens behüten, es ist unser Herz. Es liegt nahe, die Momente, die mehr oder weniger unabhängig vom jeweiligen konkreten Inhalt vielen Handlungen gemeinsam sind, formal zu nennen. Das ist erforderlich, wenn wir das innere Gefüge unserer Handlungen, das Gerüst und sozusagen den inneren Aufbau erkennen wollen. Wir kommen an ganz bestimmten formalen Merkmalen nicht vorbei, die von uns erkannt werden dürfen, um die enthaltene Konstellation einer betreffenden Handlung verstehen zu können. Dies ist dann anzuwenden, wenn wir für uns beschlossen haben, Handlungen zu analysieren. Dieser Schritt ist mit Sicherheit als erster Schritt erforderlich, weil die Lebenssituation, ja erst die Lebensgeschichte einen konkreten Sinnzusammenhang herstellen kann.

Mit Gewissheit können wir heute sagen, dass alles Geschehen von Kräften, ja von Energien zustande gebracht wird.

Wollen wir tatsächlich vom Handlungsganzen einen dieses energetischen und sekundären Augenblicks erfassen und verstehen, brauchen wir die Beantwortung folgender Fragen.

Was bestimmte mein Tun? Was trieb mich dazu? Was bewog mich dazu? Was drängte mich und welche Impulse, wie auch Tendenzen lagen meinem Handeln zugrunde? Was ist mein Motiv? In weiteren Sinnzusammenhängen kehrt nämlich gerade diese dynamische Seite des Handelns in Eigenschaften, wie Eifer, Elan, Schwung Aktivität, Initiative, Unternehmergeist und Flexibilität wieder. Der zu suchende Unterschied liegt in den Begriffen von Antrieb und Motiv. Wobei der Antrieb als der wohl formalere Begriff einzuschätzen ist. Er lasst uns tatsächlich das Energetische übrig. Das Motiv als Beweggrund umfasst stets unsere psychischen Inhalte, die wir dann als primäre, also gegebene oder sekundäre, die erlernten, angenommenen Motive unterscheiden können. Mit diesen Unterschieden gelingt es uns zwar eine Einteilung zu ermöglichen, wir dürfen niemals die Wechselwirkung zwischen diesen beiden Bereichen außer Acht lassen. Ganz elementare Faktoren, die als Voraussetzung für ein Zusammenwirken angesehen werden können und für die weitere Entwicklung von fundamentaler Bedeutung sind. Gewöhnlich ist ja nicht ein Antrieb beziehungsweise Motiv allein der Motor einer Handlung.

Erst durch die eigene und mehrfache Bestimmtheit von Handlungen mittels unseres Verständnisses, gelangen wir zu der folgenreichen Feststellung, dass der jeweilige Antriebszusammenhang, die jeweilige Motivkonstellation, das handlungstreibende und handlungstragende Moment ist.

Wenn wir zum Beispiel eine Aufgabe übernehmen, so bewegen uns dazu meistens nicht nur entweder Sachinhalte, Verantwortungsgefühl oder Geltungsstreben oder materielle Interessiertheit, sondern ein ganzes Gefüge von Motivationen aus denen wir dann eine relative Dosierung mehrerer Motive analysieren können. In jedem Fall werden wir zwei wichtige Feststellungen treffen, wie stark die betreffenden Regungen und wie bewusst sie sind. Beides kann sich schnell und augenblicklich ändern, sei es durch das Handeln selbst oder durch dazwischenstehende Ereignisse. Die Änderung der Antriebsstärke durch das Handeln selbst, können wir gut an solchen Antrieben beobachten, die aus körperlichen Bedürfnissen stammen. Wir kennen alle ein verlangen Essen zu wollen, Hunger zu haben oder besser gesagt Heißhunger. Mit Gier gegessen, massige sich unser Verlangen bald und wir merken gar nicht, wie unkontrolliert wir uns verhalten haben, der Essantrieb schwindet mehr und mehr und schließlich haben wir sogar den Antriebsmoment vergessen. Wie äußere Tatsachen unserer Beeinflussung unterliegen zeigt unser Zögern, zum Beispiel bei einer Neuanschaffung, die unseren Geldbeutel erheblich schmälern würde.

 

Trotz unseres Zögerns, nimmt gewöhnlich unser Verlangen zu, wenn wir uns mit Bekannten vergleichen, die nach unseren Vorstellungen gleiche ökonomische Voraussetzungen haben und sich diese Neuheit bereits zugelegt haben.

 

Ja, die wahren Motive unseres Handelns sind uns häufig nicht bewusst. Geht es um Stärke, so sprechen wir lieber von Antrieb, interessiert der bewusstheitsgrad, sagen wir lieber Motiv. Wir wenden uns einer bestimmten Person zu und meinen, uns nur aus Hilfsbereitschaft ihr zuzuwenden. Mitarbeiter beobachten und sehen schon, dass wir aus anderen, ja weiteren Motiven so hilfsbereit sind. Sie sehen unsere Verliebtheit. Wären wir uns jedes Motivs voll bewusst, gelänge es uns weniger gut, uns vor dem inneren Eingeständnis peinlicher Motive zu drücken. So bleibt ein Teilmotiv ziemlich leicht verhüllt, selbst dort, wo eine aktive Selbsttäuschungstendenz mitwirkt. Wir dürfen uns die Schwierigkeiten dieses Motivationsgewebes mit allen seinen Erscheinungsformen ins Bewusstsein bringen. Wir brauchen von der emotionalen Form eine Übersetzung in die gedankliche Form, weil wir dann mit unseren Gedanken, den Mangel an Motivbewusstheit ausfüllen können. Trotzdem haben Stärke und der Bewusstheitsgrad unserer tragenden Regungen keine zwangsläufige Beziehung zueinander. In der persönlichen Stellungnahme eines konkret bewussten Motivs, können wir es sowohl verstärken wie auch völlig entmachten. Selbst ein schwach bewusster Antrieb kann dennoch stark sein.

Nämlich dann, wenn dieser Antrieb gegen allgemeine Gerechtigkeit verstößt, also eigentlich vergessen werden müsste, um ihn sofort in einen besseren umzuwandeln. Sonst wären seine Auswirkungen verhängnisvoll.

Jedes Tun hat ein Resultat. Sei es nun ein objektiv feststellbares oder auch nur subjektives Ergebnis. Wir dürfen mit diesen Ergebnissen zurechtkommen. Wir sind jedoch nicht zufrieden, weil es sich nicht mit unserer Zielvorstellung deckt, die wir uns gebildet hatten. Bei diesen vorweggenommenen und zukunftsbezogenen Vorstellungen sprechen wir, zum besseren Verständnis von Antizipationen. Sie stellt eine konkrete Vorwegnahme dar, und richtet unser Handeln aus, indem festgelegt wird, welches Ergebnis erreicht werden soll. Dennoch sei an dieser Stelle festgestellt, dass nicht immer jede prägnante Zielvorstellung im Handeln mitwirkt. Wer von uns kennt sie nicht, die vage umrissenen Vorstellungen vom Ziel und Ausgang einer Sache. Manchmal fehlen sie uns ganz und gar, und wir haben keine. Nur unser besonnenes und beherrschtes Handeln ist durch ein genaues Ziel ausgerichtet. Wir können davon überzeugt sein, dass unser Alltag erst dadurch interessant wird, wie wir unsere Ziele bilden und unser Bemühen sichtbar machen, uns danach auszurichten. Hier liegt der Maßstab unserer Wertigkeit. Obwohl, wie wir nun wissen, dass weitere Faktoren dazukommen, dürfen wir besonders darauf achten, wie weit ins Zukünftige, unser gedanklicher Vorgriff reicht! Wer kennt sie nicht, die Nah- wie auch die Fernziele?

Wir finden doch häufig Mitmenschen, die von der Hand im Mund leben. Sie weichen der Anstrengung, die die Bindung an ein Fernziel erfordert, mit relativer Bewusstheit aus. Wenigen gelingt es, sich mit einem Weitgespannten Zukunftsbewusstsein auszurüsten, weil uns die echte und wahre Phantasie, vielleicht sogar die Liebe zur Wahrheit verloren gegangen ist. Diese umfassende Bedeutung, lasst uns auch hier wieder erkennen, welche Wechselwirkung zwischen dem eigenen Realitätsgrad unserer Phantasie besteht. In diesem Verhältnis steht unsere erforderliche Kraft, die als Motor für unser Handeln und Tun entscheidenden Einfluss ausübt. Dieser Grad an Realität darf so verstanden werden, dass ein Ziel der Wirklichkeit mehr oder weniger angemessen ist und daraus schlussfolgernd größere oder kleinere Möglichkeiten und Chancen zur Verwirklichung hat. Wahrscheinlich lassen unterschiedliche Pläne auch auf unterschiedliche Umstände schliessen. Doch solange wir uns über unseren Verstand definieren, drehen wir uns im eigenen Zirkel. Wer Denken will, braucht unbedingt seine Gefühle dazu. Unbeherrschtem Wünschen folgen unkontrollierte Wunschbilder. So betrachtet ist es auch leicht verständlich, dass diese gedankliche Ebene zu Irrtümern führt. Vielen bedeutsamen persönlichen Handlungen geht dennoch beides voraus. Unsere Bedürfnisspannung regt dazu an, ein Wunschbild zu produzieren, das dann auf der intellektuellen Ebene im Sinne von Anpassung an die Wirklichkeit bearbeitet werden muss. Diesen Vorgang können wir durchaus als Versachlichung der gedachten Ziele bezeichnen. Je weiter und möglicherweise ungewöhnlicher, ein Ziel in unseren Vorstellungen ist. Umso schwerer fällt es uns tatsächlich, sachlich vorzustellen, wie dieses Ziel zu erreichen wäre. Wir sind der Umstände nicht sicher und können es nicht sein, welche uns ereilen und mit denen wir zu rechnen haben. Nicht selten ist diese Abfolge auch umgekehrt. Wir denken über eine entstandene Lage nach, über das Morgen und bilden uns in dieser Form eine Vorgehensweise. Sie schafft, wenn an ihr festgehalten wird, nach und nach einem trügerischen, bedürfnisähnlichen Zustand. Von diesen Menschen sagen wir, sie sind phantasielos. Wenn jemand lebhafte Ziele bildet, ohne sie festzuhalten oder sie zu versachlichen oder selbst anzustreben, sagen wir, er ist ein Träumer.

Die bisher personifizierte Form der Zieldarstellung könnte in sofern missverstanden werden, wenn wir davon ausgehen würden, dass wirklich jeder für sich allein handeln würde. Wenn es so verstanden wurde, dürfen wir eine korrigierende aussage machen. Nur der geringste Teil aller denkbaren Ziele ist nämlich ein Individualziel. Niemand kann sich ernsthaft davon befreien wollen, mit anderen in Handlungsgemeinschaft auszukommen. Wir können davon ausgehen, dass durch diese unumgängliche Gemeinschaft, eine Mitbestimmung unserer Ziele erfolgt. Unsere Handlungsaktivität wird also vom Grad unserer Bereitschaft bestimmt. Die Bereitschaft zur Gemeinsamkeit, weil darin das Erreichen unserer Ziele begründet ist. Entscheidend bleibt, ob wir mit unseren Handlungen den wahren Gehalt erkennen? Ob er sich in unserem Bewusstsein widerspiegelt und ein bewusstes Motiv unserer Handlung zugrunde liegt?

Um es verständlicher zu sagen ein Beispiel. Wir wollen Urlaub machen, um uns zu erholen. Unser Motiv Ferne afrikanische Küste, das soll unser Ziel sein. Damit wir dieses Ziel erreichen, benötigen wir viele verschiedene Leistungen, wobei wir eine konkrete Gemeinsamkeit als Merkmal aller Leistungen feststellen können, es ist die konkrete Steuerung unserer Handlungen. Natürlich liegt im Motiv selbst schon eine thematische Auswahl und auch unser Ziel leitet das Handeln in eine bestimmte Richtung. dennoch ist es notwendig, von Steuerung zu sprechen, wenn wir hauptsächlich den Handlungsablauf betrachten. Denn erst unser konkretes Tun selbst wird mit der Wirklichkeit konfrontiert, und bedeutet eventuell harte Anpassung, Abwarten, Geduld, auch Durchsetzungsvermögen in geeigneter Weise und im geeigneten Augenblick. Daraus ergeben sich zwangsläufig Schwierigkeiten im Vollzug und somit für unsere Zielbildung und der nötigen Motivation mit weiteren Konsequenzen. In unserem Beispiel kann ja möglicherweise das Vorhandensein einer Fluglinie für die Konkretisierung des Urlaubszieles eine gewisse Rolle spielen. Wir wählen daraufhin vielleicht eine Stadt in Tunesien. Haben wir uns erst einmal festgelegt, fällt uns vielleicht ein, in diesem Urlaub eine Tour durch die Wüste zu machen, um endlich einmal augenscheinlich eine VATA MORGANA wahrzunehmen. Alle Einzelheiten der Ausführung nötigen uns also zum Bewusstmachen mehrerer Motive.

Jegliches Steuern setzt also einmal voraus, dass wir die gegebene Lage echt erfasst haben. Weiterhin, dass wir dafür üben dürfen und unser ganzes Können einzubringen haben. Bescheid wissen und letztendlich genügend Kraft aufzubringen haben, um unseren vollen Willen intensiv einbringen zu können. Im Wesentlichen steuern wir die geistige Aktivität, das Ausdrucksgeschehen und die motorischen Bewegungen, die zur Ausübung einer Handlung führen. Die Steuerung unserer geistigen Tätigkeit lasst sich so erklären, dass aus unserem bloßen Wahrnehmen das voll orientierte Beobachten, Suchen und Betrachten wird. Aus dem bloß angeregtem Denken das aktive Nachdenken, das Überlegen entwickeln kann.

Für unsere Handlung ist ganz wesentlich, dass wir die Zielvorstellung genau prüfen, um Mittel und Wege zu finden, damit unser Ziel tatsächlich und maximal rational erreicht wird. Vorstellungen, Überlegungen dieser Art, sind mit aller Kritik zu führen. Diese soll als Verfahrenskritik bezeichnet werden. Angemerkt sei jedoch, dass diese Kritik nichts mit Tadel zu tun hat, nein sie dient uns als Prüfer. Selbst der schönste spontane Einfall, lasst uns doch nicht gleich loslaufen, um ihn umzusetzen. Erst konkret auftauchende Fragen dürfen beantwortet werden. Wobei die Handlungsvorbereitung mit diesen Gedanken nicht abgeschlossen sein muss. Wenn unsere Überlegungen auf Folgen jenseits des im Augenblick angestrebten Zieles gerichtet sind, führen solche Erwägungen zu Folgekritik.

Weiter interessant wird die Betrachtung, wenn es zu Entscheidungsschwierigkeiten kommt, und die einfache Verstärkung der eben genannten Überlegungen reichen nicht mehr aus. Erst die wahre innere Zuwendung, worum geht es mir eigentlich im Grunde, führt zu Disziplinierung in der Auseinandersetzung unserer eigenen Bedürfnisse. Hier setzt die Motivkritik an. Es ist nicht zwangsläufig, dass sie erst der Handlung folgt. Sie kann sogar parallel begleitend wirken, oder auch schon bei der Vorbereitung Einfluss ausüben.

Die Ausdruckssteuerung wollen wir in sofern zum Handlungsgeschehen zählen, weil ja selbst unser Schweigen eine Antwort, eine Stellungnahme, eine Handlung sein kann. Einerseits ist die Ausdrucksform für das Miteinander in Gemeinschaft sehr entscheidend, ob wir unseren Ausdruck hemmen und unterdrücken, laufen lassen und steigern können. Anderseits ist es wichtig, wie wir unseren Ausdruck steuern, weil wie damit unsere Gefühle stark beanspruchen und beeinflussen.

Vergessen wollen wir nicht die eigentlichen handlungsausführenden Bewegungen. Durch mein Schreiben am Computer bin ich oft veranlasst aufzustehen. Gehe dann in der Wohnung hin und her, und denke über eine alleinige Formulierung nach. Ich habe mich nicht dazu entschlossen, habe das Aufstehen gar nicht richtig erlebt. Durch eine starke emotionale Beteiligung, die gefühlsmassige Fesselung an ein Geschehen, können Bewegungen dieser Art ausgelöst werden. In solchen Fällen gibt es keine bewusste Steuerung.

Dort, wo das Handlungsganze in Vorbereitung, Entschluss und Vollzug gegliedert ist, steuern wir wenigstens den Beginn des Vollzugs und haben eine lose Kontrolle unseres Tuns, weil wir ja angemessen reagieren wollen wenn Probleme auftreten.

Wenn wir von Angemessenheit sprechen wollen, geht unser Verständnis in die klare Definition von Steuerungserfolg. Angemessenheit und Anpassung können wir durchaus zusammen verwenden. Ein ungenügender Steuerungserfolg ist ursächlich bei unserer Disziplinlosigkeit zu suchen, bei unserem Mangel an Einordnung und Aufmerksamkeit durch Rücksichtnahme. Warum er so gering ist, dürfen wir in jedem Einzelfall neu prüfen und näher untersuchen. Oft ist es die einengende Funktion, die die Steuerung erfordert. Nicht zu vergessen, die lockernden Funktionen der Steuerung, wie uns Laufen oder Tanzen zum Zweck der Entspannung bekannt sind.

Alle diese bisherigen Betrachtungen sind einfacher Natur oder Struktur. Für jeden von uns sind sie noch allgemeinverständlich. Diesen Grad der Verständlichkeit möchte ich beibehalten, auch wenn wir uns nun Formen nähern, die wir durchaus als komplizierter einordnen können. Wir dürfen uns fragen, ob alle genannten Handlungsmomente nicht in verschiedener Form zusammenwirken? Zum tieferen Verständnis brauchen wir die Klarheit - tritt wirklich jedes Merkmal bei jeder Handlung auf, oder können wir nach Wertigkeit in bestimmten Situationen unterscheiden?

Wir können ein verschiedenartiges Zusammenspiel in Handlungsmomenten tatsächlich unterscheiden, und kommen dadurch zur beherrschten, zielbewussten Handlung, die sich klar von der unbeherrschten, triebhaften Handlung unterscheidet.

 

Durch diese Konkretisierung ist uns die Möglichkeit gegeben, den umfangreichen Blickwinkel der willentlichen Steuerung und die mit ihr im Zusammenhang stehenden Überlegungen der Lebensleistung zu untersuchen.

 

Verstehen wir Handlungen als Verwirklichung von Antriebszielen oder Verhaltensentwürfen die unmittelbar wirken, können wir schlussfolgern, dass Antrieb und Handlung gleichsam kurzgeschlossen ist, wie Anfang und Ende dieses Funktionszusammenhangs. Dazu zählen wir alles, was wir unter impulsivem Verhalten, also Trieb- oder Affekthandlung, verstehen können. Diese Handlungen sind ganz natürlich und ursprünglich. Wir dürfen nicht vergessen, dass sie stetig entwicklungsfähig bleiben. Es ist für jeden von uns unschwer nachvollziehbar, dass diese Handlungen nichts mit unserem Willen zu tun haben brauchen. Bei ehrlicher Betrachtung stellen wir nämlich fest, wenn wir nur den Verlauf eines Tages betrachten, dass wir noch weitgehend in Formen des antriebsummittelbaren Handelns leben. Was schließlich die einsichtigen Handlungen betrifft, so liegen unsere Überlegungen oder Planungen dazwischen. Diese Entwicklung zeigt sich ganz deutlich durch unsere Willenshandlung. Allerdings wird oder ist für diese Betrachtung notwendig, dass wir die Begriffsbestimmung des Wollens präzisieren, um eine engere und weitere Bedeutung gegeneinander abzugrenzen.

Üblich ist, den Begriff des Wollens so weit zu fassen, das er auch die Vorgänge unseres Strebens beinhaltet. Also tatsächlich einen Antrieb erlebbar macht, oder voll auf das Ziel eines Antriebs gerichtet ist. Die Rede ist von einem Antriebserlebnis ausgerichtete Eigentätigkeit, sofern wir ein Ziel im wirkenden Verhalten zu verwirklichen suchen. Im engeren Sinn ist jeder innere Vorgang gemeint, durch den bestimmt wird, welche Antriebe verwirklicht werden sollen, und das damit gesetzte Ziel gegen alle Widerstände durchsetzt, die dieser Verwirklichung entgegentreten. In dieser Funktion ist das Wollen mit Sicherheit eine völlig selbstständige Tatsache. In ihrem Wesen bleibt sie ohne Einfluss anderer innerer Vorgänge.

Eine solche Gleichsetzung wird verständlich unhaltbar, wenn wir ernsthaft auf die Eigenart einerseits aller Antriebserlebnisse und der damit gekoppelten Gefühlsregungen, anderseits der Vorgänge des eigentlichen Wollens eingehen. Alle Antriebserlebnisse und Gefühlsregungen haben ein ganz bestimmtes Merkmal. Sie erscheinen aus dem Bereich, der für unser bewusstes Ich nicht mehr kontrollierbar ist. Sie ergreifen uns, und bestimmen in ihrer ursprünglichen Tendenz unser Verhalten, unsere Lebensführung und Gestaltung. Nicht mehr kontrollierbar in dem Sinn, dass uns eine Stimmung überkommt, wir von Erregungen der Angst, der Wut oder Aufregung gepackt werden, von Gefühlen der Bewunderung, der Ehrfurcht ergriffen werden. Im Grunde ist dies alles doch nichts anderes als einem Getrieben sein. Das setzt sich fort in unseren Strebungen. Durch vielfältiges Ergriffensein erleben wir Kräfte, die durch Lebenswerte, Bedeutungs-und Sinnwerte ausgelöst werden und dann in unser Verhalten einströmen. Wir erfahren uns als getrieben und ergriffen von unseren Interessen, unserer Liebe...

Von diesem Charakter der Antriebserlebnisse löst sich jedoch unser Wollen in eindeutiger Weise ab. In unserem Wollen erfahren wir uns ganz als Ganzheit, in allen Strukturen miteinander verbunden. Wir werden nicht von krankhaften Einflüssen getrieben und gesteuert. Ja, wir erleben uns selbst als aktiv steuernd; nicht als bewegt sondern als bewegend. Noch verständlicher ausgedrückt, wir erleben die eigene Autorität. Sie entscheidet, ob und in welche Richtung unser Tun und Verhalten geschehen soll. So sind wir Träger des Geschehens, im Zustand unseres Wollens durch Selbstbesinnung. Der Wille spiegelt unser bewusstes Ich wider und wird zum Höhepunkt, zum Fixpunkt, weil von ihm aus die Verhaltenstendenzen gesteuert werden.

Dem Charakter der Antriebsgefühle und Erlebnisse steht tatsächlich das Moment der Souveränität und Autonomie gegenüber, also das Moment der Selbstherrlichkeit und Selbstbestimmung. Daraus können wir in unserem Wollen Erfahrung schöpfen, denn hier wurzelt sie. Weiter können wir zu der Erkenntnis gelangen, dass sich dieser Vorgang in eigener und selbstständiger Art vollzieht, und nicht auf andere innere Vorgänge zurückgeführt werden kann. Eigentlich ist unser Wille bloß ein rein formales Instrument, was sich ja in seinen Aufgaben und Funktionen zeigt. Von sich aus kann unser Wille gar nichts schaffen. Er ist ein einzigartiger Steuervorgang und kann nur wählen, hemmen und fördern, was auch ohne ihn da ist. Wir brauchen schließlich weitere Hilfsmittel, um unseren Erfahrungsschatz zu erweitern.

In der Anthologie HAAG + HERCHEN/ Frankfurt/M. - Welten im Zeitenkreis- hat der Autor Dr. Walkhoefer den Versuch unternommen, diesen Zusammenhang festzuhalten. Um wahre Erkenntnis zu komplettieren brauchen wir die Fixierung der Welt durch das Wort. Die im Wort angesprochene Welt ist doch eigentlich die festgestellte, festgemachte Welt. Im Ansprechen der Welt durch das Wort, werden Eindrücke nach bleibenden Bedeutungen komplex gegliedert. Diese Grundordnung wird als überschaubares, gegenständliches   Orientierungsfeld vor unser Bewusstsein gebracht. Die Eindrücke des unmittelbar Erlebten ordnen sich um den Kern bestimmter Vorzugsmerkmale, unter weitgehender Ablehnung dessen, was darüber hinaus noch zum Ganzen der Erscheinung gehört. Das Wort ist somit ein Symbol des Bleibenden im Fluss der Erscheinungen, weil durch das Wort diese Flüchtigkeit zum Stehen gebracht wird. Wir können uns durch unsere Sprache aus dem Strom des Lebens lösen. Im Sog der Erscheinungen brauchen wir nicht mehr mitzuschwimmen, sondern erheben uns mittels der Sprache, um einen Überblick zu gewinnen. Sie ist ein Werkzeug geworden, ein Mittel des Umgehens mit der Welt und des Zurechtfindens in ihr. Das Ansprechen der Welt ist ein Vorgang der Organisation, der Ordnung. Ein feststellendes Einordnen von Erlebnissen in unseren Lebensraum, in dem wir unser Dasein pflegen oder vernachlässigen. Auf diese Weise sind wir auch freie Menschen. Es liegt an uns, uns aus dem Gefängnis der unmittelbaren Eindrücke, mit denen die Welt uns bestürmt, zu befreien. Die Welt, die wir als Eindruck in unsere Innerlichkeit eingeatmet haben, atmen wir im Ausdruck des Wortes wieder aus. Uns ist die Sprache nicht nur dazu gegeben, die Welt anzusprechen in unserer Distanz oder Positionierung zum Ich oder nicht Ich, sondern dass wir die Wirklichkeit aus unserem inneren Erleben sprechen lassen. Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war ein Gott. Dieser war im Anfang bei Gott. Alle Dinge kamen durch ihn ins Dasein, und ohne ihn kam auch nicht ein Ding ins Dasein. Diese Sätze leiten das Evangelium des Johannes ein und bringen uns klar zum Ausdruck, wie uns unser Schöpfer sich und seine Schöpfung offenbart. Sein Wort wurde Leben. Das ist das Sichtbarwerden seines Wortes und der ursächliche Sinn unserer Fragen. Wenn wir den Sinn dieser Wirklichkeit erkennen zeigt sich die Notwendigkeit, dass wir durchaus die Möglichkeit einräumen sollten, unsere Gedanken sichtbar zu machen. So kann sich unser -In der Welt sein- tatsächlich ändern. Die inhaltliche Fülle und die thematischen Besonderheiten, die dafür erforderlich sind, ruhen in unseren Antrieben, die teilweise verschüttet sind. Sie werden durch unseren Willen nicht geschaffen. Unser Wille dient allein, wir sagten es schon, als einzigartige Steuervorkehrung. Er ist voll dafür zuständig, dass ja gerade durch ihn unser Bewusstsein, den Verhaltensantrieben gegenüber, Stellung bezieht. Der Wille sorgt dafür, dass Ablehnung oder Zustimmung ausgesprochen wird, und das gesetzte Ziel zur planvollen Leitlinie des Gesamtverhaltens gemacht wird. Mit anderen Worten sorgt er dafür, dass aus bloßen Möglichkeiten, Taten folgen und gegen alles, was seiner Verwirklichung entgegenwirkt, ausgeschaltet werden. Unschwer ist daraus abzuleiten, dass eine ständige Auseinandersetzung, eine Stellungnahme mit Widerständen des Ich´s und dessen Überwindung, existent ist. Dies wird noch deutlicher, wenn wir einige Phasen der Entwicklung des Willens verfolgen.

Wir können festhalten, dass unser Wille ein -Icherlebnis- einschließt. In seiner Entwicklung tritt der Wille also erst dort auf, wo nachweislich ein solches -Icherlebnis- vorliegt. Wir erleben jedoch, dass nicht alle Antriebsziele in Sofortreaktionen eine Verwirklichung finden können. Die Umwelt bildet Widerstand. Somit folgt eine Störung zwischen dem Kreislauf von Antriebserlebnis und unserem Verhalten, durch gerade diese Beschränkung. Die Folge dieses Geschehens, das ja im wirksamen Verhalten auf die Welt hin seinen Auslauf sucht, bricht sich an der Umwelt, und kehrt zum Ausgangspunkt zurück. Damit ist der erste Anstoß zur Entfaltung des Willens gegeben. Unser Ich gelangt zu einer ersten Form des Erlebwerdens. Immer dann wird unser Wille auf den Plan gerufen, wenn er etwa bei einer Verrichtung, die bisher problemlos verlaufen ist, eine Störung erlebt, wenn sich unserem Willen ein unerwartetes Hindernis entgegenstellt. In dieser Weise wird die Welle des im Dienste eines Antriebs stehenden Geschehens am Widerstand der Außenwelt auf den Ausgangspunkt zurückgeworfen werden. Jetzt, wo der Wille auf den Plan gerufen ist, wird dieser mit seiner hemmenden und lenkenden Funktion zunächst auf den eigenen Körper verweisen, durch den die Handlungen ausgeführt werden. Unser Körper bildet somit die Grenze zwischen der Innen- und Außenwelt. Er ist uns sowohl als Teil der Außenwelt wie auch als Gehäuse der eigenen Innenwelt gegeben. Unsere Hände und Finger erleben wir als etwas, das zur Außenwelt gehört, und dennoch zugleich als etwas, das bei einer Bewegung in Unmittelbarkeit zu unserem Innern steht. Ein weiterer Entwicklungsabschnitt des Willens besteht darin, dass er unseren Bewegungsapparat, durch den wir uns mit unserer Umwelt handelnd in Beziehung setzen, so steuert, dass die ausgeführten Bewegungen geeignet sind, das in der Außenwelt erstrebte Ziel zu verwirklichen. Gewisse Handlungen werden unterlassen, andere werden vom Ziel her geformt und gesteuert. Das geschieht, um es ganz deutlich zu machen, so präzise, dass wir jede Bewegung unter Kontrolle halten, wie es ein Seiltänzer tut, um nicht abzustürzen.

So nähern wir uns einem weiteren Entwicklungsabschnitt des Willens, der sich durch die inneren Vorgänge entfaltet, und hier seine Wirksamkeit als Instanz des Ich zu steuern sucht. Diese Entwicklung lasst Dinge nicht einfach nur so geschehen, wie sie sollen, sondern durch die Steuerungsversuche ist eine natürliche Entwicklungsfähigkeit gegeben.

Das geschieht zunächst einmal mit jenen Vorgängen, die- wie die Bewegungen das motorische- so diese inneren Vorgänge ihrerseits das sensorische Bindeglied zur Außenwelt darstellen, in sinnlicher Feststellung. Hier führt die hemmende und lenkende Funktion des Willens zu dem, was wir aus der Psychologie als willkürliche Aufmerksamkeit kennen, also noch kein echt vollzogener Willensakt. Dazu kommt es erst, wenn wir durch Einschalten der Willensfunktion alle jene sinnlichen Eindrücke abblenden und nicht zur Kenntnis nehmen, die die Beobachtung dessen stören könnte, was im Blickpunkt eines ganz bestimmten Zieles steht. Auch diese Willensentfaltung vollzieht sich an Störungsstellen im Ablauf der Verwirklichung eines Antriebszieles. Genau wie auf die Wahrnehmungen erstreckt sich der Wille in seiner hemmenden und lenkenden Funktion auch auf die Vorstellungen und das Denken. Das lässt sich in einem einzigen Wort verdeutlichen- Konzentration. Überlassen wir uns der Eigentätigkeit unserer Vorstellungen, so entsteht ein regelrechtes Puzzle von Einzelheiten, die ständig aus der Tiefe des Unbewussten freisteigend auftauchen oder durch Anregung von Außen assoziiert werden. Erst die durch unseren Willen geordneten und gelenkten Vorstellungen und Denkabläufe treffen eine Auswahl in der Richtung auf ein bestimmtes Ziel. Vom gegenständlichen Horizont des Erlebens, den Inhalten des sinnlichen Bemerkens, des vorstellenden Vergegenwärtigens und des denkenden Erfassens erstreckt, vollzieht sich unser Wille. Er erfasst unseren gesamten Innenbereich, die Vorgänge der Antriebserlebnisse und der Gefühle. So können wir gut verstehen, dass unser Wille nicht mehr der Wirksamkeit untersteht, ob überhaupt und wenn, welche Strebungen oder welche Gefühle wir erleben. Dennoch vermag er zu bestimmen, wieweit unsere Verhaltensantriebe der Strebungen und Gefühle für unsere Lebensführung und Lebensgestaltung wirksam werden. Der Wille tritt in den Dienst eines bestimmten Antriebszieles, dem er zur Verwirklichung zu verhelfen sucht. Auch in dieser Funktion entfaltet sich der Wille an Störungsstelle im Ablauf des Innenlebens. Denn die Verwirklichung des von ihm akzeptierten Antriebszieles hat sich gegen alle anderen Antriebsregungen, ebenso wie gegen äußere Widerstände, durchzusetzen.

Jetzt, nachdem wir das Wollen begrifflich analysiert haben, seine Eigenarten beschrieben sind und die Stadien seiner Entwicklung nachvollziehbar geworden, können wir jene Formen wirkenden Verhaltens näher charakterisieren, die im -Unterschied zu den antriebsummittelbaren Impulshandlungen- als Willenshandlungen anzusprechen sind. Ihr Spektrum liegt wahrscheinlich darin, dass in ihnen ein Antriebserlebnis nicht unmittelbar in Handlungen umgesetzt, sondern in die Regie des Willens genommen und gegen Widerstände durchgesetzt wird. Auch hier unterscheiden wir zwei Formen.

Einmal so, dass verschiedene Antriebe in Konkurrenz miteinander treten, der Wille entscheidet, welcher verwirklicht werden soll. Dies ist die wohl komplizierteste Form der Wahlhandlung, auf die wir noch ausführlicher eingehen werden; wenn wir die einfachere Willenshandlung, bei der das Antriebsziel eindeutig feststeht und nicht in Konkurrenz mit anderen steht, betrachtet haben.. Was sich bei einer einfachen Willenshandlung in unserem Innern abspielt, enthält eine Reihe von Momenten, durch die sich die Willenshandlung als Verhaltenstyp von der Impulshandlung abhebt. Das eine ist die Bewusstmachjung und Fixierung des Zieles. Das Strebungsziel wird vorstellend vergegenwärtigt und zu dem gemacht, was wir als Vorsatz, als Vornahme, bezeichnen.

Natürlich ist es keineswegs so, dass das gewählte Ziel in jedem Augenblick des Handlungsvollzugs vorstellungsmassig gegenwärtig sein muss. Die in der Vornahme, im Vorsatz fixierte Zielvorstellung wirkt auch ohne dauerndes Vergegenwärtigen als Einstellung. Das einmal gesetzte Ziel wird zur Leitlinie unseres Verhaltens. Möglich ist zwar, dass das Ziel sogar für kürzere oder längere Zeit völlig unwirksam werden kann, die Willenshandlung somit unterbrochen wird, es geht nie völlig verschüttet. Es taucht immer wieder auf, um seine Verwirklichung zu realisieren. Es können auch ganz unbewusste Strebungen wirken, die ohne vorstellende Vergegenwärtigung des Zieles und ohne Vorsatz geschehen. Was in der eigentlichen Willenshandlung von Bedeutung ist, ist der Fakt, dass das Ziel, einmal klar ins Auge gefasst, bewusst geworden und zum Vorsatz fixiert worden ist.

Mit der Fixierung des Antriebszieles und der vorstellenden Vergegenwärtigung allein ist´s auch noch nicht getan. Das Ziel erweist sich erst dann als echter Vorsatz, wenn er tatsächlich verwirklicht wird. Bleibt er lediglich als Vorstellung im Erleben, ohne im Wollen praktiziert zu werden, kann alles Streben im einfachen Wünschen stecken bleiben. Der Zentralpunkt einer jeden Willenshandlung ist die innere Überwindung, ist der Willensruck. Er bildet sozusagen die Summe aller Energien, die uns als eine gegen Widerstände gerichtete Anspannung zum Bewusstsein kommt. In dieser Anspannung, die wir Willensruck nennen wollen, geschieht ein weiteres, wodurch sich Willenshandlung und Impulshandlung voneinander unterscheiden. Es vollzieht sich eine wir können sagen, Organisation des Vorgehens. Das unterscheiden wir erstens in eine Art Planung, also das Überdenken und die Wahl der Mittel, die dafür sorgen sollen, das in der Vornahme ausgemachte Ziel zu verwirklichen.

Die zweite Art besteht in der Lenkung der Organe, die an der Durchführung beteiligt sind. Ihre hohe Bedeutung liegt darin begründet, dass durch eine solche Lenkung von Bewegungen im Vollzug einer Willenshandlung wir einen Lernprozess von körperlichen Fähigkeiten vollziehen, die uns nicht in die Wiege gelegt wurden.

Ganz anders liegen die Dinge bei der Impulshandlung. Der in ihnen enthaltene Bewegungsentwurf ist immer stets eine Bewegungsgestalt. Sie nimmt das ganze Verhaltensgefüge, das zum Antriebsziel führt vorweg, während sich der Bewegungsentwurf in den Willenshandlungen auf Teilhandlungen erstrecken kann. Folglich kann sich auch das Ziel der Willenshandlung in einzelne Zwischenziele darstellen. Diese bisher genannten Merkmale. Fixierung des Antriebszieles in der Vornahme, dem Willensruck und der Organisation des Vorgehens- enthält die einfache Willenshandlung noch ein weiteres Moment, das sich von der Impulshandlung unterscheidet. Für die letztere ist es eigenartig, dass Antrieb und Handlung auch Anfang und Ende der inneren Vorgänge bedeutet. Je weiter nun die Verwirklichung des vorgenommenen Zieles in der Zukunft liegt, und je schwerer die erforderliche Organisation des Vorgehens zu gestalten ist, desto mehr ist bereits in der einfachen Willenshandlung die Kopplung zwischen Antrieb und wirkendem Verhalten gelockert. Hier ordnet sich ein Bewusstsein in die Willenshandlung und zwischen dem Antrieb und seiner Verwirklichung ein. In diesem Bewusstsein sind Vornahme, Willensruck und Organisation des Vorgehens eingebaut. Bei weiterer analytischer Auseinandersetzung zeigt sich, dass eine einfache Willenshandlung von beschriebener Form sich der Verlaufsform und dem inneren Aufbau der antriebsummittelbaren Handlung annähern kann. Das passiert, je häufiger sich die im Zuge der Organisation des Vorgehens notwendigen Willensgesteuerten Teilhandlungen wiederholen, und damit erlernt und zur Gewohnheit werden. So wird uns verständlich, wie sich ursprüngliche Willenshandlungen automatisieren können. Hierin liegt unbestritten eine innere Ökonomie unseres Lebens. Unser Gewissen kann in dieser Form entlastet werden, und wir können vorhandene Energien in die Erledigung neuer, ungewohnter Aufgaben und Notwendigkeiten einbringen. Sie dürfen unbedingt für unsere Lebenszusammenhänge willentlich freigesetzt werden. Dies kann dann der Fall sein, wenn uns eine Situation vor die Möglichkeit verschiedener Handlungen stellt, und dadurch eine Vielzahl möglicher Motive auf den Plan ruft. Dann haben wir die Wahl, und sprechen auch von der Möglichkeit, wählend zu Handeln. So nähern wir uns den schwierigeren Wahlhandlungen. Sie beinhalten immer ein besonderes Vorstadium, das durch die Konkurrenz von Motiven ausgezeichnet ist. Hierin sehen wir auch klar den Unterschied von den einfachen Willenshandlungen, die, wie ja auch die Impulshandlungen aus einem alleinigen Motiv stammen. Abgeschlossen wird dieses Vorstadium durch die Entscheidung für eines der Antriebsziele, die von den Motiven zur Wahl gestellt werden, durch den Entschluss, indem wir uns als Träger möglichen Verhaltens mit einem bestimmten Antriebsziel erkennen. Diese Entscheidungen beruhen dann auf solchen Überlegungen, die bereits auf Einsicht in praktische Durchführbarkeit und die Folgen eines Handelns vermitteln. Sie bestimmen die Zweckmassigkeit oder Unzweckmassigkeit, die Bedeutung oder Bedeutungslosigkeit im Hinblick auf ein zu erreichendes Ziel der Lebensgestaltung, und auf eine verantwortbare Art der persönlichen Lebensführung. Diese Überlegungen und die daraus resultierenden Entscheidungen gehören zum inneren Aufbau und zum Gesamtbild der Wahlhandlungen, die fester Bestandteil unserer Bewusstheit sind. Von den Entscheidungen ableitend, erhält nun auch das Motiv unseres Handelns ein Profil, was sich auch von der einfachen Willenshandlung unterscheidet. Weil diese immer aus einem einzigen Motiv kommt, ist es nicht nötig, dass ein Motiv deutlich bewusst wird, also wir in wissender Kenntnis sind, warum wir ausgerechnet dies, und nichts anderes wollen. Lediglich das Ziel wird in der einfachen Willenshandlung festgestellt, nicht das Motiv aus dem die Handlung kommt. Bei Wahlhandlungen liegen die Dinge so, dass sich die verschiedenen Motive des Handelns im Bewusstsein manifestieren, doch ganz besonders dasjenige, dem unsere Entscheidung zufällt. Dabei kann sich durchaus herausstellen, dass sich das für unser Handeln entscheidende Motiv keineswegs immer auch als das wirksamste Motiv erweist. Es kann vorgeschoben sein, während die vorausgegangene Entscheidung, selbst Handlung, tatsächlich aus anderen Antrieben stammt. Mit diesem Wissen stoßen wir dann auf die so genannten Scheinmotive, die ihrerseits zur Aufdeckung unbewusster Motivationszusammenhänge genutzt werden können. Beachtung findet die Tatsache, dass, egal ob unsere Entscheidung auf echte oder Scheinmotive gefallen ist, wir identifizieren uns, sofern eine echte Wahlhandlung vorliegt, als Träger möglichen Verhaltens mit dem Ziel, und orientieren uns im Vorhaben. Im Anschluss an das, was wir schon bei den einfachen Willenshandlungen feststellten, vollzieht sich im so genannte Willensruck und der Organisation des Vorgehens.

Allerdings führen uns diese Tatsachen an ein weiteres Problem heran. Die Frage ist erlaubt, ob der Wille, schon bei der Wahl der Entscheidungen, durch die die Konkurrenz der Motive zum Abschluss gebracht wird, in Wirksamkeit tritt? Im Hinblick auf den Vorgang der Wahl und Entscheidungen für den Willen bestehen zwei Möglichkeiten. Zunächst die Entscheidung bei der Konkurrenz der Motive, im Hinblick auf verschiedene Möglichkeiten des Verhaltens. Es geht um die Klarstellung, ob ein bestimmtes Motiv durch die Überlegung der Folgen, der zur Wahl stehenden Verhaltensmöglichkeiten, ihrer Zweckmassigkeit und Vertretbarkeit in solchem masse gestärkt wird, dass es sich gegen andere klar durchsetzt. Der Wille hat in diesem Fall nichts anderes zu tun, als dem stärksten Motiv zur Verwirklichung zu verhelfen. Hier zeigt sich deutlich, dass er eine ausführende, organisatorische Funktion hat. In Bezug auf Entscheidungen ist der Wille völlig unfrei, weil diese durch die Antriebserlebnisse selbst getroffen wurden.

Die andere Möglichkeit zeigt auch. Sie tritt dann ein, wenn der Wille als oberste Instanz gleichsam über die konkurrierenden Motive mitentscheidet, und dem einen oder anderen den Vorrang gibt. In diesem Fall ist die Freiheit gegeben, souverän zu bestimmen, was im wirkenden Verhalten passiert oder passieren wird. So viel ist sicher; wenn wir nicht schon die Entscheidung zwischen verschiedenen Handlungsmöglichkeiten als Sache des Willens annehmen, sondern seine Funktion lediglich auf die Durchführung einer durch die Antriebe selbst gefällten Entscheidung beschränken, wenn wir letztlich davon ausgehen, ein jeder von uns handle notwendig, so, wie es ihm von seinen Antrieben diktiert wird, dann lieber Leser, dann verliert der Begriff Verantwortung jede Bedeutung seiner Existenz. Damit wird das Gewissen zu einer alleinigen Fiktion, weil es der Träger der Verantwortung ist. Die tatsächlichen Verhältnisse werden verdreht, sie werden ins Gegenteil verkehrt.

Das Gewissen ist immer ein Appell an den Willen, wenn dieser frei gesetzt wird, sowohl vor, als auch nach einer Tat. Es dient als innerer Richter, empfindet Recht und Unrecht, und es entschuldigt oder klagt an. Daraus ergibt sich eine eindeutig beurteilende Funktion. Die ihrerseits erst einen Sinnzusammenhang ergibt; wenn die Möglichkeit von uns wahrgenommen werden kann, das eine oder das andere zu tun, wenn wir berechtigt annehmen dürfen, dass der Wille garantiert für die Entscheidung verantwortlich ist. Durch unsere Gedanken und Überzeugungen haben wir allemal die Möglichkeit, unser Gewissen auch zu schulen. Auf dieser Grundlage kommen dann Vergleiche zu dem, was wir gerade tun oder zu tun beabsichtigen. Verstoßen wir gegen Grundsätze, so warnt uns das Gewissen, es sei denn, es ist nicht geschärft worden, weil seine Warnungen fortgesetzt durch uns missachtet wurden.

Wir können unser Gewissen als wahre Schutzeinrichtung verstehen, indem es Freude oder Schmerz hervorruft, unter Beachtung unseres Tuns, ob wir nun gut oder schlecht handeln. Dann sind wir vor die Frage gestellt in dem Bewusstsein, dass es auf uns ankommt, ob dieses oder jenes geschieht oder unterbleibt, ob die Welt ihren Sinn erfüllt oder verfehlt und verleugnet. Sobald wir uns bewusst werden, in unserem Tun und Lassen den Bedingungen und Verpflichtungen nicht entsprochen zu haben oder nicht entsprechen zu wollen, die in den Regungen des im weitesten Sinn verstandenen Gemüts erlebt werden, schlägt uns das Gewissen. Wie schon angedeutet, gibt es mit Sicherheit verschiedene Grade der Klarheit und Deutlichkeit. So sehen wir nicht nur auf die Sinnwerte der Welt, zu denen wir durch unser Gemüt in Bindung stehen, sondern erkennen in der Intimität der Gewissensregungen, dass es sich um uns ganz allein handelt, um unser geistig personales Selbst. Im Unterschied zu den Gefühlsregungen, in denen wir von etwas ergriffen sind und in unserem Streben nach etwas, was uns treibt oder zieht, können wir im Prozess des Wollens und Denkens unser ICH, als wahren Ausgangspunkt sämtlicher Vollzüge, erleben. Wie schon geschrieben, erleben wir uns in unserem Wollen als bewusstes, einheitliches Zentrum. Wir sind nicht getrieben oder gesteuert, sondern steuern selbst aktiv. So können wir eine Brücke zu unseren Gedanken schlagen. Wir erleben unser Denken als aktiven Vollzug unseres Selbst. Dieses Verständnis wird auch nicht dadurch entkräftet oder aufgehoben, dass uns durchaus Möglichkeiten bekannt sind, in denen sich Denkabläufe unbewusst vollziehen. Wer von uns hat sich noch nicht mit der Lösung einer Aufgabe ganz intensiv auseinandergesetzt, und dies erfolglos. Plötzlich und ganz unerwartet, nachdem wir tatsächlich alle Bemühungen eingestellt haben, da fällt uns die Lösung ein. Klar und verständlich bleibt trotzdem, dass der eigentliche Denkakt durch die Eigentätigkeit des bewussten Selbst, unserem ICH, in Gang gesetzt wurde. Dieses Denkkommando aus der Zentrale schafft die Voraussetzung für den kompletten Denkablauf. Hieraus lasst sich nun deutlich die Gemeinsamkeit von Denken und Wollen ableiten, in ihrer Funktion des Gefügehaften Ganzen des Erlebens. Die Erlebnisse ihrerseits bestimmen unsere Daseinsthematik außerordentlich. Die Aufgabe der Zentrale ist es, unser durch die Daseinthematik gerichtetes Verhalten zu steuern. Dies passiert durch den Willen. Um jedoch diese Aufgabe umfassend zu erfüllen, bedarf der Wille der Mitwirkung jener inneren Vorgänge, die wir unter dem Verständnis des denkenden Erfassens einordnen. Diese Leistung besteht wesentlich darin, die Wirklichkeit von Geschehen vor unser Bewusstsein zu bringen, als ein überschaubares und zugängliches Feld von Sachverhalten und Sinngehalten. Damit wir uns zu Recht finden können, brauchen wir die Vollzüge des Denkens und Wollens. Sache des Denkens ist es, die Welt in Widerschein der Erlebnisse zu gliedern und zu ordnen. Es gibt uns nicht nur die intellektuelle Einsicht in vorhandene Möglichkeiten und die daraus resultierenden Folgen, in ihrer Zweckmassigkeit oder Unzweckmassigkeit, sondern in ihrem Wert oder Wertlosigkeit. Es stellt uns die Welt, zu der wir uns ja wirkend gegenüber verhalten, dar als einen Horizont von geistigen Sinngehalten, auf die wir unser Dasein beziehen, auf die unser Dasein bezogen ist. Diese Tatsache ist zu verabsolutieren, weil sie nicht änderbar ist. Der Wille entscheidet darüber, wie weiter diese Vorgänge geschehen, und sie sich auswirken. In den Vollzügen des denkenden Erfassens, und des Wollens, bildet sich das uns bekannte Ego, der Kern dieser Dinge. In all diesen Erlebnisvollzügen entwickelt sich unsere Bewusstheit, und wir erfahren so von uns, wie wir uns verhalten. Genau betrachtet ist also zwischen Bewusstsein und Bewusstheit zu unterscheiden. Im ersten Fall handelt es sich ja um die Funktion des Ich, die als feststellende, im zweiten um die Funktion, die wir als Stellung nehmende betrachten dürfen. Unserem Ich kommen demnach zwei Funktionen zu; das Feststellen der Erlebnisse und das Stellung nehmen zu ihnen. Die Eigentümlichkeit besteht demnach darin, Überblick und Orientierung zu schaffen, was im weiteren Verlauf Verfügungsgewalt über sie bedeutet. Das heisst die Fähigkeit einzubringen, Kräfte in Gang zu setzen und zu veranlassen, diese zu steuern, sobald die Stufe der Selbstbesinnung erreicht ist. Durch dieses Wissen ist es uns nämlich weiterhin möglich, eine besondere Schicht unseres Erlebens darzustellen. Sie setzt sich aus den uns bekannten Begriffen Gefühl und Gemüt zusammen, oder auch aus dem Emotionalen oder Affektiven. Allerdings reichen diese Worte keineswegs aus, um den ganzen Sinnzusammenhang aufzuzeigen. Also tauchen wir in die Tiefe unserer innersten Sphäre des Erlebens. Offenbar sind es ja unsere Strebungen, durch die wir eigentlich den nötigen Schwung bekommen. Unser Innenleben ist auf die Verwirklichung von Möglichkeiten unseres Seins, auf Selbstentfaltung, Selbsterhaltung und Selbstgestaltung voll ausgerichtet. Wir können diese Möglichkeit drehen und wenden wie wir wollen, ihre Verwirklichung hat immer eine Werdende und als Werdende aus der Vergangenheit über die Gegenwart in die Zukunft gerichtete Entwicklung. So dürfen wir unser Innenleben verstehen, es ist immer durchpulst von Antriebserlebnissen, die auf ihre Verwirklichung eines noch nicht bestehenden Zustandes gerichtet sind und, in diesem Verständnis, die eigene Lebensgestaltung ausmachen, nicht im Sinne von Verdunkelung, sondern von Erleuchtung. Das bedeutet, wir entwickeln ein klares Zielbewusstsein, durch die Einsicht in Sachverhalte und derer Zusammenhänge. Somit stellt sich die Frage, ob wir an dem Tatbestand innerer Erfahrung, wir meinen das Wissen über Antriebserlebnisse, verschiedene Seiten betrachten dürfen?

Zunächst ist ja klar festzustellen, dass jeder Antrieb, jeder Drang in besonderer, verschiedener Art oder Form der Befindlichkeit, eines bestimmten Zumutesseins von uns erlebt wird. So erleben wir im Drang einen Zustand des Mangels, der Bedürftigkeit, einer Bedürftigkeit nach Erkenntnis, um leben zu können. Fortgesetzt Erkenntnis in uns aufnehmen schafft die Grundlage aller Weltanschauung. Mit den Bedeutungen unserer Bedürfnisse haben wir uns in diesem Bericht bereits vertraut gemacht. Der Begriff Bedürfnis umschreibt wohl am verständlichsten unsere Grundbefindlichkeit von der alle unsere Antriebserlebnisse durchzogen sind. Zur Eigenart unserer Grundbefindlichkeit sei soviel angemerkt, dass sie ständig von einer unmittelbar erlebten Unruhe in der Gegenwart steht und von einem Noch nicht durchströmt wird, über das jedoch hinwegzukommen ist. Dieses Hinwegkommen macht dann sozusagen die Dynamik dieser Erlebnisse aus. Im Antriebserlebnis liegt das gegenwärtige, augenblickliche Erleben der Gegenwart, das in die Zukunft gerichtet ist. Dennoch muss dieser Vorgriff in die Zukunft nicht auf einer vorstellungsmäßigen Vergegenwärtigung beruhen. Sie kann dunkel, verschwommen, bildlos, gegenstandslos, ja völlig ungestaltet erlebt werden. Vergleichsweise in derselben Unbestrittenheit, mit der einen gestellten Frage, das Erfragte noch nicht erkannt, gesehen und trotzdem schon in einer eigenartigen Form vorweggenommen ist. Diese Antriebserlebnisse haben, neben der Grundbefindlichkeit des Bedürfens, einen Weg, eine Richtung, die aus unserer eigenen Lebensmitte von der augenblicklichen Gegenwart in die Zukunft verläuft. Interessant, dass der Drang nicht nur ein Wegstreben von der Gegenwart ist, ein bloßes Herauswollen aus der Befindlichkeit des Bedürfens, des Mangels. Es beinhaltet immer das Hinwollen zu einem Ziel. Offenbar muss jedoch festgestellt werden, dass es aussichtslos ist, die Mannigfaltigkeit der Antriebserlebnisse, die vom konkret gelebten Augenblick gegeben, und von Situation zu Situation verschiedenen Zielen her, zu ordnen. Deshalb sei auch die Frage erlaubt, ob es ein allgemeines Ziel gibt, das vielleicht völlig unspezifiziert auf unsere arteigene Dynamik gerichtet ist, von der wir zu einer Aufgliederung der Antriebe kommen könnten?

Die einfachste Art, diese Frage zu beantworten besteht jetzt darin, das Ziel aller unserer Strebungen in allgemeiner Form darin sehen, es als Aufhebung des Zustandes der Bedürftigkeit, als Erfüllung der im Antrieb aktuellen Bedürfnisse, als zur Ruhe kommen der Spannung und Unruhe, mit der das Bedürfnis im Antriebserlebnis über die Gegenwart hinausdrängt. Indem wir die Aufhebung des Bedürfnisses unter dem bekannten Begriff der Lust stellen, worum es in jeglichem Streben ja geht, sei die Erreichung von Lust und die Vermeidung von Unlust. Richtig ist, dass die Antriebserlebnisse zu Ende gehen; wenn die sie begleitende Befindlichkeit eines erlebten Bedürfnisses und Drängens ausgeglichen wird. Dieser Ausgleich ganz, allgemein gesagt, kann mit dem Erleben von Lust verbunden werden. Mit einer solchen Bestimmung des Antriebszieles kommen wir jedoch zu keiner Gliederung, weil dieses Ziel für alle Drangerlebnisse gleichsam gilt und uns keine Unterscheidungsmerkmale bestimmen lassen, nach denen wir die Vielfältigkeit der Strebungen ordnen könnten. Mit dieser einfachen Antwort wissen wir soviel wie zuvor. sie zeigt und macht uns deutlich, wie geradezu ins Uferlose diese Bemühungen reichen. Wir dürfen uns damit vertraut machen, dass es tatsächlich verschiedene Lösungen gibt, solange wir uns im Bereich von Motivationen bewegen, die uns im Selbsterleben gegeben sind. Noch konkreter gesagt, solange wir fragen, was von uns als das eigentliche Ziel erlebt wird. Diese Bilanz brauchen wir, um, auch über die konkret wechselnden Ziele hinaus, auf die Thematik dessen zurückzukommen, was unser menschliches Dasein zu verwirklichen sucht. Trotzdem ist uns doch nicht aufgetragen, aus der lebendigen Mannigfaltigkeit eine allgemeine Formel aufzustellen, sondern die konkreten Wertgründe unserer konkreten Praxis aufzuweisen. Mit dieser Betrachtungsweise verlassen wir die subjektiv- innerlichen Erfahrungen, und beziehen einen anderen Standpunkt.

Dieser soll in seiner Funktion zwar unsere subjektive Erfahrung beinhalten, darf jedoch nicht dominierend über die Problematik herrschen, was über das menschliche Dasein in dieser Welt und im Zusammenhang mit ihr zu berichten ist. Eines steht doch gewiss außer Frage, dass der Mensch, in der untersten Schicht seines Seins, Teilh des Lebens ist, welches er gar nicht definieren kann. Dieses anonyme, vorindividuelle Leben ist dennoch wirksam.

Es äußert sich ja gerade als Lebensdrang, als Drang überhaupt, da zu sein und des Lebens als ein Prozess inne zu werden, zu leben, zunächst sogar noch gleichwertig, was und wie wir leben. Es ist die Erfahrung schlechthin, die im Lebensdrang gesucht wird und bereits im Atmen und im eigenen Pulsschlag gefunden wird. Was das Leben, welches im Erleben zur Welt und zu sich selbst erhellt wird, will, ist die genaue Erkenntnisgewinnung. Nun ist uns auch bekannt, dass gerade der erforderliche Lebensdrang sich ins Gegenteil verwandeln kann. Er kann in den Wunsch des Nichtmehrseins umschlagen, in Gefühlsregungen der Schwermut und des Verzweifelns.

Das Verständnis dieser Tatsache zeigt, dass wir den Lebensdrang als ursprüngliche und selbstständige Triebkraft des Lebens einordnen dürfen. Sie geht auch durch den Menschen hindurch, und entfaltet ihre Dynamik und Thematik in unterschiedlichsten Formen, die wir zusammengefasst als Antriebserlebnisse des fruchtbaren Daseins verstehen dürfen; die wir in Folge als Lebenswerte bezeichnen werden.

Unser Leben ist uns nun nicht nur als Gehalt des vorindividuellen, anonymen Daseins gegeben. Zur Lebenswirklichkeit gehört, die Anonymität als Einzelwesen aufzugeben. Unsere wesentliche Existenz zeichnet sich durch das Hineingestelltsein in die Umwelt aus.

Besondere Aufmerksamkeit darf ich auf das Gesetz der Kommunikation lenken, ohne das wir uns nicht verwirklichen und entfalten können. Diese gezeigten Situationen bringen eine Reihe von Erlebnissen, die wir zusammenfassend als Antriebserlebnisse individuellen Selbstseins verstehen können. Die Antriebserlebnisse des individuellen Selbstseins, wie Macht, Egoismus, erhalten ihre spezifische Dynamik und Thematik aus Situationen, in denen sich der Einzelne gegenüber seiner Umwelt sieht. Daraus resultierende Werte können wir als Bedeutungswerte verstehen. Mit der Unterscheidung von Antriebserlebnissen in solche des lebendigen Daseins und des individuellen Selbstseins, sind die menschlichen Triebe und Strebungen nicht erschöpft. Wenn wir bei genauer Betrachtung eine gewisse Isolierung und vielleicht Gegenstellung zu Umwelt und Mitwelt feststellen, wird diese wieder durchbrochen durch Antriebserlebnisse, die wir als ein Überunshinaussein kennen. Die diesem Zusammenhang entsprechenden Werte sind die Sinnwerte. Sind nämlich die Antriebserlebnisse des individuellen Selbstseins auf die Verfestigung des Einzeldaseins in Ablehnung gegen die Umwelt oder Mitwelt. So ist nachvollziehbar, dass die Strebungen des Übersichhinausseins nur ein Ziel haben. Es soll dem menschlichen Dasein den Horizont einer Welt zeigen, durch den eine eigene Sinnerfüllung gegeben ist.

Der Mensch sucht so die persönliche Eingebundenheit in den Weltzusammenhang. Durch seinen aktiven Einsatz, durch seine Hingabe vorhandener Möglichkeiten. Jetzt offenbart der Mensch, dass er nicht nur Träger jenes vorindividuellen, anonymen Lebens ist, von dem die Welt ja erfüllt ist, nein- jetzt zeigt er seine spezielle Eigenart, die des Geistigen. Denn Geist aus diesem Verständnis heraus bedeutet doch, die mögliche Teilhabe an dem, was jenseits des individuellen Seins und seiner Belange gelegen ist. Durch diese vorstellbare, denkbare Teilhabe wird uns Menschen gleichsam ihre Verwirklichung deutlich. Somit sind unsere Antriebserlebnisse auf eine dreifache Thematik zurückzuführen. Die Thematik des lebendigen Daseins, die des individuellen Selbstseins und die des Übersichhinausseins.

Exakt können wir in dieser Reihenfolge eine Entwicklung nachweisen. Dazu brauchen wir die Aufmerksamkeit und das Verständnis von einzelnen Erscheinungsformen der bislang charakterisierten Erlebnisse. Wir sind davon ausgegangen und haben gesagt, dass der Lebensdrang durch den Menschen hindurchgeht, und sich in verschiedene Formen verwirklicht.

Zusammenfassend dürfen sie jedoch als Antriebserlebnisse des lebendigen Daseins verstanden werden. Ihr Gemeinsames liegt darin begründet, dass sie das Innewerden des Lebens in der Unmittelbarkeit, ja, in der Ursprünglichkeit und Dynamik seines Vollzugs, zum Ziel haben. Leben ist Bewegung, es ist Selbstbewegung. Wir als Menschen und Träger des Lebens suchen demnach in den Urfunktionen diese Entfaltung.

Sie zeigt sich zweifellos als reine Funktion des Lebens, als Tätigkeit ihrer selbst willen. Die sauberste Form erleben wir bei einem Kleinkind, solange es die Welt noch nicht durch Gehen ergründet. Hier vollzieht sich der Tätigkeitsdrang im Spiel mit den Fingern, im Strampeln und Lallen von Tönen. Hat das Kind in der weiteren Entwicklung das Gehen erlernt, dann äußert sich sein Tätigkeitsdrang im Bedürfnis nach Laufen und Springen. Beobachtungen geben Zeugnis davon, dass ein Kind, wenn es aus der Wohnung auf die Strasse kommt oder besser auf den geschützten Hof, dass es läuft und springt, wie ein kleines Tier, zum Beispiel wie ein Hund, der lange an der Leine festgehalten wurde. Dieses Tätig- in - Bewegungsein ist die Kraftquelle unseres Lebensdranges. Dennoch soll deutlich gemacht werden, dass es nicht um die Verwirklichung einer Leistung geht, sondern um einen Zweckwert. Das, worum es im Tätigkeitsdrang als einem Teiltrieb des Lebensdranges thematisch geht, ist ein Lebenswert, nämlich die Tätigkeit um ihres funktionellen Eigenwertes willen. Sie soll in unserm Leben die potenzierte Selbstbewegung entfalten. Im Leistungsstreben dagegen geht es um einen Sinnwert. Die Erfüllung zeigt sich in dem, was wir Arbeit nennen, während des Tätigkeitsdrangs, der beim Kleinkind, wie gesagt, in reiner Form ausgeprägt, sich im Spiel verwirklicht. Überall dort, wo sich das Spielen des Menschen, aus echter Funktionslust zeigt, gelangt das Leben in seiner Fähigkeit der freien Bewegungsentfaltung zur Wachheit und Echtheit des Erlebens. Das Spiel ist die Vollzugsform des Tätigkeitsdranges, welcher als Teiltrieb des Lebensdranges verstanden werden kann. Ein bestimmtes Maß an Tätigkeitsdrang hat wohl jeder von uns. Doch zeigt sich gerade die Unterschiedlichkeit in dieser Thematik der Verschiedenheit durch Arten von Betriebsamkeit. Diese können wir jedoch, und das ist ausdrücklich anzumerken, als Verhaltensbegriff verstehen. Der Verhaltensdrang stellt demnach lediglich eine mögliche seelische Wurzel der Betriebsamkeit dar. Auch andere Hintergründe sind denkbar. Selbst innere Leere oder die Flucht vor sich selbst sind allgemein bekannt. Auch der Versuch, sich wichtig zu machen und Geltung zu verschaffen, gehört dazu. Unser Leben ist nicht nur ein Vorgang der Selbstbewegung, d.h. des Sichauswirkens. Es beinhaltet auch einen Moment an Irritation und gefühlsmäßiger Ergriffenheit, welche unsere Antworten bestimmen.

Diese beiden Seiten des Lebensgeschehens seien erst einmal festgehalten, weil der Lebensdrang, in dem ja das Leben seiner selbst innewerden will, sich nicht nur in der Form der Äußerung als Tätigkeitsdrang zeigt, nein, auch im Drang nach Innigkeit, was wir durchaus als Innenzustand verstehen dürfen und können. Noch genauer betrachtet, können wir jetzt sogar verschiedene thematische Abwandlungen durch die Qualität von Zuständigkeiten feststellen, welche uns Lebendigkeit vermittelt.

Die entwicklungsgeschichtlich früheste Form ist das Streben nach Genuss, dem Lebenswert der Lust. Diese vage Verallgemeinerung führt zur Kennzeichnung jeglicher Antriebsthematik, und wird, oftmals zur missbrauchten Begriffsbestimmung der Lust, die dennoch berechtigte Anwendung finden. Sehr deutlich wird uns diese Thematik, wenn wir das Genießen bei einem Kleinkind beobachten. Die Lust beherrscht es, und das Kind zeigt einen Ausdruck des Behagens, wenn es in der Wärme seines Bettes geborgen liegt und gesättigt ist. Interessant sind auch Reaktionen, die beim Erklingen einer Spieluhr o.Ä. zu beobachten sind. Wir erleben einen echten Ausdruck des Vergnügens. dass schon bei einem Kleinkind ein Antriebsdrang des Genießens wirksam ist, zeigt weiterhin auch die Tatsache, dass es gegen unangenehme, den Innenvorgang des genießenden Behagens störende leibliche Zustände, mit lauten Schreien protestiert. So zum Beispiel nasse Windeln, unangenehme Lichtverhältnisse, erschreckende Schattenbilder...

Die beschriebene Antriebsthematik des Genießens unterliegt im Verlauf der Entwicklung verschiedenen Differenzierungen und zwar auch dann noch, wenn neben der Thematik des lebendigen Daseins auch die des individuellen Selbstseins getreten ist. In den ersten Lebenswochen sind es ausschließlich die leiblichen Zustände, die der Mensch erlebend genießt. Mit der Entwicklung, die ja fortschreitend vollzogen wird, verfeinern sich die erstrebten Genüsse. Neben den Genüssen des Gaumens beim Essen oder Trinken, treten die höheren seelischen Funktionen. So kann für manchen Erwachsenen der Witz, für einen anderen das geistreiche Gespräch ein intellektueller Genuss, dessen Wert in der Funktionalität des Denkens erlebt wird, bedeuten.

Wenn wir an dieser Stelle vom ästhetischen Genuss sprechen, so ist das Gemeinsame, das in all unseren Beispielen die einheitliche aussage von Genuss rechtfertigt, der Umstand, dass in einem Auf sich wirken lassen die Lebendigkeit des Geistes, ein anderes mal die der Sinne erfahren wird. Mit Nachdruck möchte ich klar zum Ausdruck bringen, dass der Genuss lediglich eine Komponente des ästhetischen Erlebens darstellt, und diese keineswegs ausschließlich als Genuss verstanden werden muss. Wenn es nämlich dem Genussstreben thematisch um das bloße Innewerden rein leiblicher Lustzustände geht, ist die Begriffsbestimmung Begierde angebracht.

Das Streben nach Genuss nimmt für den inneren Haushalt eine ebenso wichtige Rolle ein, wie die rein spielerisch- funktionale Tätigkeit, und zwar im rhythmischen Wechsel mit Arbeit und Anstrengung. Entscheidende Bedeutung bekommt das Streben nach Genuss in der Offenbarung des Genussmenschen. Das alleinige, höchste Ziel seines Daseins ist das Genießen. Hier schlägt das natürliche Genussstreben in die Steigerungsform der Genusssucht um. Bei genauer Betrachtung des Genussmenschen können wir in erster Linie feststellen, dass alle Strebungen des Übersichhinausseins ausfallen. Seine Thematik konzentriert sich auf das Innewerden wechselnder Zuständigkeiten. Es gibt keine Bindung an Dinge oder Menschen, keine Verantwortung und Verpflichtung ihnen gegenüber. Im Verhältnis zu den Dingen zeigt sich diese Einstellung als Ausfall dessen, was wir ganz allgemein als Aufopferung für eine Sache kennen. Sämtliche Forderungen aus dem Leistungsbereich werden abgelehnt. Es fehlt an Anstrengungsbereitschaft und Härte gegen sich selbst, weil uns das Mühevolle zuwider ist. Uns fehlt jedes Bewusstsein einer Verbindlichkeit. Dadurch schaffen wir zureichende Voraussetzungen für Willkür, Launenhaftigkeit und Lieblosigkeit. Unsere Handlungen lassen auf typische Denkweisen schließen. Unser Denken bestimmt nicht den Wahrheitsgehalt einer Sache, sondern wir lieben die Eleganz der geistreichen, ja witzigen Pointe. So versuchen wir, die spielerische Funktion des Denkens zu genießen.

Ein weiterer wesentlicher Zug liegt schließlich darin, dass der Genussmensch immer die für ihn drohende Gefahr innerer Leere spürt, und er gerade deshalb ständig bestrebt ist, neue Reize zu schaffen und diese zu seiner Lebensführung zu machen. Rücksichtslos werden alle Mittel eingesetzt, um Schranken mitmenschlicher Verpflichtung platt zu machen. Wir können zum besseren Verständnis sagen, dass die durch Genuss-reize ausgelösten Zuständigkeiten sich immer wieder erschöpfen. Nur die eigenen Notwendigkeiten sind es, die ihn bestimmen, zu sein und zu wirken.

Wenn uns letztlich etwas lächerlich, besser noch widersinnig oder schlecht erscheint, liegt es oft daran, dass wir die Dinge nur zum Teil erkennen, und dadurch von ihren Gesamtzusammenhängen wenig verstehen. Wir wollen die Angelegenheiten so verstanden und geleitet wissen, wie es unsere Vernunft für zweckdienlich hält.

pd walkhoefer 2012